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Die Haushaltspflichten meiner Kinder

Kind schlägt Eier in eine Pfanne auf
Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken und Zimmer aufräumen ist Kindersache.
© Pexels / Cottonbro

Mama Saskia möchte nicht, dass ihre Kinder zu unselbstständigen Erwachsenen werden, die in der WG nie aufräumen und anrufen, wenn sie ein T-Shirt bügeln sollen. Wie sie versucht ihre vierköpfige Rasselbande in den Haushalt einzubinden, erklärt sie hier.

Learning by doing: Gar nicht so einfach

Ein Freund von mir zog aus und scheiterte am Kochen einer Reispfanne (roher Reis springt im Öl einer brutzelnden Pfanne). Beim Einkaufen rufen manche Menschen gerüchteweise noch immer ihre anderen Menschen an, um nachzufragen, wo sie einzelne Produkte finden können.

Wer hat nicht eine witzige Anekdote über das Waschen von Wäsche oder das Bügeln von Motivshirts? Umso wichtiger ist es, Kindern dieses lebenspraktische Wissen zu vermitteln. Learning by doing … aber so einfach ist das gar nicht. Und wann fängt man an damit?

Warum läuft das bei uns nicht so?

Manchmal kommt es vor, dass ich das Haus noch nicht ganz betreten habe, da tönen mir schon tausend Fragen entgegen. Eine der häufigsten dabei ist: „Was gibt es jetzt zu essen?“ (Jetzt bedeutet dabei im Grunde immer, dass es das bereits vor zehn Minuten verzehrfertig hätte geben müssen.)

Das kann mir durchaus schlechte Laune machen, während ich auf einem Bein balanciere, um den anderen Schuh auszuziehen und gleichzeitig zu gucken, dass die Kinder, mit denen ich nach Hause gekommen bin, ihre Sachen nicht überall im Flur verteilen. (In der Theorie gibt es zwar feste Plätze für die Dinge, aber die gelangen dort magisch hin. Mit einem Mary-Poppins-artigen-Fingerschnipsen versteht sich.)

: Den Alltag erleichtern

Irgendwann hat es mir gereicht und ich musste daran denken, dass wir als Kinder ab dem Grundschulalter das Abendbrot (Schnittchen und Gemüse) für die ganze Familie geschmiert haben oder zumindest den Tisch zum Abendbrot gedeckt und wieder abgeräumt haben. Das Mithelfen hat uns nicht wehgetan, auch wenn wir selten erfüllt von den Tätigkeiten waren. Warum läuft das bei uns nicht so?

Chillen statt schneiden

Im Krippen- und Kindergartenalter waren und sind meine Kinder noch schnell zu begeistern. Aktuell schälen Tochter 1 und 2 mit Begeisterung so viele Möhren, dass selbst der Hund welche abbekommen kann. Auch Paprika schneiden gehört zu ihrem Repertoire. Sie mischen Teig, geben Sachen hinzu und wiegen ausgesprochen sorgfältig aus.
Sohn 1 und 2 hingegen sind Grundschüler und im „coolen“ Alter: Jetzt wo sie mehr Sachen machen könnten, sind sie immer zu beschäftigt, um zu helfen. (Auch „chillen“ soll eine hochwichtige Beschäftigung sein, die wirklich viel Zeit und hohe Konzentration fordert.) Natürlich können sie sich allein ein Brot schmieren, aber hingestellt scheint es deutlich besser zu schmecken.

Habe ich es hier verpasst, ihre anfängliche Begeisterung lebendig zu halten, indem ich oft eher mit meinem eng getakteten Zeitplan beschäftigt war oder ist das eine natürliche Entwicklung?

Geschirrspüler ausräumen, Tisch decken und Zimmer aufräumen

Wir nähern uns mit kleinen Schritten dem Helfen im Haushalt. Jeder Sohn muss zweimal in der Woche den Geschirrspüler ausräumen und zweimal den Tisch decken. Da unsere Töchter jünger sind, erledigen sie jede dieser Aufgaben einmal in der Woche. Hierfür gibt es Magnete, damit jeder den Überblick behält und weiß, was er noch machen sollte. Außerdem wird das eigene Zimmer selbständig aufgeräumt und einmal in der Woche durchgesaugt. Auch beim Bettwäschewechseln müssen sie jetzt helfen. Auch Aufräumspiele sind sicher einen Versuch wert.

In den Zimmern der Mädchen wird jeden Abend aufgeräumt und das schaffen sie jetzt nach nur wenigen Wochen tatsächlich gut allein. Bei Tochter 2, die bald 4 Jahre wird, helfe ich dann mit, wenn das Zimmer sehr intensiv bespielt wurde. Manchmal spielen sie dort ihre eigene Version vom „Nicht-Geburtstag“ beim verrückten Hutmacher. Hierfür klappen sie eine lange Turnmatte als Tisch aus und decken diese mit lauter kleinen Decken und Schnuffeltüchern.

: Aa in der Badewanne

Diese Tafel wird im Anschluss eingedeckt mit allen Tellern, Schalen und Gläsern der Spielküche. Pizzen werden belegt, Kuchen aufgetan und Obststücke verteilt. Wenn das Zimmer so aussieht, helfe ich mit. Aber alles andere schafft sie bereits allein. Seitdem wir in diesem festen Rhythmus aufräumen, diskutieren wir überhaupt nicht mehr über das Aufräumen. Während wir vorher oft Streit hatten, gehört das Aufräumen jetzt selbstverständlich dazu. Das habe ich bei meinen Söhnen nicht so gut vermittelt bekommen.

Gemeinsam kochen

Beim Kochen versuche ich alle langsam zurück ins Boot zu holen. Sohn 2 möchte Pfannkuchen machen lernen, damit er immer Pfannkuchen machen kann, wenn es etwas gibt, was er nicht mag. Sohn 1 ist bei Burgern dabei – Salat darf dann auch drauf sein. Wir rühren Quark zusammen und schneiden Obst. Dass man Reis nicht ungekocht in eine Pfanne kippt, dürfte ich bereits jetzt vermittelt haben.

: Kommunikations-Hacks

Am Rest und der ausgewogenen Ernährung arbeite ich noch und finde es schwer, sowohl ein Gefühl für gesundes Essen als auch Freude am Essen zu vermitteln. Meistens schwankt es mehr in eine Richtung, aber irgendwann wird die Balance bestimmt auch noch funktionieren. Zumindest werden sie – anders als manche Menschen aus meiner WG-Zeit – nicht glauben, dass sich Tische von allein decken und abräumen. Wenn dann alles noch harmonisch funktioniert, sind sie vermutlich kurz vorm Auszug, aber gut.

: Gleich testen

Spielerische Vermittlung?

Mein Anspruch wäre natürlich, alles beschwingt, entspannt und gut gelaunt zu vermitteln. Aber ich fände es auch schön, wenn mir die kleinen Meisen aus unserem Vorgarten beim Hausputz helfen würden. Vermutlich wird beides nichts und es ist beides nicht schlimm. Die größten Helfer im Alltag mit Kindern sind für mich sowieso: Rhythmus und Struktur. Beides spart langfristig Diskussionen und Nerven.

In den letzten zwei Jahren ist ein weiterer goldener Helfer dazugekommen: Die Ausnahme. An manchen Abenden darf ein Erwachsener unpädagogisch alles allein machen. Einfach weil es schneller geht, wir sowieso spät dran sind oder die Laune bei allen auf einem Tiefpunkt angelangt ist. Sich und die Kinder dann nicht durch eine verkopfte Pflichtübung oder einen gemachten Plan zu quälen, sondern abzuweichen und sich das Leben leichter zu machen – das ist Gold wert.

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