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Kneten mit Kindern – Eine Freude in fünf Akten

Kneten mit Kindern
© Unsplash / Julietta Watson

„Mama, lass uns kneten.“ – Tochter 1 und 2 haben die Knete für sich entdeckt. In letzter Zeit bin ich jedoch etwas skeptisch, wenn diese Aufforderung kommt. Denn irgendwie verläuft unser Kneten in fünf Akten immer gleich.

Akt 1 – „Alle Knete, alle Förmchen“

Sobald ich dem Kneten zustimme, müssen alle Sachen zum Kneten zusammengesucht werden. Das sind alle Knetsachen aus den letzten acht Jahren, die trotz Marie Kondo und Feng-Shui in unserem Haushalt überlebt haben.

Mittlerweile haben wir nicht nur Knete, sondern Förmchen, Schneidehilfen und seit neuestem Küchenequipment. So können wir Toast mit Käse, Salat, Kekse, Tomaten, Ei, Blumen ausstechen. Wenn wir denn alles zusammen haben und bei diesem Punkt sind meine Töchter ausgesprochen streng. Schließlich können wir am Anfang nie wissen, was wir tatsächlich am Ende kneten.

In der Controllingabteilung eines Unternehmens wären beide ein echter Glücksgriff. Fehlt nur ein Teil (wie zum Beispiel das Spritzen-artige Teil, aus dem man die Knete in Saucenform herausquetschen kann und was immer ich bedienen muss), fällt es gerade Tochter 2 sofort auf.

Es ist ähnlich verhext wie bei Büchern, wenn Eltern ein Stück abkürzen wollen. Der Versuch lohnt sich nicht.

Außerdem haben wir zwei unterschiedliche Kneten. Es gibt eine festere Knete, bei der man zu Beginn wirklich gut kneten muss. Ist sie warm, lässt sie sich super formen und behält die Form. Die andere Knete ist die besonders populäre Marke, die aber irgendwie krümelig in der Konsistenz ist. Das ist die Knete, die wir immer wieder geschenkt bekommen. Und die sich überall hin verteilt.

Diese Knete findet sich in jeder Ritze, großzügig in kleinen Krümeln auf dem Boden und unter den Nägeln ebenso.

Immerhin scheint sie nicht einmal für den Hund lecker zu riechen. Ich würde gerne sagen, dass ich die andere Knete ausschließlich aufgrund von pädagogischen Faktoren bevorzuge (motorische Entwicklung und so weiter), aber tatsächlich hasse ich die krümelige Knete wegen des zusätzlichen Aufwandes, den sie verursacht.

: Einfach selbst machen

Akt 2 – „Das sieht lecker aus“

Ist erst einmal alles da, geht es auf dem vollen Tisch los. Es wird geknetet, ausgerollt und geformt, gebacken und was sonst noch möglich ist. In dieser Zeit kann ich einen Tee, Kaffee oder was auch immer trinken, denn ich bin überflüssig. Lediglich das Warmkneten darf ich bei der härteren Knete übernehmen.

Wer könnte schon nein sagen, wenn ein zartes Stimmchen sagt: „Das ist ein bisschen schwer für meine kleinen Hände.“ (Die Aufforderung an die Schwester das Förmchen abzugeben, ertönt gewöhnlich in einem weniger zarten Stimmchen…)

Ich bekomme Törtchen angereicht und kreative Sandwiches belegt (blaue Gurke und lila Tomate brauchen Mut). Tochter 2 ist sehr fürsorglich in der Hinsicht. „Hast du alles aufgefuttert?“ lautet ihre abschließende Frage, damit sie etwas Neues machen kann. Leider ist der zweite Akt nur der kurze Weg zum Höhepunkt unseres Knetspektakels.

Akt 3 – „Nicht mischen“

Beim neuen Machen sind wir im 3. Akt. Jetzt wird die Knete tapfer gemischt. Da werden neueste Farbkreationen entwickelt und was zu Beginn noch nach Farbstrudel aussieht, ist rasch ein durchgehendes Braun. Doch jeder Versuch die Knete zu retten, scheitert. Grüne, blaue, rote, gelbe und lila Knete werden munter zusammengeknetet.

Erstaunlicherweise sind die Kinder beim Zusammenkneten unterschiedlicher Farbtöne deutlich engagierter als zuvor beim Warmkneten.

Während ich bei Kind 1 und 2 übrigens noch tigerartig für den Erhalt der unterschiedlichen Farbtöne der Knete gekämpft habe, füge ich mich heute in mein Schicksal. Braune Knete für alle. Außerdem lässt sich aus unifarbener alles gleichwertig aus der Knete machen.

Akt 4 – „Klar, ich knete einen Schmetterling“

Vom Kneten werden kleine Finger müde … aber im Kopf sind noch so viele Ideen übrig. Und da komme ich ins Spiel. Es fängt harmlos an: „Mama, kannst du mir bitte einen Schmetterling machen?“ Ich nicke und mache einen Schmetterling. „Mama, ich möchte auch einen Schmetterling.“ Sobald der zweite Schmetterling fertig ist, prasseln neue Wünsche auf mich ein.

„Mama, ich möchte einen Hund.“ „Mami, in meinem Spiel brauche ich dringend eine Katze.“ „Maaaammiiii, jetzt brauche ich einen Affen, einen großen und dicken Affen.“ „Du meinst einen Gorilla“, ergänzt ein Bruder hilfreich.

Großzügig holt einer der Brüder eines seiner Bücher voller Tiere nach unten, damit ich die Knetwesen detailreicher gestalten kann (und den Schwestern die Ideen nicht zu schnell ausgehen). Die sind da aber gar nicht bedürftig, sondern würfeln die wildesten Tiere zusammen (Schlangen-Paviane und Krokodil-Otter???).

Akt 5 – „Am Ende räumen wir alles wieder ein, ja alles“

Wenn die Armee der Tiere auf dem Tisch steht, ich einige von ihnen mehrfach reparieren durfte (vor allem die Fühler der Schmetterlinge sind anfällig), ist das Spiel mit der Knete vorbei. Nun kommt der liebste Part: Das Einräumen.

Ich weiß, dass Konsequenz und Wiederholung alles sind, aber irgendwie haben meine Kinder diese ganzen Ratgeber noch nicht gelesen.

Sie verhalten sich renitent gegenüber jeder Aufräum-Routine. Selbst wenn wir das Liedchen aus der Krippe übernehmen (Alle Kinder groß und klein räumen jetzt das Spielzeug ein), wird es nicht konfliktfreier und einfacher.

: Zum Aufräumen animieren

Aber am Ende ist beinahe die ganze Knete wieder eingeräumt (ausgenommen die Krümel in den Fugen und auf dem Boden). Sie wartet darauf weiter braun werden zu dürfen und vielleicht als Einhorn-Drachen-Löwe zurückzukommen.

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