„Du bist nicht mehr meine Freundin!“ – Meine Tochter wird im Kindergarten gemobbt

Schwestern streiten sich
Falsche Freunde gibt es leider schon im Kindergarten.
© Bigstock / Anna Kraynova

Großes Leid für kleine Wesen: Wie hart Mobbing schon im Kindergarten sein kann und was die Familie unternommen hat, als Töchterchen endlich mit der Sprache rausgerückt ist, was sie so unheimlich traurig macht.

Ein guter Start

Als das erste „DU BIST NICHT MEHR MEINE FREUNDIN!!!“ glockenhell durchs Haus schallte, wussten unsere Autorin Daniela Kirschbaum und ihr Mann: Töchterchen hat sich bestens im Kindergarten eingewöhnt! Damals war sie zarte zweieinhalb Jahre alt und dieser geflügelte Satz wog nicht mehr oder weniger als ein trotziges: „Nein!!!“ Doch dann wanden sich zwei Kindergartenfreundinnen gegen ihre Tochter – und die Situation änderte sich schlagartig…

Ach ja, die Trotzphase! Los ging es mit Sätzen wie: „DU BIST NICHT MEHR MEINE MAMAAA! DU BIST NICHT MEHR MEIN PAPAAA! DU BIST NICHT MEHR MEIN BRUUUDER!“ – und eben auch „DU BIST NICHT MEHR MEINE FREUNDIN!!!“ Aber recht bald waren solche Sätze vergessen. Bis vor ein paar Monaten: Da kam der letzte nämlich zurück wie ein Bumerang und traf Töchterchen dabei mit voller Wucht. Uns übrigens ebenfalls!

Heiße Tränen beim Abholen ließen schlimmes vermuten…

Schleichend fing es an: Weltuntergangsstimmung beim Abholen vom Kindergarten, die ein oder andere Träne, eine zu häufig „unabsichtlich“ vergessene Brille… Bis es aus Töchterchen herausbrach: Zwei Mädels (nennen wir sie A und B) machten ihr das (Kindergarten-)Leben wohl schon seit längerer Zeit schwer. Dabei war eine der beiden Diven bis vor kurzem die „allerbeste Freundin auf der ganzen Welt!“

„Du bist blöd!!“

Leider wurden wohl seit neuestem verletzende Worte beherzt dazu genutzt, Töchterchen nach A’s Pfeife tanzen zu lassen. Und B mischte eifrig mit! Das klang dann also ungefähr so: „Wenn du XY nicht machst, bist du nicht mehr meine Freundin! Du bist blöd! Du bist vooooll hässlich und dein Kleid auch! Du schaust komisch aus, mit deiner blöden Brille!“ (Herzlichen Dank! Jetzt weiß ich endlich, weshalb die Gläser des Anstoßes so oft scheinbar unabsichtlich daheim vergessen wurden!) Wie auch immer, seit einiger Zeit verließen Wörter wie „blöd“ und „hässlich“ im Zusammenhang mit „Freundin“ wohl unverhältnismäßig oft die Münder der zwei Mädchen. Und Töchterchen nahm sich das sehr zu Herzen. Zumindest am Anfang…

Durchsetzen? Gar kein Kinderspiel!

Zum Glück ist Töchterchen, dem großen Bruder sei Dank, mit einem überdurchschnittlich durchsetzungsfähigem Naturell gesegnet. Zwar ging der Zickenkrieg nicht spurlos an ihr vorbei, aber eines hat sie zum Glück nicht getan: sich emotional erpressen lassen! (Ich war so stolz! Das ist unser Mädel!) Und irgendwann ließ sie die beiden zickigen Buchstaben einfach links liegen und orientierte sich neu.

Gespräche haben wir zu Hause natürlich trotzdem geführt. Darüber, dass es um das Innere eines Menschen geht und nicht darum, wie schön sein Kleid aussieht – Geschmäcker sind ja bekanntlich ohnehin verschieden. Darüber, was Erpressung bedeutet, und dass man so etwas unter Freunden ganz sicher nicht macht! Und schlussendlich auch darüber, wie wichtig eine Brille ist und dass Töchterchen mit dieser auf der Nase sowieso extrem hübsch aussieht!

Gespräch mit den Kindergarten-Pädagogen

Die Pädagogen haben wir in einem persönlichen Gespräch informiert. Schließlich sind betroffene Mädchen mit knapp sechs Jahren nicht mehr so klein, dass sie nicht verstehen, was sie da tun. Und vor allem sind sie zu allem Überfluss clever genug, es so zu tun, dass es von den Erwachsenen niemand mitkriegt! Im blödesten Fall also eine Never Ending Story, wenn nicht rechtzeitig eingegriffen wird! Ausgrenzung und die Macht von (verletzenden) Worten wurden in den folgenden Kindergarten-Wochen kindgerecht behandelt. Und siehe da: Die Lage entspannte sich zusehends!

Ende gut, alles gut!

Töchterchen geht mittlerweile wieder total gerne in den Kindergarten. Keine Weltuntergangsstimmung, keine Tränen und die Brille ist auch da, wo sie hingehört. Unlängst habe ich (neugierig, wie ich nun mal bin) nach A & B gefragt. Dabei habe ich erfahren, dass die beiden mit ihrem Verhalten wohl recht bald auf deutliche Ablehnung bei den anderen Kindern gestoßen sind. Irgendwie hat sich das Problem also doch von selbst gelöst. Ein Revival der Freundschaft mit A schließt Töchterlein übrigens kategorisch aus. So viel Konsequenz muss sein!