„Nörgel-Marathon“ der Extraklasse
Eltern schulpflichtiger Kinder kennen es mit ziemlicher Sicherheit: Manchmal haben unsere lieben Kleinen überhaupt keine Lust auf Schule. Lernen und Hausaufgaben werden zum „Nörgel-Marathon“ der Extraklasse. Und der kann sich im Alltag auch schon mal einige Stunden hinziehen – zäääh wie ein Kaugummi. Unsere Autorin Anja erlebt das mit ihren beiden Grundschulkindern immer wieder mal. Sie berichtet, wie sie es trotzdem schaffen, den Hausaufgabenberg zu erklimmen.
Locker bleiben, auch wenn es schwerfällt
Mein Sechseinhalbjähriger sitzt am Küchentisch und zappelt mit den Beinen, die linke Hand stützt den Kopf, die rechte malt mit dem Bleistift Kringelchen aufs Arbeitsheft. Lustlosigkeit steht ihm ins Gesichtchen geschrieben. Dieser Zustand hält jetzt schon eine ganze Weile an. „Mamaaa, ich hab keinen Booock“, jammert der Kleine – und hat gerade erst den Anfang seiner Aufgabe geschafft. Ich frage ihn, ob er noch weitere Hausaufgaben erledigen soll. Mit einem Mal schlägt er begeistert ein anderes Heft auf und macht „erst mal Mathe“. Offenbar hat er daran heute mehr Freude. Puh, nochmal Glück gehabt. Doch so „easy“ wie heute ist es nicht immer …
Hausaufgaben? Sind Sache meiner Kids
Ich bleibe in der Küche und bereite meinen beiden einen Snack zu, mache leckeren Tee oder stelle Wasser bereit. Worauf ich Wert lege ist, dass meine Jungs ihre Hausaufgaben alleine machen. Es zumindest versuchen. Auf Fragen wie „Mama, wie schreibt man …?“ kontere ich zunächst: „Was meinst DU denn, wie man es schreibt?“ Die Antwort ist korrekt? Prima – und die Freude sei mit Dir und Deinem Kind. Wieder was allein geschafft. Das stärkt das Selbstvertrauen. Die Antwort ist inkorrekt? Vorschlag meinerseits: Befrage es. „Bist Du echt sicher? Fehlt da nicht noch etwas?“ Und ich denke: „Sieh es als Spiel, mein Sohn. Knack die Nuss. Du schaffst das!‘ Klappt? Natürlich nicht immer. Frustration gehört dazu, zum Kindsein, Leben, Lernen“. Und ich bin da.
Keine so guten Noten? Na und?!
Die Klassenlehrerin meines Viertklässlers erzählte mir neulich, wie sehr der Leistungsdruck bereits auf Grundschülern laste. Eine Neunjährige weinte wohl kürzlich, weil sie „nur“ eine Drei bekommen habe. Ich möchte zu ihren Eltern nach Hause gehen, die mal kräftig durchschütteln und denen erklären, dass eine „Zensur“ niemals das Können oder die Begabung eines Kindes abbilden kann. Dass es schnurzpiepe ist, ob es ein „Gut“ oder ein „Sehr gut“ oder „Befriedigend“ (ja … und so weiter) erhält. Dass eine Vier oder Fünf oder Sechs nicht den Wert der oder des Kleinen ausmachen.
Eine Note kann: etwas darüber aussagen, ob ein Kind einen Sachverhalt verstanden hat. Sie kann: zeigen, ob es diesen Lerninhalt am Tag der „Leistungskontrolle“ anwenden konnte. Sie kann nicht: eine erfolgreiche und sichere Zukunft sichern. Ist doch so. Also, liebe Eltern: Bitte, bitte entspannt euch. Euer Kind wird seinen Weg schon finden. Vertraut ihm. Oder ihr. Seid da, tröstet, ermutigt. LIEBT.
Ich erklär‘ dir, was Phase ist
Mathe-Hausaufgaben. Mein „großer“ Junge kommt indes nicht weiter. Meine Güte, was die in der vierten Klasse schon alles lösen können müssen. Ich setze mich zu ihm, schaue es mir an, schüttele den Kopf und sage laut: „Ich kapier das nicht!“ Eine kleine Weile später lacht mein Neuneinhalbjähriger los. „Mama, wir haben beide viel zu kompliziert gedacht! Wir müssen das, was hier steht, einfach wörtlich nehmen! Ich hab’s raus!“ Mein Gott, jetzt hat er mich erwischt. Und dann erklärt er mir seelenruhig, „was Phase ist“.
Last, but not least: Sei Deinem Kind Vorbild
Als ich klein war, wollte ich das Klavierspiel erlernen. Das „tollste Instrument der Welt“ begleitete mich bis ins junge Erwachsenenalter. Bis ich dann eine „längere Pause“ einlegte. Studium, Job, Kinder. Alles Ausreden? Klar! Ich nahm mir schlicht und ergreifend keine Zeit mehr für mein einstiges, so wertvolles Hobby. (Und sollte später merken, wie sehr es mir fehlen würde.) Mein schwarzpoliertes Rönisch begleitete mich überall hin, mit jedem Umzug – vor allem aber als Möbelstück.
Hin und wieder sang ich in die Tasten hauend, mit meinen Jungs, vornehmlich Kinder- und Weihnachtslieder. Als ich einigen Monaten begann, wieder ernsthaft zu trainieren, erweckte ich das Interesse meines älteren Sohnes. Seit einigen Monaten spielt jetzt auch er Klavier – mal sehen, wie lange (hahaha).
Im Grunde ist es doch ganz einfach: Lust aufs Lernen liegt uns in den Genen. Von Anfang an macht der Mensch nichts anderes: sich entwickeln, neugierig sein und die Welt entdecken – lernen eben.