Aus klein wird groß: die letzten Tage meines Sohnes als Grundschüler

Symbolbild: Kind hält alte Schulsachen in der Hand
Wo ist nur die Zeit geblieben?
© Unsplash / Kelly Sikkem

Nur noch wenige Tage, dann beginnen die Sommerferien. Der Sohn unserer Autorin Anja wird Ende August zehn Jahre alt und mit dem kommenden Schuljahr ein Gymnasiast sein. Seine letzten Tage als Grundschüler sind also gezählt … Anja berichtet, wie es ihrem Kind damit geht – und wie es sich für sie selbst anfühlt, dass ihr „Kleiner“ nun ein „Großer“ wird.

Ein lachendes und ein weinendes Auge

Ich kann es gar nicht fassen, gefühlt wurde P. doch gerade erst eingeschult. Wann ist er so schnell groß geworden? Diese Frage stellen sich wohl alle Eltern – und wahrscheinlich auch nicht nur einmal während des Heranwachsens ihrer Kinder. Wie dem auch sei. Es fühlt sich echt seltsam an: Mein Junge wird Fünftklässler. Er ist tatsächlich kein kleines Kind mehr. Und klar habe ich bei dem Gedanken an ihn auf der neuen Schule ein lachendes und ein weinendes Auge …

Klein … groß … alles relativ

Ich denke darüber nach, wie klein er als Erstklässler neben einem Viertklässler wirkte. Aber … Wie klein er wohl neben einem Schüler aus der 13. Klasse aussehen wird? Groß … klein … Es ist eben doch alles relativ. „Dann werde ich nicht mehr einer der Großen an der Schule sein, sondern wieder einer der Kleinen – und irgendwann wieder ein Großer.“ Sagt mein Sohn – und präziser könnte ich es jetzt auch nicht formulieren.

Abschied – schön und traurig zugleich …

P. erzählt, dass er seine Klassenlehrerin sehr vermissen wird. Und die, mit dieser Meinung ist er übrigens nicht allein, ist wirklich eine richtig „coole Socke“. Eine, die sportlich und witzig ist, mit der man viel Spaß haben und Pferde stehlen kann.

: Welche Schule ist die richtige?

Auf der Abschlussfeier verpassen die Kinder ihr eine „warme Dusche“: Schöne Erinnerungen festgehalten auf selbst gebastelten Papiertropfen hängen sie nacheinander an einen farbenfrohen Regenschirm. Frau H. hält ihn in ihrer Hand und schaut leicht „bedröppelt“ drein. Jedes Kind tritt vor und redet kurz mit ihr. Es ist sehr rührend. Und Frau H. – gerade schwanger – bekommt rote Augen.

… Und die Lehrerin wischt ihre Tränen weg

Als die Abschlussklasse überraschend noch ein Lied für sie singt, ist es „aus“: Die Lehrerin wischt sich die Tränen weg. Am Ende kommen alle „ihre“ Mädchen und Jungen auf sie zugestürmt, und alle umarmen sich – die Gruppe zu einer Riesenkugel geformt. P. sieht mitgenommen aus … Sie tun mir alle ein bisschen leid. Ich schaue in die Runde: Den anderen Elternteilen geht es offenbar genauso. Einige schauen bedauernd, andere lächeln. Und das alles, obwohl er in der dritten Klasse erst die Grundschule gewechselt hat.

„Ich freue mich – und bin traurig“

Auch P. sieht den bevorstehenden Schulwechsel mit gemischten Gefühlen: „Ich freue mich, weil etwas Neues beginnt, Mama“, erzählt er. „Aber ich bin auch traurig, dass ich dann keinen Unterricht mehr an meiner alten Schule haben und meine alten Lehrerinnen und Freunde nicht mehr sehen werde.“ Ich nehme ihn fest in den Arm.

: Mehr als Realschule oder Gymnasium

Einige seiner Freunde und eine Freundin werden mit ihm auf die neue Schule gehen – ein tröstlicher Gedanke für ihn (und für mich). Sie werden sich gemeinsam orientieren – zumindest in der Startphase, bevor das Leben sie wahrscheinlich irgendwann wieder „auseinander entwickeln“ wird …

Was wohl aus all diesen Grundschulkindern aus P.s Klasse werden wird? Wieder so eine Frage … Die sich sicher auch Frau H. immer wieder einmal stellen wird – denn diese Klasse war ihre erste.