Dieser Plan zerschlug sich jäh, als ihr Baby etwa ein halbes Jahr alt war: Nach einigen KiTa-Besichtigungen – und vielen schlechten Gefühlen – entschied sie sich dafür, ihr Kind bis zum Kindergarteneintritt mit drei Jahren bei sich zu Hause zu lassen und (wann immer möglich) freiberuflich weiterzuarbeiten.
Ich war schon zweiunddreißig Jahre alt, als ich mit P. schwanger war – und steckte mitten im Berufsleben. Eine journalistische Karriere strebte ich an, die es auf keinen Fall zu gefährden galt. Immerhin liebte ich meinen Job so sehr und konnte mir überhaupt nicht vorstellen, jahrelang mit Kind „an den heimischen Herd gefesselt“ zu sein. So mein Gedanke.
Anfängliche Zweifel gerieten schnell in den Hintergrund
Als unser Baby dann auf der Welt war und ich die Leidenschaften – und Leiden – des Mamaseins kennenlernte, erwachte in mir bereits ein ziemlich unangenehmes Gefühl à la: Ich kann ihn doch nicht schon mit einem knappen Jahr in die Krippe geben oder doch? Muss ich nach einem Jahr unbedingt schon wieder arbeiten oder nehme ich mir mehr Zeit für den Jungen?
Große Zweifel stiegen auf, doch als der Kleine wenige Wochen und Monate alt war, standen derartigen Gedanken erst einmal im Hintergrund Schlange. Zu sehr waren wir mit Dingen wie Stillen und Tragen, Schlafen und Nicht-Schlafen, Spielen und Krabbelgruppen beschäftigt. Eine Entwicklungsphase jagte die nächste …
Mama Anja hörte auf ihr Bauchgefühl
Ein halbes Jahr verging, schleunigst mussten P.s Papa und ich jetzt darüber nachdenken, in welcher Kinderkrippe wir unseren Kleinen anmelden wollen. Zusammen nahmen wir mehrere Einrichtungen einmal genauer unter die Lupe. Doch so gut die Institution auch war: Keine genügte unseren Ansprüchen – oder konnte mir dieses beklemmende Gefühl in der Magengegend nehmen (er ist doch noch so klein …).
Nach mehreren Wochen packte ich endlich auf den Tisch, was ja im Grunde schon so lange in mir keimte: den Wunsch, unser Baby zu Hause zu behalten und erst einmal als freiberufliche Journalistin weiter zu arbeiten. Es würde schon irgendwie gehen. Wir beratschlagten uns, drehten und wendeten unseren „Finanzplan“, strichen daraus dieses und jenes … mit dem Ergebnis: Ja, es würde schon irgendwie gehen.
Es war wie ein Befreiungsschlag für mich: Sämtliche bedrückende Gefühle und Gedanken verschwanden mit einem Mal, ich würde mich fast ausschließlich um mein Baby und später Kleinkind kümmern – und wann immer ich etwas Zeit fand, würde ich schreiben.
Der Alltag war oft hart
Ich arbeitete also, wenn der Kleine schlief – oder ich schlief mit und arbeitete eben nicht. Ich stieß oft an meine Grenzen, war so unglaublich müde und hatte mit allerlei Zweifeln zu kämpfen. Würde ich später wieder gut ins Berufsleben finden? Wäre ich dann zu alt? Verlerne ich mein „Handwerk“? So sehr viel Zeit auf diese Weise zu denken, hatte ich allerdings wieder nicht: Kurz vor dem dritten Geburtstag des ersten wurde nämlich unser zweiter Sohn geboren. Und auch er würde daheim bleiben – das stand diesmal bereits von Anfang an für uns fest …
Reue? Fehlanzeige!
Inzwischen genieße ich die ruhigen Vormittage an meinem heimischen Schreibtisch (und Herd!). P. geht in die zweite Grundschulklasse, er ist beliebt, hat viele Freunde.
K. ist mittleres Kind im Kindergarten, und auch ihm mangelt es keineswegs an sozialen Kompetenzen. „Kinder brauchen doch dringend andere Kinder!“, so der Einwand, wenn es darum geht, die Knirpse die ersten Jahre zu Hause zu lassen. Ja, das sehe ich im Prinzip doch genauso. Aber mit unter drei Jahren doch am Besten im Beisein von Mama …

© Anja Polaszewski
So extrem anstrengend die erste, sehr intensive Zeit zu Hause mit den Kindern auch war: Ich durfte jede noch so kleinste Entwicklung der Bengelchen quasi live und in Farbe miterleben. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Und ich würde mich immer wieder so entscheiden. Denn die ersten Jahre im Leben eines so kleinen Kindes kehren nie mehr zurück.