Das bereue ich nach meinem ersten Jahr als Mutter

Kleinkind liegt im Bett und schläft
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Nach ihrem ersten Jahr als Mama hat unsere Autorin Marie Binder nur eine Sache bereut – und die hat nichts mit Erziehungsmethoden oder verlorener Freiheit zu tun

Reue – ein fieses Wort, vor allem im Zusammenhang mit den eigenen Kindern. Kann man da wirklich etwas bereuen? Vielleicht, dass man die Zeit davor nicht oft genug Party gemacht hat? Seine Freiheiten zu wenig genutzt hat? Dass man mehr Ratgeber hätte lesen sollen? Vor der Schwangerschaft mehr Fitness angebracht gewesen wäre? All das sind keine Dinge die ich nach meinem ersten Jahr mit Baby bereut habe.

„Manches versteht man eben erst, wenn man selbst Mutter ist.“

Ich habe das erste Jahr mit eigenen Kind unglaublich genossen. Bereut im Zusammenhang mit meiner Tochter habe ich nichts. Für sie verzichte ich gerne und mit ihr ist mein Leben einfach bunter, wilder, lustiger, liebevoller und rundherum schöner. Doch etwas bereue ich nach meinem ersten Jahr mit Baby schon – nämlich meine Einstellung Müttern gegenüber, wie ich sie früher gesehen habe. Manches versteht man eben erst, wenn man selbst Mutter ist.

Meine Schwestern und einige Freundinnen hatten schon vor mir Kinder, und manchmal konnte ich nur den Kopf schütteln. Weil sie ihre Kinder immer verteidigten. Und sofort eingeschnappt waren, wenn man mal einen kleinen Kritikpunkt an ihnen oder ihren Sprösslingen anbrachte. Weil sie so an ihren Kindern klammerten, viel seltener Zeit hatten, um mit mir alleine etwas zu machen. Oder ein gemeinsames Abendessen absagte, nur weil das Kind mit Fieber daheim lag – hallo? Damals dachte ich: Der Mann ist doch zu Hause, soll der sich kümmern.

„Ich würde meine Kinder immer verteidigen, bis aufs Blut.“

Auch gegenüber meiner eigenen Mutter war ich früher nicht immer so verständnisvoll: Wenn sie sich Sorgen machte, weil ich ewig nicht anrief, obwohl ich es versprochen hatte. Oder auf einer Party zu viel getrunken hatte. Oder als ich endlich meinen Führerschein hatte. Jetzt verstehe ich sie alle – denn ich bin jetzt selbst Mutter. Ich würde meine Kinder immer verteidigen, bis aufs Blut. Und selbst wenn andere Recht haben mit ihrer Kritik, man hört sie einfach nicht gerne. Die Fehler der eigenen Kinder kennt man selbst gut genug, die muss einem niemand sagen. Denn wenn wir selbst finden unser Liebling hat ein paar Pfunde zu viel, ist das etwas ganz Anderes, als wenn eine Freundin bemerkt, dass „die Kleine ja ganz schön gut im Futter“ steht.

Und auch Kritik an mir tut sehr viel mehr weh als früher. Wahrscheinlich weil ich als Mutter perfekt sein will und weil es ein verdammt anstrengender 24/7-Job ist. Und eine Mutter es einfach nicht übers Herz bringt, ihr krankes Kind daheim zu lassen und nicht bei ihm zu sein. Und der Gedanke, dem eigenen Kind könnte etwas passieren einfach nur unerträglich ist. Ich bereue wirklich, nicht genug Verständnis für Mütter aufgebracht zu haben – denn in meinem ersten Jahr mit Baby habe ich gelernt, was es alles bedeutet eine Mutter zu sein.