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Hobbys – Einmischen oder Laufenlassen?

Kind hat keine Lust auf Fußball spielen
Als es nur noch mit Diskussionen zum Training ging, war Fußball Geschichte.
© Pexels / Allan Mas

Wenn es um das Thema Hobbys geht, hat Mama Saskia gemischte Gefühle. Wer entscheidet welches Hobby das Richtige ist und muss mein Kind dann unbedingt dabeibleiben? Sie erklärt, welche Werte sie ihren Kids durch die Freizeitgestaltung vermitteln will.

Wie bringt man das Kind zum Hobby?

Etwas nicht nur besonders gut zu können, sondern gleichzeitig die Zeit dabei zu vergessen und hinterher durch den Alltag zu schweben – ein gutes Hobby schafft das. Es bringt uns außerdem mit anderen Menschen zusammen und funktioniert nach anderen Regeln als der „gewöhnliche“ Alltag. Das ist meine Sicht auf Hobbys. Aber wie „bringt man das Kind zum Hobby“?

In meiner Kindheit und Jugend habe ich viele Sachen ausprobiert und manches hat mich lange begleitet. Theater habe ich lange und in unterschiedlichen Kontexten gespielt, ich habe geschrieben, Fußball gespielt, Gitarre gelernt, Ballett getanzt, Standardtänze gelernt, im Chor gesungen, bin geschwommen sowie voltigiert, geritten und habe Yoga entdeckt. Über manches muss ich heute in der Erinnerung lachen, weil es eigentlich gar nicht zu mir gepasst hat.

Aber dann hat es vielleicht die eine Herzensfreundin gemacht und da kam es mir wie eine gute Idee vor. Jedes Hobby hat mich als Erfahrung jedoch mehr oder weniger geprägt. Und wenn mir einige Hobbys nur die Erkenntnis gebracht haben, dass es besser ist, das zu machen, was man selbst wirklich gerne macht.

Wessen Hobby ist es?

Meine Kinder waren alle im entsprechenden Alter beim Kinderturnen. Und danach wird es schwieriger, weil die Tage voller sind. Auch die Hobbys werden heute auf einem anderen „Leistungsniveau“ betrieben, als ich es kenne. Sohn 1 hat Fußball im Verein gespielt. Das wurde bereits schnell mit dreimal Training in der Woche sehr ehrgeizig.

Zudem war im Sommer fast jedes Wochenende ein Turnier irgendwo, damit die Kinder genug Spielpraxis bekamen. Es hat sich nach einem Hobby der ganzen Familie angefühlt, weil immer ein Elternteil und ein paar der Geschwister dabei waren.

: Erst Fußball, dann zum Turnen

Beim Training haben andere Eltern ein Art Picknick parallel veranstaltet und es wurde genetzwerkt. Ich habe nach Möglichkeit versucht, auch mal beim Training zuzuschauen. Schließlich sollte unser Sohn nicht das einzige Kind sein, bei dem nie ein Elternteil dabei ist. Aber es hat mich nachdenklich gemacht.

  • Sollte das Training nicht ein Raum der Kinder sein?
  • Ist es nicht wichtig, dass sie den Weg dorthin im Stadtteil schaffen?
  • Dass sie sich ohne elterliche Aufsicht in einem anderen Rahmen sozial ausprobieren?
  • Ist das noch positives Interesse am Kind oder ist das schon ein bisschen erstickend?

Innere Kämpfe

Als Sohn 1 irgendwann weniger motiviert war und es einige Monate nur noch mit Diskussionen zum Training ging, war Fußball Geschichte in unserer Familie. Es war nicht nur ein trauriger Abschied, denn plötzlich gab es wieder freie Zeit an den Wochenenden. Allerdings habe ich meinen Sohn lange zum Durchhalten animiert. Durststrecken gibt es schließlich immer und sofort aufgeben geht nicht.

Zwischen dem eigenen Bedürfnis und dem des Kindes zu unterscheiden, ist da manchmal gar nicht so einfach. Wenn man etwas toll findet und der Meinung ist, dass das zum Kind passt, muss das Kind es noch lange nicht so sehen.

Die Kämpfe mit den eigenen Ängsten und Hemmungen können wir Eltern unseren Kindern nicht abnehmen. Wir können als Cheerleader bereitstehen, ermutigen und anfeuern. Aber die Entscheidungen trifft ein junger Mensch schon für sich. Und damit ein Hobby die meiste Zeit Spaß macht, muss der Ausübende es bewusst wählen.

Mami weiß es am besten

Ob bei Hobbys oder anderen Entscheidungen, es ist ein schmaler Grat bis wir Eltern bei einem „Weil ich es besser weiß“ angekommen sind. Auch wenn die eigene Lebenserfahrung eifrig ins Ohr flüstert, müssen Kinder doch ihre eigenen Erfahrungen machen. Und sich manchmal auch im Nachhinein über eine Entscheidung ärgern dürfen.

: Reiten, Ballett oder Tennis

Vielleicht weil sie mit etwas aufgehört haben, mit etwas gar nicht angefangen haben oder etwas aus den „falschen“ Gründen ausprobiert haben. Aber puh, ist das manches Mal schwer bei den inneren Kämpfen zuzuschauen und zu beobachten, wie sich die Kinder selbst im Weg stehen. Das gilt nicht nur, aber auch bei der Freizeitgestaltung.

Verbindlichkeit lernen

Den inneren Schweinehund kennt vermutlich jeder Mensch. Kinder lernen ihn auch kennen. Für mich persönlich ist es wichtig, sie darin zu bestärken, verbindlich zu sein und nicht wegen einer Befindlichkeit, Termine ausfallen zu lassen. Wer eine Entscheidung für etwas trifft, bleibt dabei und ändert das nicht jede Woche. Hier ärgern sich meine Kinder über mich, wenn ich erkläre, wie wichtig Absprachen sind und das gerade bei einem Teamsport Anwesenheit Pflicht ist. Denn bei vielen ist das anders.

Es ist nicht mehr normal, abzusagen und es ist auch nicht selbstverständlich, pünktlich zu sein. Es geht nach Lust und Laune und das halte ich für eine falsche Botschaft. Im Leben ist es wichtig, verbindlich zu sein und respektvoll mit anderen Menschen und ihrer Zeit umzugehen.

Außerdem ist es ein tolles Gefühl, wenn man den inneren Schweinehund überwunden hat. Auch wenn es mit einem kleinen Schubs gelungen ist.

Hobbyverwertung

Ein großes Privileg des Elternseins ist es für mich, in der ersten Reihe dabei zu sein, wenn jemand seine Stärken, Schwächen und Leidenschaften entdeckt. Aber vielleicht muss nicht jedes Hobby in einem Beruf und einer großen Karriere enden. Ehrgeiz und Leistungsdruck gibt es schon genug und ein Hobby muss da keine Verlängerung sein.

Ausprobieren dürfen und sich selbst in einem geschützten Rahmen kennenzulernen, ist das Privileg der Kindheit. Ein Hobby muss nicht eine lebenslange Leidenschaft sein, damit es in seiner Zeit sinnvoll gewesen ist. Vielleicht reicht es, wenn ein Hobby Spaß macht, Entspannung ins Leben bringt und gratis wichtige Werte vermittelt.

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