Was Kinder anstellen, während die Eltern im Home Office arbeiten

Frau sitzt an Schreibtisch und stützt Ellenbogen ab
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Von normalen Alltag ist das Home Office mit Kind weit entfernt. Was sich die Tochter unserer Autorin Nadja immer wieder einfallen lässt, liest du hier.

Corona. Home-Office. Kita und Schulen zu.

Seit Dezember 2020 leben wir wieder im Chaos und kämpfen uns nur so durch die Tage. Mein Mann und ich arbeiten beide zu 100 Prozent im Home-Office. Eigentlich nichts Schlimmes, wäre da nicht eine Dreijährige, die ständig Aufmerksamkeit möchte, und es so gar nicht verstehen will, dass Mama und Papa beim Arbeiten ihre Ruhe brauchen.

„Mama, wo kann ich schreiben?“

„Mama, darf ich auf deinem Computer etwas schreiben?“ Schon klettert sie auf meinen Schoß. Ich versuche meine Dokumente noch schnellstmöglich zu sichern und zu schließen, damit sie nichts „zerstören“ kann. Schon schiebt sie meine Hand beiseite.

„Mama, wo kann ich schreiben?“ Ich öffne Word für sie. Sie fängt an zu tippen. Sagt mir, welche Wörter oder Namen sie schreiben möchte. Ich zeige ihr die Buchstaben. Immerhin kennt sie mit gerade einmal 3 Jahren schon die Buchstaben A, E, V und O.

„Mama, ich muss Aa und es geht total schweeeer!“

Mein Mann spielt mit meiner Tochter. Ich habe ein Telefonat mit einem Kunden. Meine Tochter muss auf Toilette. Leider möchte sie ihr großes Geschäft nicht in die Toilette machen und fordert eine Windel ein. Ich höre nebenbei, wie mein Mann nachgibt und ihr eine Windel anzieht. Plötzlich wird die Tür zum Büro aufgerissen. Meine Tochter stürmt herein. „Mama, ich muss Aa und es geht total schweeeer!“ schallt es mir entgegen. Schön. Weiß mein Kunde nun auch Bescheid 😀

Er nimmt es zum Glück mit Humor. Seine Kinder sind auch zu Hause. Was auch sonst… Beim letzten Telefonat mit ihm hat die Waschmaschine im Raum nebenan kräftig zum Schleudern angefangen und ist durchs halbe Zimmer gesprungen. Den kann wohl nichts mehr schocken.

: So funktioniert's

Es herrscht Stille. Schon sehr lange.

Mein Mann und ich arbeiten. Es herrscht Stille. Schon sehr lange. Mir wird langsam etwas mulmig. Stille ist bei Kindern nie gut. Ich verdränge den Gedanken. Aber er lässt mir keine Ruhe. Wenn ich schon mal arbeiten kann… Ich stehe auf und sehe nach. Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Ich suche weiter… Sie steht im Wohnzimmer und verziert gerade ihren Kinderstuhl. Mit rotem Buntstift.

Als sie mich bemerkt, präsentiert sie mir stolz ihr Werk. Ich erkläre ihr, wie schon so oft, dass wir Möbel doch nicht anmalen. Ich mache mir eine gedankliche Notiz, dass ich dem Kind unbedingt ein paar neue Malbücher kaufen sollte und hole seufzend den Lappen. Wenigstens ist es ein abwaschbarer Stift und wenigstens war es nicht die Wand oder eines meiner Möbelstücke… Man muss ja auch immer das Gute daran sehen.

„Wo ist das Kind?“ „Äh, ich dachte bei dir?“

Ich sitze im Büro. Mein Mann läuft telefonierend durch das Wohnzimmer. Meine Tochter ist irgendwo. Ich denke, sie ist bei ihm. Und er denkt, sie ist bei mir. Klassiker. Eltern des Jahres. Irgendwann kommt er zurück ins Büro. „Wo ist das Kind?“ „Äh, ich dachte bei dir?“ „Nein!?“

Wir sehen nach. Wo war sie? Sie hat ihre Knete ausgepackt und in unser Schlafzimmer getragen. Nun sitzt sie in Papas Bett und knetet fröhlich vor sich hin. In das Laken und die Decke haben sich schon diverse Klumpen festgedrückt. Sie hat den Spaß ihres Lebens. Ich rolle nur mit den Augen. Jetzt muss ich das Bett auch noch beziehen. Noch mehr Arbeit für mich. Ufff.

„Mama, können wir raus gehen?“

Es hat Minusgrade draußen und es schneit leicht. Eigentlich kein Wetter, bei dem ich gerne raus gehe. Aber frische Luft tut gut. Ich speichere meine Arbeit, klappe den Laptop zu. Meine Tochter hat nur ein Shirt an. Also einen dicken Pulli anziehen. Bevor ich sie in ihren Schneeanzug schieße, frage ich, ob sie Pipi muss. „Nein!“

Also stopfe ich sie in das enge Etwas von einem Anzug. Wickle ihr den Schal um, sie setzt sich ihre Mütze auf und zieht Handschuhe an. Ich ziehe mich ebenfalls an. Wir schnüren die dicken Winterstiefel zu und gehen nach draußen.

: Niedrige Temperaturen

Wir sind noch keine 5 Minuten vor der Tür. „Mama, ich muss Pipi!“, „Ich hatte dich doch gerade erst gefragt!?“ „Da musste ich noch nicht!“ Herrje, ich klingle an der Tür, damit mein Mann schnell mit ihr auf die Toilette geht und wir uns nicht beide ausziehen müssen.

Er steckt den Kopf aus dem Büro und signalisiert mir, dass er gerade eine Videokonferenz hat. Auch das noch. Also schälen wir uns beide wieder aus unseren Wintersachen und ich gehe mit ihr auf die Toilette. „Jetzt wieder raus!“ ruft sie nach dem Händewaschen. Also alles von Anfang. Wir ziehen uns erneut an. Gehen nach draußen. Es weht ein frostiger Wind.

Der Schnee bleibt nicht wirklich kleben, die Kugeln für den Schneemann fallen immer wieder auseinander. Meine Tochter ist frustriert. Sie will jetzt Eiszapfen sammeln. Leider hat sie gestern schon alle abgepflückt und über Nacht kamen leider keine Neuen hinzu. Alles doof.

Außerdem ist ihr kalt, sie will wieder rein. Nach 10 Minuten. Super. Ich versuche sie zu diversen anderen Beschäftigungen draußen zu animieren. Zeige ihr den Schlitten, hole eine weitere Schaufel. Keine Chance. Also gehen wir wieder rein.

Wir haben mehr Zeit mit dem An- und Ausziehen verbracht, als dass wir eigentlich draußen waren. Aber ich bin nicht böse deswegen, ich bin auch froh wieder drinnen zu sein. Es war schon echt kalt… “Jetzt Lego bauen!“ Ich fürchte, ich muss den Großteil meiner Arbeit wieder am Abend erledigen. Aber ich bin soooo müde…

Und dann wären da noch die Abende. Man merkt richtig, dass das Kind tagsüber nicht ausgelastet ist. Deshalb braucht sie viel weniger Schlaf und geht deshalb auch später ins Bett als an Tagen, an denen sie im Kindergarten war.

Super, meine Arbeit wartet doch. Mein Mann hätte Zeit, sich um sie zu kümmern, aber sie will zu mir. Was auch sonst. Also verbringe ich den Abend über damit, sie zum Schlafen zu bringen und klappe dann gegen 21 Uhr meinen Laptop wieder auf. Nachtschicht ist angesagt. Wie so oft. Puh. Uff. Ächz.

Und so kämpfen wir uns tagein tagaus durch den Home-Office- und Home-Kindergartening-Alltag. Immer gespannt und wachsam, was als nächstes wieder passieren wird…