Wenn dem Kind ungefragt Essen in die Hand gedrückt wird

Ein Mädchen hält eine Scheibe Wurst in der Hand
Mama Anja mag es gar nicht, wenn dem Kind einfach was in die Hand gedrückt wird.
© Unsplash / Ekaterina Shakharova

Das Baby ist noch nicht einmal ein Jahr alt, und schon versucht irgendwie jeder, ihm ungefragt eine Scheibe Wurst, ein Brötchen oder einen Lolli zuzustecken? Das kommt unserer Autorin Anja Polaszewski sehr bekannt vor. Sie berichtet.

Kennt ihr das eigentlich auch? Dass fremde und nicht ganz so fremde Menschen euren wirklich noch sehr jungen Knirpsen etwas anbieten, ohne euch vorher zu fragen? Manchmal ist es besonders wild.

Neulich zum Beispiel war ich mit meinem Kleinen in einer Shopping Mall. Erst bei der Post, um ein Paket abzugeben – Baby P. auf dem Arm. Als ich bezahle, streckt mir der Verkäufer einen Traubenzuckerlolli entgegen. „Bitte schön, für Ihren Kleinen.“ Es ist total lieb gemeint von ihm. „Vielen Dank, aber er kennt noch keine Lollis.“ Meine Antwort scheint den Mann zu verwirren. Vielleicht denkt er: Dann wird es aber Zeit. Er sagt aber nichts. Darüber bin ich froh, denn das kann ja auch ganz anders laufen …

„Könnten Sie mich bitte vorher fragen?“

Weiter geht es zum Bäcker. Die freundliche Verkäuferin sieht mein elf Monate altes Baby vorne im Wagen sitzen. „Na, Du süßer Fratz? Möchtest Du ein kleines Milchbrötchen?“ Schwupps, landet so ein Miniteil in den Händen von Junior – noch ehe ich selbst etwas dazu sagen kann. Ich achte sehr auf eine ausgewogene Ernährung, zumal P. eben noch nicht einmal ein Jahr alt ist. Doch zu spät: Der Kleine mümmelt bereits drauf los. Und er hat natürlich großen Spaß, vor allem aber daran, Krümel auf dem Boden zu verteilen.

Ich kann die nette Dame nur noch bitten: „Könnten Sie mich beim nächsten Mal vorher fragen, ob das in Ordnung für mich ist?“ Sie schüttelt verständnislos den Kopf. „Wieso für Sie? Ist doch für ihn.“ Und deutet auf das kleine Wesen neben mir. Ich runzele die Stirn. „Okay“, sagt sie dann beschwichtigend. Na immerhin.

Auch Mama Purista legt Wert auf die Ernährung ihrer Tochter. Warum sie kein Fleisch essen darf, erzählt sie uns hier. 

„Hier, das ist für Dich!“

Weiter geht es gleich im Supermarkt, genauer: an der Wursttheke. „Och, ist das ein schönes Alter!“ Die Angestellte schaut ganz verliebt auf mein wuschelköpfiges Söhnchen. „Hier, das ist für Dich!“, sagt sie zu ihm. Beugt sich weit vor und reicht ihm eine Wurstscheibe, die klassische Mortadella. Da ich gerade etwas sprachlos bin und irgendwie auch müde vom Diskutieren, lasse ich sie einfach gewähren und schiebe ab. Baby P. erledigt sowieso den Rest (– wie er es meist tut bei Lebensmitteln, die er nicht kennt): Er dreht die Scheibe Wurst und wendet sie, dreht und wendet noch einmal. Dann wedelt er damit hin und her und lacht. Und: Klatsch! Landet die Wurst auf dem Boden. Ich schaue nach links und nach rechts. Keiner hat es gesehen? Gut … und ab.

„Das bisschen Zucker schadet nicht“

Puh. Ich bin durch mit dem Einkauf. Schnell zur Kasse. Ich möchte jetzt wirklich nach Hause.
Mein Sohn knabbert gerade an einem Warentrenner (er steckt noch mitten drin in der oralen Phase), da drückt ihm eine freundliche blonde Frau mit aufdringlichem Zigarettenparfüm ein paar Gummibärchen in die Hand – so eine Minipackung, die sie auch schon gleich geöffnet hat. „Du siehst aber hungrig aus“, schäkert die Frau um die Sechzig. Ich: „Ähm, danke, das ist total nett, aber er bekommt noch keine Gummibärchen. Und gleich ist außerdem Mittagessenzeit.“ Zigarettenlady: „Du meine Güte, das bisschen Zucker schadet doch nicht!“

Sie ist gertenschlank; ich schätze ihren Zigarettenkonsum um einiges höher als den der Süßwaren. Ich: „Ich möchte das nicht, danke sehr.“ Ich lächele, hoffe auf Verständnis. Die Dame guckt mich an, als wäre ich plemmplemm oder hätte ihr gerade den Einkaufswagen in die Hacken gerammt. „Dann eben nicht!“ Sie dreht sich demonstrativ weg. Und mein Sohn? Der giekst indes, wirft die Gummibärchen auf den Boden und beugt sich runter, um zu sehen, was passiert. Schön bunt!