Die U-Bahn-Rache der Schwangeren: Ein Drama in 5 Stationen

Leute drängen in eine Ubahn
Öffentliche Verkehrsmittel machen nie Spaß. Als Schwangere kann einen das schon an den Rand der Nerven bringen.
© Unsplash/ Rafael de Nadai

Schwangere Frauen in den Großstädten dieser Welt haben einen Endgegner: Öffentliche Verkehrsmittel! Unsere Autorin Jenn Knott hat hier den typischen, nicht ganz ernst gemeinten, Kampf von Babybauch und Ignoranz in einem Drama in 5 Stationen neu erfunden – mit überraschendem Ausgang…

U-Bahn Station, Morgen. Hauptverkehrszeit. Die Einsteiger können kaum warten, bis die Aussteiger den Wagen verlassen.  Zuletzt steigt eine schöne, hochschwangere Frau ein, die aussieht, als ob sie jede Minute platzen könnte. Die Schwangere schaut sich in dem vollen Wagen um. Sie macht den Mantel auf und streichelt den Riesenbauch, versucht Augenkontakt mit einem der Sitzenden aufzunehmen. Der Wagen ruckt sich, alle halten sich fest. Ein Strahl heißes Kaffee fliegt von der Nachbarin aus dem Becher und landet direkt auf den Babybauch.

Schwangere: Aaääähhh!

Nachbarin: Scheiße! Entschuldigung!

Die Bahn hält an, sie versucht den Fleck mit einem Tempo wegzuwischen.

Schwangere: Bitte fassen Sie meinen Bauch nicht an!

Nachbarin: Hej, ok. Wollte nur höfflich sein.

Kopfhörer steigt aus, ein zerbrechlich aussehender Rentner mit Gehstock nimmt den Platz. Ein Obdachloser im Rollstuhl fährt ein, bleibt vor ihr stehen. Die Bahn fährt weiter.

Charmanter Rollstuhlfahrer: Platz machen!

Schwangere: Wie bitte?

Charmanter Rollstuhlfahrer: Sie stehen direkt auf meinem Platz! Weg da!

Schwangere: Wie Sie sehen, habe ich auch nicht gerade viel Platz…

Charmanter Rollstuhlfahrer: Was schert mich das? Nur weil Sie einen Braten in der Röhre haben, sind Sie Königin der Welt? Aus der Bahn!

Sie schiebt den Bauch soweit wie möglich aus dem Weg, damit er vorbeifahren kann. Beim Einparken fährt er grob über ihren Fuß.

Schwangere: Aaääähhh! Ist das euer Ernst?!

Charmanter Rollstuhlfahrer: Entschuldigung, Ihre Majestät!

Während sie zwischen dem Rollstuhl und der Tür stecken bleibt, nimmt eine junge Frau den gerade freigewordenen Platz und die Bahn fährt weiter.

Schwangere: Nun reicht’s aber! Steh sofort auf und lass mir diesen Sitzplatz!!

Junge Frau: Wieso? Der Platz ist doch für mich reserviert. Ich bin ja schwanger.

Die Schwangere reißt sich etwas Haare aus.

Schwangere: Nein, ich bin schwanger!

Junge Frau: Ich bin schon in der 5. Woche!

Schwangere: Na Glückwünsch! Ich bin in der „Mein Muttermund ist schon 3 Zentimeter offen“ Woche!

Eine alte Dame schüttelt missbilligend den Kopf, mischt sich ein.

Alte Dame: Sollten Sie nicht schon in der Mutterschutz sein?

Schwangere: Bin ich doch!

Alte Dame: Wieso fahren Sie dann um die Uhrzeit U-Bahn?

Schwangere: Gute Frage!

Die Bahn kommt mit kreischenden Bremsen zum Stehen. Die Schwangere klammert sich an der Stange fest, wird aber trotzdem erschüttert. Plötzlich macht’s PLATSCH! Die Fruchtblase ist geplatzt und nun liegt eine schöne Pfütze von Fruchtwasser auf dem Boden. Die angespritzten Passagiere in ihrer Nähe schauen schockiert aus. Die Schwangere auch.

Lässiger Typ: Hej! Das ist ja voll eklig!

Die Türe geht auf. Die Schwangere lächelt böse, endlich zufrieden.

Schwangere: Tschüss, Ihr Trottel!

Sie steigt triumphierend aus, dreht sich aber noch mal zum Wagen zurück

Schwangere: Ich komme wieder – mit Kinderwagen!

Ob es sich genau so zugetragen hat? Man möchte es den schwangeren Frauen der Welt wünschen…