Wie sich die Ängste verändern, wenn man Mutter ist

Ängstliche Frau umringt von Schwarz
Kinder verändern so viel im Leben, auch eben Dinge, die man so gar nicht erwartet.
© Unsplash/ Melanie Wasser

Seitdem ich Mutter bin haben sich viele Dinge verändert. Klar, ist ja irgendwie auch normal, dass ein Kind alles auf den Kopf stellt. Außerdem habe ich nun viel mehr Angst als früher. Die Ängste die eine Mutter um ihr Kind entwickelt sind ja weitestgehend normal. Dass die Kinder gesund sind und man es selbst auch bleibt, um lange für sie da sein zu können. Aber diese Angst meine ich gar nicht. Auch meine Vorlieben und Leidenschaften haben sich teils so stark verändert, dass ich selbst erstaunt bin.

Horrorfilme – nichts mehr für mich

Mit ca. 16 Jahren entwickelte ich eine ausgeprägte Leidenschaft für Horrorfilme. Egal ob Psychothriller oder blutiges Gemetzel. Ich kannte sie alle. Und diese Leidenschaft begleitete mich von da an sehr lange – bis ich mit 32 schwanger wurde. Während der Schwangerschaft sah ich mir Blair Witch 2 an. Ein paar Jugendliche die in einen vermeintlich verhexten Wald gehen, um ein Verschwinden von Jugendlichen vor vielen Jahren (Blair Witch Project) aufzudecken. Es passierten viele unheimliche Dinge in diesem Wald und was soll ich sagen, ich hatte richtig Angst. Tagelang konnte ich nicht schlafen und auch tagsüber ging mir der Film einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich war schreckhaft und fühlte mich nicht wohl, wenn ich das Haus verlassen habe. Damals schob ich es auf die Schwangerschaftshormone, denn ich hatte früher weit aus gruseligere Filme gesehen. Aber als meine Tochter dann auf der Welt war blieb mir diese Angst. Sobald ich etwas Gruseliges ansah, ging bei mir das Kopfkino los. Seither verzichte ich auf meine Leidenschaft – sehr zur Freude meines Mannes, denn er konnte dies noch nie nachvollziehen.

Mittlerweile ist diese „Horror-Angst“ so weit ausgeprägt, dass ich nicht mal mehr Thriller- und Krimibücher lesen kann. Ich meine, mit Kleinkind kommt man eh nur noch selten zum Lesen, aber wenn ich dies tue und zu einem schönen Thriller greife, kommt mir auch hier schnell die Angst und ich lege das Buch sofort wieder weg.

Nachts allein im Haus – was, wenn dem Baby was passiert

Als meine Tochter ca. 6 Monate alt war, musste mein Mann viele Geschäftsreisen machen. Er war teilweise nur am Wochenende zu Hause. Früher machte mir das gar nichts aus über Nacht alleine zu Hause zu sein. Tagsüber ging ich arbeiten, am Abend machte ich mir etwas zu Essen, traf mich mit Freunden oder machte es mir vor dem Fernseher gemütlich und ging irgendwann schlafen. Ständig alleine mit dem Baby zu sein beunruhigte mich allerdings. Was, wenn heute Nacht „etwas“ passiert? Dabei hatte ich gar keine konkrete Vorstellung was genau passieren sollte. Ich lag die halbe Nacht wach, sah mich in der Wohnung um und sah nach meiner Tochter ob sie ruhig schlief. Und dann kam der Tag an dem wirklich „was“ passierte.

Und dann ist etwas passiert

Wir wohnten damals in einem Mehrfamilienhaus zur Miete im Erdgeschoss und eine Nachbarin hatte beobachtet, wie zwei Männer um das Haus geschlichen sind und versucht haben durch unsere Fenster zu sehen. Wenige Tage später meldete dann eine andere Mieterin der Hausgemeinschaft, dass das Kellerfenster zu ihrem Kellerabteil gewaltsam aufgebrochen wurde. Es wurde scheinbar versucht über den Keller ins Haus einzubrechen. Kurz zuvor wurde versucht durch unsere Fenster zu sehen – der Einbrecher hatte es offenbar auf unsere Wohnung abgesehen. Es ist zwar nichts passiert, denn offenbar wurde nur das Fenster aufgebrochen. Im Haus war scheinbar niemand. Aber von da an konnte ich dann gar nicht mehr schlafen, wenn ich nachts alleine mit meiner Tochter war. Ständig hörte ich Geräusche. Überprüfte mehrmals sämtliche Türen und Fenster – wohlwissend das wenn jemand rein kommen will, es auch schaffen würde. Zum Glück nahmen die Geschäftsreisen meines Mannes kurz darauf stark ab, sodass ich wieder ruhiger schlafen konnte.

Kinder verändern so viel im Leben, auch eben Dinge, die man so gar nicht erwartet. Ich wette, es geht vielen Müttern bzw. Eltern so wie mir, dass sie plötzlich Dinge, die sie früher geliebt haben, plötzlich nicht mehr tun können oder wollen – so wie ich mit den Horrorfilmen. Ich bin allerdings voller Hoffnung, dass sich diese Angst irgendwann wieder legen wird und ich es hin und wieder wagen kann, mir einen solchen Film anzusehen.