„Die sieht ja genau wie der Papa aus!“

Vater und Tochter sind gemeinsam am See und sehen den Enten zu
Ganz der Papa... und was ist mit mir?
©Unsplash / Caleb Jones

Wenn das eigene Baby so gar nicht, wie man selbst aussieht, dann kann das eine Mutter ganz schön traurig machen. Unsere Autorin Marie Binder konnte es nicht mehr hören, wie sehr ihre kleine Tochter doch ihrem Papa ähnelt – und nicht ihr!

Vorstellung vs. Realität

Kurz vor Krawallis Geburt malte ich mir im Geiste aus, wie mein erstes Kind wohl aussehen würde. Ich hatte schon die Babys meiner Schwestern gesehen und wusste, wie mein Mann und ich als Neugeborene ausgesehen hatten. Also dachte ich bei meinem Baby an ein hellblondes Kindlein mit kurzen, zarten Härchen.

Doch als Krawalli auf die Welt kam, hatte sie pechschwarzes und langes Haar. Sie sah also, vorsichtig gesagt, ein klein wenig anders aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Ich selbst hatte als kleines Kind eine weißblonde Wallemähne mit richtige Korkenzieherlocken – auch wenn die heute leider der Vergangenheit angehören.

Das hört keine Mama gerne

So gut wie jeder aus meiner Familie und meinem Freundeskreis, der Krawalli zum ersten Mal sah, meinte direkt: „Die sieht ja genauso aus wie der Papa!“ „Oh, die dunklen Haare hat sie aber vom Papi!“ „Von dir hat sie ja nicht wirklich viel, oder?“ Das hört keine Mama gerne, auch wenn ich der Meinung bin, einen gutaussehenden Mann an meiner Seite zu haben. Trotzdem wünscht sich wohl jede Mutter, dass vor allem bei ihrem Mädchen auch einige Details ihrer selbst wiederzufinden sind.

Es ärgerte mich innerlich maßlos, dass niemand Ähnlichkeiten zwischen meinem Baby und mir selbst finden konnte. Angeblich hatte sie alles von Papa: den Mund, die Nase, die Augen, die Haarfarbe – wahrscheinlich sogar die Ohren. Ich war schon etwas verzweifelt, da sagte meine beste Freundin eines Tages: „Wie süß, Krawalli hat genau die gleichen Füße wie du!“ Ich betrachtete die winzigen Zehen meiner Tochter und staunte: Sahen die wirklich so aus wie meine? Viel Ähnlichkeit konnte ich nicht erkennen. Obwohl auch ihr kleiner Zeh eine seltsame Krümmung hatte, wenn ich ihn mir so genau ansah.

: Vererbung der Haarfarbe

Endlich ganz die Mama

Eines anderen Tages lag mein Baby schlafend in meinen Armen, ein Sonnenstrahl traf ihre Schläfe und da sah ich es aufblitzen: blondes Haar, eigentlich kaum zu sehen, aber trotzdem eindeutig blond. Ich jubelte innerlich vor Freude. Jetzt, mit fast zwei Jahren sieht man deutlich, dass ich ihre Mutter bin: Sie hatte meine Augenfarbe und –form bekommen. Sie hatte mein Grinsen und die wilden Locken, die auch ich als Kind auf meinem Haupt mit mir herumgetragen hatte. Jedoch ist ihr Haar Honigblond und nicht so hell wie meines.

Die perfekte Mischung

Aber auch von ihrem Papa hat sie unglaublich viel geerbt, zum Beispiel seine Ohren, seine Finger und denselben wilden Haarwirbel, den auch er hat. Noch viel schöner ist aber, dass sie ‚sie‘ ist. Sie ist die perfekte Mischung aus Mama und Papa, und vor allem eine ganz eigene Persönlichkeit geworden. Und wenn jetzt wieder jemand sagt, „Woher hat sie denn die tollen Locken?“, dann zücke ich mein Handy und zeige Beweisfotos. Ja, die hat sie von Mama – wirklich!