War denn nicht gerade noch Sommer?
Bei uns startet die Schule in der ersten Septemberwoche. Zwar könnte man meinen, all das hübsch drapierte Schulzeug, das einen spätestens im August beim Einkauf hinterrücks anzufallen droht, liefert einen Hinweis auf den nahenden Ernst des Lebens – aber nicht so bei mir! Jahr für Jahr trifft mich der erste Schultag kalt.
War denn nicht gerade noch Sommer!? Übrigens trägt auch der Klimawandel, mit seinen Hitzewellen bis in den Oktober hinein, nicht unbedingt dazu bei, in Herbst- und damit in Schulstimmung zu kommen.
Verschlafen wäre peinlich…
So kommt es, dass uns am Tag vor dem ersten Schultag nackte Panik überfällt. Unsere Ängste muten durchaus profan an, könnte man meinen. Am meisten treibt uns nämlich die Sorge um, zu verschlafen. Wir haben im Sommer nämlich alles Mögliche, nur keinen Rhythmus. Obwohl wir uns jedes Jahr fest vornehmen, den verdrehten Schlaf-Wach-Rhythmus in der Woche vor Schulstart umzustellen, klappt das tatsächlich nie.
Somit sind nachts vor dem ersten Schultag harte Bandagen angesagt. Von mehrfach gestellten Weckern über hübsch angezogen ins Bett legen („Echt, Mama! Dann geht es morgen viel schneller!“) bis hin zu Baldriantropfen ist alles schon dagewesen. (Die Baldriantropfen sind nur für die Großen versteht sich…) Weil – und da sind wir uns alle einig – verschlafen am ersten Schultag wäre ein bisschen peinlich! Bisher sind wir zum Glück immer halbwegs pünktlich aufgeschlagen… (Ja, auch auf die letzte Minute ist im Hause Kirschbaum pünktlich…)
Wo bitte ist unser Rhythmus?
Das mit dem verdrehten Rhythmus begleitet uns übrigens bis weit in den Oktober hinein. Nicht selten schießt mir ein entsetztes: „Wo bitte ist unser Rhythmus?!“ durch den Kopf, wenn im Kinderzimmer nach 22 Uhr noch Bombenstimmung herrscht. Dass die Brut am nächsten Morgen nicht unbedingt zu den frühen Vögeln gehört, die fleißig Würmer fangen, muss ich an dieser Stelle nicht extra erwähnen. Wenn wir schon bei ehrlichen Geständnissen sind: Der Rhythmus stellt sich frühestens NACH der Zeitumstellung wieder ein…
Ein Goldesel wäre auch nicht schlecht…
Doch nicht nur einen Schlafrhythmus vermisse ich zum Schulstart, auch ein Goldesel geht mir schmerzlich ab. Gefühlt ständig trudeln in den ersten Tagen und Wochen nämlich monetäre Wünsche und Bedürfnisse ein. Fahrausweis, Kopierbeitrag, Jausengeld, Elternvereinsbeitrag – die Liste ist schier endlos. Auf unseren Kontostand trifft das leider weniger zu… Aber ja, was muss, das muss! Hat ja niemand behauptet, Kinder seien nicht teuer. Auf Schulkinder trifft das übrigens ganz besonders zu…
Von Schulstart und Sehnenscheidenentzündung
Fast so schlimm wie der stetig sinkende Kontostand, ist das Gefühl in den Händen, wenn man binnen kürzester Zeit gefühlte 3829 Formulare ausfüllen und unterschreiben muss. Ich weiß nicht, ob es Statistiken dazu gibt, aber eine sprunghaft ansteigende Zahl von Sehnenscheidenentzündungen in den ersten Wochen nach Schulstart würde mich persönlich kein bisschen verwundern.
Termine, Termine und noch mehr Termine
Fehlender Rhythmus, sinkender Kontostand, schmerzende Hände – all das ist nicht halb so schlimm wie mein ganz persönlicher Schulstart-Albtraum: Elternabende! Elternvereinssitzungen! Kennenlernveranstaltungen! Kurz: Termine, Termine und noch mehr Termine! Es gibt kaum etwas, das ich mehr hasse…
Da kam es mir ganz gelegen, dass ich dieses Jahr prompt am zweiten Schultag an Corona erkrankte und mich – leider, leider – für zwei Wochen mit Fieber ins Bett zurückziehen musste. Von Stress und Irrsinn habe ich kaum etwas mitbekommen und als ich wieder fit war, war das Gröbste erledigt. Gut, das mit Corona war natürlich Zufall, aber trotzdem sitzt da jetzt ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter, das mir zuflüstert, dass ich mir nächstes Jahr einfach eine anderen „Krankheit“ zulegen könnte. Immerhin lässt sich so nämlich selbst der stressigste Schulstart aushalten…