Ein Leben ohne Windeln? Her damit!
Zwei Kinder haben wir schon. Vor sechs Jahren sind wir Eltern geworden, haben viele schöne Zeiten und einige schlimme Phasen durchlebt und können auch einige graue Haare vorweisen, die uns in der Zeit gewachsen sind. Aber wir haben beschlossen: Mit dem Kinderkriegen ist es nun vorbei, und die Sicherheit, dass ich nie wieder ein eigenes Kind in Windeln haben werde, verleiht mir ein wunderbares Wohlgefühl.
„Wann plant ihr denn das dritte Kind?“
Obwohl mein Mann und ich jetzt näher an der 40 als an der 30 stehen und noch leicht gestresst durch den Alltag mit einer 6- und einer 3-Jährigen gehen, kommt immer wieder von außen die Frage, wann wir denn endlich das dritte Kind bekommen? Komischerweise kommt sie nicht von meiner Mutter oder den Schwiegereltern, sondern immer von anderen jungen Eltern, die entweder das dritte schon haben oder das dritte oder vierte erwarten.
Ich antworte immer das selbe
Meine Antwort ist immer die gleiche, und immer mit dem gleichen bestimmten Kopfschütteln: „Ein drittes bekommen wir nicht. Das zweite hat uns fast kaputtgemacht.“ Was ich noch dazu sagen würde, wenn ich ganz ehrlich und vielleicht auch ein bisschen unhöflich wäre, wäre: „Gott sei Dank, dass es Verhütung gibt“, „Was geht das dich/euch eigentlich an?“, und „Es gibt mehr im Leben als das Kinderkriegen!“
Vielleicht ist das der wunde Punkt für mich
Die Frage ist natürlich nicht böse gemeint aber sie nervt mich trotzdem. „Sehen die nicht, was wir schon geleistet haben?“ denke ich mir. „Sind drei Kinder besser als zwei?“ Und wenn die Frage von einem Mann kommt, natürlich: „Glaubst du, dass es nur schön und lustig ist, Babys zu bekommen?“
Vielleicht ist das der wunde Punkt für mich. Eine Schwangerschaft heißt nicht nur winzige Babyklamotten einkaufen oder rumsitzen, Bauch streicheln und entkoffeinierten Kaffee trinken. Eine Schwangerschaft ist eine äußerst verrückte Umwandlung des ganzen Körpers, die in einem schmerzhaften Hervorbringens eines kleinen und vollkommen hilflosen Menschen endet.
Ein Einblick in das Leben wilder Tiere
Und was dann? Selbstverständlich geht der Spaß danach weiter: Als Mutter bin ich rund um die Uhr auf Abruf, ganz egal was meine eigenen Bedürfnisse sind. Als frischgebackene Mama darf ich fast keine eigenen Ansprüche haben: Meine Aufgabe ist es, mich selbst am Leben zu halten, damit das neue Wesen die ersten Monaten auch überlebt. Meinen Schlaf, eine gesunde und vernünftige Ernährung, und natürlich auch die Grundhygiene werden dafür geopfert. Eine neue Einsicht in das Leben wilder Tiere ist in dieser Zeit unvermeidbar.
Ich will kein Ballon mehr sein
Das ganze erste Jahr wird dem Kind gewidmet, die ersten drei Jahre sind von wunderschönen Höhen aber auch vernichtenden Tiefen ausgezeichnet. Mit dem ganzen muss man rechnen, wenn man auf die Idee kommt, sich zu vermehren. Erst nach drei Jahren kann eine Mutter langsam wieder ein eigenes erwachsenes Leben führen – und genau das habe ich jetzt vor. Schluss mit Kacka auf den Händen, wie ein Zombie durch den Tag zu wandern und meinen Körper als Brutmaschine oder Imbisswagen zu verwandeln. Ich will kein dehnbarer Ballon voller Baby oder Muttermilch mehr sein.
Verzeiht mir, wenn ich das nur zwei Mal machen will
Die Entscheidung, wann und ob man überhaupt Kinder kriegt, ist und bleibt eine ganz persönliche und mittlerweile respektiere ich es, wenn ein Pärchen sagt, es will lieber sein Leben genießen und nicht dauernd von lauten, überemotionalen, teuren Kindern gestört werden. Tja, denke ich mir. Ich auch nicht.
Die eigenen Kinder zu kriegen und sie gut zu erziehen ist gleichzeitig ein Privileg, eine Ehre, eine Herausforderung, und – belügen wir uns nicht selber– eine knochenharte Aufgabe, die einen zur zackigen Kante des Wahnsinns hinführt.
Verzeiht mir also bitte, wenn ich das nur zwei Mal machen will.