Fünf Stunden nur für mich – ein Traum
Sonntag, 12.00 Uhr. Es ist es soweit. Ich habe genau das, was man sich als Mutter und Berufstätige eigentlich ziemlich oft wünscht: sturmfrei! Mann und Kinder sind ausgeflogen, „Mama“ hat den ganzen Nachmittag für sich. Fünf Stunden nur für mich. Fünf Stunden, in denen ich einfach einmal Dinge tun kann, zu denen ich sonst nicht komme: ein gutes Buch lesen, lange in der Zeitung blättern, einen Blogpost verfassen, einen schönen Spaziergang machen, nur ich allein. Die Sonne lacht, ich ziehe mich warm an und gehe raus … Oder einfach einmal gar nichts tun? Das klingt eigentlich noch viel besser. Im Pyjama im Bett herumlungern und einen Serienmarathon starten. Himmlische Vorstellung.
Während ich so vor mich hin sinniere, verstreichen leider schon viel zu viele wertvolle Minuten. Mich beschleicht schon mal leichte Panik: Nur noch vier Stunden und fünfzig Minuten, dann kommen die drei wieder … Da fällt mir ein dicker, grüner Lego-Duplo-Stein ins Auge, der unter dem braunen Ledersessel hervorlugt. Und noch ein oranges Löwenbaby. Die beiden werfe ich eben in die Kiste. Und wenn ich schon mal dabei bin, räume ich noch schnell den Kinder-Staubsauger, den Playmobil-Flieger und die Nachzieh-Ente aus Holz aus dem Weg. Sieht schon gleich viel ordentlicher aus hier.
Oh man, hier sollte echt mal geputzt werden
Soo jetzt sitze ich eben auf meinem roten Lieblingssofa. In die Badewanne; auf jeden Fall gehe ich gleich schööön lange in die Badewanne. Mit einem Buch und einem Glas Rotwein. Ja, das ist wirklich ein guter Plan. Ich schaue aus dem Fenster und lächele. Oh Mann, diese Scheiben! Hier ist auch ganz dringend einmal putzen angesagt. Das Lächeln erstirbt auf meinen Lippen. Wenigstens die Fenster im allgemeinen Sichtbereich, die kann ich doch schnell erledigen. Schließlich komme ich ja gerade dazu … So lange wird das schon nicht dauern.
Mein Bad? Das kann warten
14.00 Uhr. Ich lasse das Badewasser ein. Als ich in die Küche gehe, um mir ein Glas mit Rotwein zu füllen, bemerke ich unschöne Kinderhand-Abdrücke überall am Herd. Pfuah! Darauf einen Grunzer der Unzufriedenheit. Obwohl das ja fast schon ein kleines Kunstwerk ist. Hach, der süße Kleine. Darauf einen Seufzer der Liebe … Nee! Aber das geht gar nicht. Das muss ich schnell noch weg machen. Ich drehe das Wasser im Bad lieber kurz ab.
14.15 Uhr: Die Spülmaschine zeigt mir eine rote Null. Ich öffne die Tür und lasse die Hitze heraus.
Als ich das Schlafzimmer betrete, um mir frische Klamotten für nachher zu holen, fällt mir die schmutzige Wäsche da in der Ecke im Wäschekorb auf. Da war doch was. Mist. Ich raffe zwei Arme voll zusammen und schleppe sie (eben noch) zur Waschmaschine. Wo zum Geier ist eigentlich der Plastikkorb? Pulver rein, auf 40 Grad gedreht, Schalter an. Zurück ins Schlafzimmer. Was wollte ich hier eigentlich noch mal …? Ach ja, die frische Wäsche. Was ist das denn … ?! Neben dem Blumentopf liegt ein Haufen Erde. Dieses Kindergartenkind. Echt, wenn der nicht so süß wäre … Ich hole Handfeger, Schaufel und Staubsauger. Und wo ich schon einmal dabei bin, kann ich eigentlich gleich kurz den ganzen Raum einmal komplett durchsaugen, ist eh fällig. Hinter dem Bett liegen ein paar Bücher des Sechseinhalbjährigen. Wie kommen die denn da schon wieder hin?
15.00 Uhr: Sooo. Welches Buch nehme ich denn nun jetzt mit ins Bad? Einen Thriller, eine Komödie, einen Ratgeber? Irgendwas Leichtes am Besten … Hm. Na. Oder doch der Ratgeber. Thema: „Trotzphase“ (wobei ich das Wort Trotz im Zusammenhang mit Dreijährigen so gar nicht gelungen finde, aber na ja, … )
Das nächste Mal aber …
16.00 Uhr. Vier ganze Stunden sind um. Und was habe ich für mich getan? (In Ruhe gebadet, okay. Na immerhin. Obwohl ich ehrlich gesagt innerlich etwas zu aufgewühlt zum konzentrierten Lesen war. Der Rotwein tat aber gut.) Ansonsten einfach nur das, was ich sonst auch immer tue. Nur, dass dann eben noch zwei kleine Jungs um mich herum hüpfen und mich zum Spielen auffordern. Und ein großer Junge, der fragt, ob ich sein Portemonnaie oder die Laufschuhe gesehen habe. 😊
Das nächste Mal aber … Das nächste Mal kümmere ich mich nur um mich. Und zwar nur um mich und Dinge, die entspannen. Ganz bestimmt.