Chaos beim Geschwisterstreit – eine Mama erzählt

Geschwister schaukeln im Wald
Manchmal geht es bei Geschwistern wild zu - aber genauso schnell vertragen sie sich meist wieder.
© Unsplash / Annie Spratt

Unsere Autorin Marie Binder hat zwei Kinder – und so sehr sich die beiden lieben, manchmal kracht es, dass die Fetzen fliegen. Hier erzählt sie von ihrem persönlichen, ganz normalen Geschwister-Wahnsinn.

Eigentlich spielen sie viel zusammen

Meine beiden Kinder haben einen eher großen Altersunterschied von knapp zehn Jahren. Die Kleine gerade zwei, der große schon 12 Jahre alt. Trotzdem lieben sie sich abgöttisch und haben zusammen eine Menge Spaß. Die Kleine spielt fleißig mit dem Großen Lego Star Wars oder Nerf – der Große ist sich nicht zu fein Puppen zu spielen oder ein und dasselbe Buch wieder und wieder vorzulesen. Doch es gibt auch Tage, da knallt es auch zwischen diesen beiden.

Unsere Prinzessin will sich immer durchsetzen – bis es kracht!

Meistens, weil unsere Prinzessin der Meinung ist sie darf alles – und alle anderen dürfen nichts. Wenn ihr Bruder ihren Stift nehmen will? Geht auf keinen Fall! Sie will etwas, das gerade der große Bruder hat? Her damit! Ihren Willen versucht sie dann oft auch lautstark und wenn es sein muss auch gerne einmal mit purem Körpereinsatz durchzusetzen. Der Große bleibt meistens relaxt und lässt die Kleine machen – manchmal ist es aber auch ihm zu viel.

Dann sah ich, wer mit Tränen in den Augen vor mir stand

Letztens saß ich im Büro und arbeitete an einem Artikel. An diesem Tag war es wie verhext. Dauernd kam einer der beiden, weil der andere ihn geärgert hatte. Immer wieder schlichtete ich und versuchte mich dann wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Plötzlich hörte ich einen ziemlichen Radau. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ dachte ich innerlich genervt und wappnete mich für eine weinende Zweijährige – bis ich sah, wer mit Tränen in den Augen vor mir stand: mein Großer! „Was ist denn hier passiert?“ Bevor er etwas sagen konnte, erklärte meine Tochter: „Ich habe ihn gehauen – mit dem Stuhl!“ Er nickte und hielt sich den sichtlich schmerzenden Kopf.

„Ich spiele sicher nicht mehr mit ihr!“

Wie konnte ein so kleiner Mensch jemanden mit einem Stuhl schlagen? „Sie hat mir ihren Kinderstuhl über den Kopf gezogen!“ erklärte der Große und sah seine kleine Schwester ziemlich wütend an. „Ich spiele heute ganz sicher nicht mehr mit ihr!“ Gesagt, getan. Für zwei Stunden verschwand er in seinem Zimmer. Bis die Kleine mitten in ihrem Spiel Pause machte, aufstand und zu seiner Zimmertür marschierte. Ich beobachte gespannt, was sie vorhatte. Sie klopfte, wartete und machte dann die Türe auf.

Manchmal erstaunen die beiden mich…

„Wollen wir wieder Freunde sein? Ich bin jetzt auch wieder ganz lieb!“ erklärte sie mit Engelsstimme. Ich lachte in mich hinein. Seine Antwort kam prompt: „Natürlich!“ Und schon war der Streit vergessen und sie gingen Hand in Hand die Treppen runter. Ich muss sagen: Kinder erstaunen mich. Sie sind einfach die besseren Menschen, oder? Streiten und sich wieder vertragen ist bei ihnen so einfach – warum tun wir Erwachsenen uns da oft so schrecklich schwer?