Unsere Kinder kennen uns nackt
Sollten und dürfen Kinder ihre Eltern nackt sehen? Oder ist das komplett verwerflich? Unsere Kinder haben uns schon oft nackt gesehen. Wenn ich in die Badewanne gehe und meine Tochter ist nicht gerade im Bett, dann will sie meistens mit in die Wanne. Und darf das dann auch. Natürlich trage ich dann keinen Badeanzug oder Bikini, sondern eben – nichts!
Wenn ich mich daheim im Schlafzimmer umziehe, sitzt sie dabei und spielt. Und auch mein Mann trägt natürlich auch keine Badehose in der Dusche, wenn die Kinder dabei sind.
Nackt sein ist etwas ganz Normales!
Zuhause in den vier Wänden, innerhalb der Familie, finde ich daran nichts Schlimmes. Ich bin aber auch nicht der Meinung, dass ich den ganzen Tag nackt durch das Haus laufen muss.
Bloß nicht verklemmt werden
Je älter die Kinder werden, desto größer wird das Schamgefühl. Deshalb erkläre ich meinem Elfjährigen auch oft „Kannst du bitte kurz draußen warten? Ich möchte mich umziehen.“ Trotzdem weiß auch er, wie Mama und Papa ohne Klamotten aussehen. Ein gesundes Verhältnis zu Nacktheit gehört für mich dazu, damit die Kinder nicht zu verklemmt werden.
Ein großer Unterschied
Die Gesellschaft verlernt immer mehr den Unterschied zwischen Sexualität und normaler Nacktheit. Und was noch wichtiger ist: Die Gesellschaft verlernt immer mehr den Unterschied zwischen Sexualität und normaler Nacktheit.
Denn wer einem Vater grundsätzlich Pädophilie vorwirft, weil er mit seiner kleinen Tochter nackt in der Badewanne sitzt, der hat ein sehr schlechtes Weltbild.
„Nacktheit als solche ist ja eigentlich nichts Verkehrtes. Kinder brauchen den direkten Hautkontakt mit ihren Eltern, das vermittelt Nähe. Nach der Geburt ist es in allen Kulturen üblich, dass Babys auf die nackte Haut gelegt werden“, sagt die Diplom-Psychologin Elisabeth Nicolai, die als Familientherapeutin arbeitet.
Eltern haben immer mehr Angst
Das Problem: Durch Internet und Smartphones haben viele Eltern Angst vor Kinderpornographie und Pädophilen. Deshalb sieht man am Strand und im Garten viel seltener nackte Kinder als früher. Immerhin könnte auch ganz schnell ein Foto des Kindes geschossen und verbreitet werden. Deshalb ist dieser Gedankengang in der heutigen Zeit wohl sehr gut zu verstehen.
Es ist wichtig, dass sich alle wohlfühlen
Doch zu Hause, innerhalb der vier Wände, innerhalb der eigenen Familie sollte ein bisschen Nacktheit auch zur Normalität gehören. Das Thema Kindesmissbrauch ist heute so präsent wie noch nie. Eltern und Medien werden immer wachsamer, leider aber wohl auch ein wenig paranoid. Normale Nacktheit, weil jemand sich umzieht oder badet, sollte innerhalb der Familie normal sein.
Wichtig ist, dass sich niemand unwohl fühlt: Das Schamgefühl von Eltern und Kindern beiderseits sollte immer berücksichtigt werden. Familientherapeutin Nicolai erklärt dazu auch:
„Ich ermutige Eltern dazu, ihren Kindern ein gesundes Nein beizubringen. Die Kinder sollen lernen Grenzen zu setzen, wenn ihnen etwas unangenehm ist. Denn das können Kinder sehr gut, sie merken sofort, wenn ihnen jemand zu nahekommt“ Und das eben auch innerhalb der eigenen Familie und gegenüber den eigenen Eltern.