Phase für Phase
Wer das Leben in Phasen begreift, lebt glücklicher, lautet ein Sprichwort. Beim Leben mit Kindern hilft diese Sichtweise definitiv. Auch, wenn auf die eine schwierige oft genug direkt die nächste herausfordernde Phase auf Eltern und Kind wartet.
Gerade in den Übergangsphasen scheinen sich die Herausforderungen die Klinke in die Hand zu geben. Mein heimlicher Favorit der nervigen Phase beim Kleinkind ist jedoch das Wegfallen des Mittagsschlafes.
Es gibt beim Großwerden von Kindern diese Phasen, in denen das Kind innerlich und/ oder äußerlich wächst und die für alle Beteiligten „besonders“ sind. Dann gibt es die Phasen, in denen sich Gewohnheiten und Bedürfnisse ändern und auf die Eltern schnell reagieren sollten.
Der Übergang zur Nachteule
Dann gibt es diesen ganz speziellen Übergang, wenn der Mittagsschlaf wegfällt und das Kind mit Mittagsschlaf zur Nachteule wird. Da unsere Kinder in diesem Alter alle bereits in der Krippe waren, mussten nicht nur die Eltern reagieren.
Das waren ebenso sensible Phasen zwischen Eltern und Erzieher:innen. Für die Erzieher:innen ist das schwierig, denn ihr Tagesablauf lebt von den schlafenden Kindern.
Eine der Erzieher:innen ist die Aufsicht im Schlafraum und eine bereitet den Nachmittag vor. Das hat das ganze KiTa-Jahr hervorragend funktioniert und soll die letzten Monate so bleiben.
Wenn Erzieher:innen Kinder haben
An dieser Stelle zeigt sich ein deutlicher Unterschied, zwischen Erzieher:innen mit eigenen Kindern und ohne eigene Kinder.
Die Erzieher:innen mit eigenen Kindern kennen diese Phase zwischen früh unleidigen Kindern (weil ab 18.00 Uhr knackemüde) oder den Duracellkindern, die am Abend um halb zehn fröhlich quatschend im Bett liegen. Weil sie einen Mittagsschlaf gemacht haben.
Wer häufiger neben einem solchen Kinderbett sitzen durfte, dem wird die Wichtigkeit für viel Schlaf bei den Kindern auf einer ganz anderen Ebene bewusst. Kinder sollten auch wegen des Nervengerüstes der Eltern ausreichend schlafen.
Wer den ganzen Tag vom eigenen Aufwachen bis zum eigenen Einschlafen nur zwischen Kindern, Arbeit und Kindern rotiert, hat irgendwann dünne Nerven und schlechte Laune.
Wer Kinder hat, kennt das. Wer keine Kinder hat, weiß nicht um die fatale Wirkung eines Mittagsschlafs bei Kindern, die keinen Mittagsschlaf mehr brauchen. (In dieser Phase wirken die Eltern mit ihren Kindern schnell etwas geistesgestört, wenn sie über Wolken quatschend zwischen 17.00 und 18.00 Uhr neben dem Buggy herlaufen, damit das Kind bloß nicht einschläft.)
Nur mal kurz die Augen zu
„Wir haben nur kurz ein bisschen Pause gemacht, sie war so kaputt.“ ist ein Satz, der in mir zu hysterischen Verkrampfungen führt. Denn meine Abendplanung (vielleicht im Wachkoma auf dem Sofa sitzen, ein Buch lesen, ohne Publikum baden oder ungestört mit einem Erwachsenen sprechen) zieht in diesem Augenblick wie eine Wolke dahin.
Wenn eins unserer Kinder fünf Minuten die Augen geschlossen hatte, reicht die Energie am Abend gleich für zweieinhalb Stunden mehr. Statt eines Abends meiner Wahl kann ich zwischen einem späten Abendbrot (geht mit Geschwisterkindern nicht mehr so gut) oder einem langen Abend auf dem Boden vor dem Kinderbett wählen. Ja, natürlich könnte ich rausgehen:
- Möglichkeit A ist dann: das Kind steht alle fünf Minuten bei mir.
- Möglichkeit B: es wird so laut gespielt, dass alle anderen Mitglieder des Haushaltes wach werden.
- Möglichkeit C: es wird ruhig, ohne dass das Kind schläft.
Das bedeutet wiederum, dass das Kind eine dieser richtig guten Ideen hat, wie die Wand anmalen oder Tapete abziehen oder mit dem Inhalt des Kleiderschranks eine Straße durch das Zimmer legen.
Das kleinere Übel scheint mir das Liegen neben dem Bett und der mögliche Bandscheibenvorfall.
Der nervigste Kreislauf
Oft genug hatten wir das Kind am Wochenende oder in den Ferien in einen guten Rhythmus gebracht. Abends zwischen 19 und 19.30 Uhr schlafen und am Morgen um 7.00 Uhr fit sein. Dann kam der erste Tag wieder in der Krippe und das Kind verschwand mit den anderen Kindern im Schlafraum.
Es hatte sich die Augen gerieben und schlief sofort ein. Dadurch schlief es am Abend gemütlich gegen 22.00 Uhr ein und war am Morgen um 7.00 Uhr von fit weit entfernt. Also endete es mit geschlossenen Äuglein im Schlafraum, weil es kaputt war. Es schlief dann gegen 22.00 Uhr und war am nächsten Tag nicht fitter.
Am Wochenende gab es frühe Abende und am Morgen ein ausgeschlafenes Kind, weil: kein Mittagsschlaf. Am Montag ging dieser Kreislauf von vorne los. Irgendwann ist das abgeschlossen, aber der Weg dahin kann steiniger oder weniger steinig sein.
Recht aufs Abschalten und Feierabend
Elternsein hat kein zeitliches Limit und durch Krankheiten und andere Widrigkeiten gibt es Wochen, in denen Eltern rotieren. Aber im Alltag sollte es Regelungen und Strukturen geben, die für freie Zeit sorgen.
Denn nicht nur für Kinder gilt, dass da Zeit sein muss, um zu sitzen und vor sich hinzuschauen. Erwachsene Menschen brauchen diese Zeit, weil sie sonst aus dem Funktionieren nicht mehr rauskommen.
Das ist etwas, dass ich lernen musste und jedem nur empfehlen kann. Bedürfnisorientierung hin oder her – auch Eltern haben Bedürfnisse und dürfen sie haben.
In einem authentischen und engen Verhältnis dürfen Kinder Grenzen der Eltern spüren. Werden diese im Alltag respektiert, kann auch flexibel auf andere Bedürfnisse eingegangen werden. Das können Gespräche mit den Großen am Abend sein oder das Schlafen neben mir bei Krankheit. Aber sonst gehört mein Abend mir.