Elterntaxis? Nein, danke!

Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule
"Das ist doch pure Bequemlichkeit"
© Pexels / Kampus Production

Mit Elterntaxis steht unsere Autorin und Mama Daniela Kirschbaum auf Kriegsfuß – zumindest, wenn sie nur der Bequemlichkeit dienen. Was sie in vier Jahren Grundschulzeit gelernt hat? Egal, wie sehr man dagegen aufbegehrt, sie fahren trotzdem!

Phänomen Elterntaxi

In den ersten Schulwochen, als ich Söhnchen noch zur Schule gebracht habe – Schulweg lernen und ein bisschen Helikopter-Mama sein, ihr wisst schon – war ich etwas verwundert über das auffallend hohe Verkehrsaufkommen vor dem Schultor. So lange, bis ich überrissen habe, dass aus den vielen großen und kleinen Autos viele große und kleine Kinder aussteigen.

„Ah, das sind also die vieldiskutierten Elterntaxis“, habe ich gedacht. Davon hört man ja ab und zu einmal, aber ich hatte keine Ahnung, dass man das Phänomen auch bei uns in der Großstadt beobachten kann. Zugegeben: eine kleine Großstadt und das am Stadtrand, aber eben trotzdem Großstadt! Will heißen, ob zu Fuß, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln – alles ist möglich! Theoretisch…

Reine Bequemlichkeit?

Am Arsch der Welt, mit sporadisch fahrendem Schulbus, hätte ich das mit den Elterntaxis im Prinzip sogar verstanden. Hier fahren aber drei verschiedenen Linienbusse im 5-Minuten-Intervall die Schule an und eine Straßenbahn-Station gibt es auch. Es ist also schlichtweg Bequemlichkeit, wenn ein guter Teil der Kinder tagaus, tagein kutschiert wird. Denn ganz ehrlich: In den seltensten Fällen habe ich Sprösslinge gesehen, bei denen alles klar war. Solche, die mit Gipsbein und Krücken aus dem Auto gehumpelt sind zum Beispiel. Die gibt es alle heiligen Zeiten einmal…

Elterntaxis, so weit das Auge reicht

Die bittere Realität stattdessen: Am Morgen zeigt sich reges Getümmel vor der Schule – und zwar Getümmel der motorisierten Art. Wohin man auch blickt: Elterntaxis! Da finden die Kinder, die per pedes zur Schule anreisen, kaum mehr irgendwo ein freies Plätzchen, um die Straße zu überqueren. Schülerlotse? Fehlanzeige! Der ist nicht verfügbar und wird auch nicht finanziert. Zebrastreifen? Der ist natürlich vorhanden, aber man sieht ihn vor lauter Autos kaum.

Eine Situation, die mich sehr bald mürbe gemacht hat! Vor allem, weil Söhnchen schon bald alleine zur Schule gehen wollte. Dabei hatte ich kein gutes Gefühl. Nicht, weil ich an seiner Verkehrstüchtigkeit gezweifelt hätte, sondern wegen der vielen Mamas und Papas, die – überspitzt formuliert – das Gaspedal durchtreten, sobald der eigene Augenstern sicher das Schultor passiert hat. Schließlich möchte man ja pünktlich zur Arbeit kommen und vor der Schule staut es sich ja – Überraschung, Überraschung – immer so stark!

Wie meine Kinder dennoch allein zur Schule kommen, erkläre ich hier.

Den Elterntaxi-Wahnsinn ansprechen? Bringt nichts!

Was also ist naheliegender als die Sache anzusprechen? Doch egal, ob Elternverein, Klassenlehrer oder Direktion, die Resonanz ist ernüchternd. Das Problem sei bekannt, aber man bekomme es leider nicht in den Griff. Man appelliere an die Vernunft, könne das Autofahren aber natürlich nicht verbieten. Größere Schulen bekommen aufgrund der Elterntaxi-Problematik zum Teil Polizeibeamte zur Verfügung gestellt (oh Wunder, dann klappt es auch ein bisschen rücksichtsvoller), unserer Schule sei dazu aber zu klein. Langer Rede kurzer Sinn: Das Elterntaxi-Problem hält sich eisern!

Dann halt auf Kosten der Pünktlichkeit

Schlussendlich haben wir für das Elterntaxi-Problem unsere individuelle Notlösung gefunden. Söhnchen (und später seine Schwester) sind sozusagen in letzter Sekunde losmarschiert, damit sie nicht ins schlimmste Elterntaxi-Getümmel kommen. Darüber habe ich Klassenlehrer und Direktion in Kenntnis gesetzt, mit der Bitte, eventuelles Zu-spät-Kommen (wenn es zum Beispiel Probleme mit dem Bus gibt – ein Zeitpuffer war ja nicht mehr vorhanden) zu entschuldigen. Weil das eben den Elterntaxis geschuldet ist und nicht dem Kind! Das wurde auch tatsächlich akzeptiert, denn „Sicherheit gehe nun einmal vor!“ Na dann…

Mittlerweile ist mein Nachwuchs – übrigens unfallfrei – im Gymnasium angekommen. Ein Glück, dass Teenagern ihre Eltern peinlich sind, denn damit hat sich die Sache mit den Elterntaxis nun endlich von selbst erledigt.