Mental Load: Die gesellschaftliche Traumwelt des Perfektionismus
Schneller, besser, effizienter und das um jeden Preis. Meist sind Mütter von dem sogenannten Mental Load betroffen. Woran das liegt? An den gesellschaftlichen Strukturen. So entsteht der Schein, dass der Tag einer Mutter 48 Stunden hat und sie alles was anfällt - und darüber hinaus – schaffen muss. Natürlich muss sie am Ende des Tages noch ein Lächeln auf dem Gesicht tragen.
In den ersten sieben Jahren nach der Geburt, findet bei etwa 30 Prozent aller deutschen Mütter eine Verschlechterung des gesundheitlichen Wohlbefindens statt. Dies belegte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Vor allem die gesellschaftlichen Anforderungen an die Mutterrolle sorgt bei vielen für inneren Druck. Das mentale Wohlbefinden sinkt somit.
Dr. Marco Giesselmann war Teil des Forschungsteams der Studie. Er ergänzt zu der Auswertung: „Es ist also weniger die starke physische Belastung der ersten Jahre, die den größten negativen Effekt auf das mentale Wohlbefinden der Mütter hat. Vielmehr sind es möglicherweise Spannungen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Mutterschaftsidealen, die mit den Jahren zunehmen.“ Und dieser psychische Stress kann sich auch direkt auf deine Kinder auswirken.
Mütterlicher Stress sorgt für Übergewicht
Die Langzeit-Mutter-Kind-Studie LiNA, die am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) durchgeführt wurde, hat 498 Mutter-Kind-Paare untersucht. Tatsächlich ergaben die Ergebnisse einen Zusammenhang zwischen mütterlichem Stress und Übergewicht. Kinder dessen Mütter im ersten Lebensjahr des Kindes ein hohes Stressempfinden nachwiesen, haben ein höheres Risiko in den ersten fünf Jahren einen hohen BMI zu entwickeln. Vor allem Mädchen sind davon betroffen, da man davon ausgeht, dass Jungen das Stressempfinden der Mutter weniger auffassen können. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in einer Studie der AOK ab.
Zeitstress macht Kinder krank
Eine Studie der AOK hat bereits 2014 untersucht, wie sich der Stress der Elter auf ihre Kinder auswirkt. Das Ergebnis: Kinder haben eher gesundheitliche Beschwerden, wenn ihre Eltern unglücklich sind und unter Zeitdruck leiden. Mangelnde Zeit ist damit der größte Belastungsfaktor für Familien. „Unsere Studie zeigt, wie wichtig die Gesundheit der Eltern und ein entspannter Familienalltag für ein gesundes Aufwachsen der Kinder sind. Kindergesundheit hängt direkt vom Elternwohl ab. Eltern selbst, aber auch die Gesellschaft sollten diese Botschaft berücksichtigen“, meinte AOK-Chef Jürgen Graalmann. Auch eine vergleichende Studie aus dem Jahr 2018 zeigt, dass sich die Zahlen kaum verändert haben.
Dass Stress uns krank macht wissen wir eigentlich. Trotzdem laden wir unser gerne viele Termine auf und nehmen die Warnsignale unseres Körpers oft nicht wahr. Wir müssen funktionieren – auch für die Familie. Dass wir ihr damit aber auch schaden können, ist uns weniger bewusst. Daher kann es allen guttun, wenn du öfter „nein“ sagst und dir bewusst Auszeiten nimmst.
5 Tipps, um dein mentales Wohlbefinden zu stärken
Wenn du dich nächstes Mal mental ausgelaugt und erschöpft fühlst, können dir vielleicht unsere 5 Tipps helfen.
1. Entferne einen Punkt auf deiner To-Do-Liste
Auf der täglichen To-Do-Liste sind manche Punkte fest und lassen sich nicht umgehen. Was wenn doch? Wenn du an einem Tag besonders viel zu tun hast und merkst, dass dir alles zu viel wird, dann lass dir das Abendessen ausnahmsweise mal liefern, anstatt selbst in der Küche zu stehen. Muss das Telefonat mit deiner besten Freundin heute Abend stattfinden oder kannst du es auf einen anderen Tag, auf einen ruhigeren Tag verschieben? Löse dich von dem Zwang, dass du gewisse Dinge nur an diesen einem Tag erledigen kannst.
2. Schreibe dir zur Abwechslung eine Ta-Da-Liste
Da wir gerade bei Listen sind: Es ist immer leichter zu sehen was noch zu tun ist, anstatt was schon geschafft wurde. Du hast mit Sicherheit schon mehr Dinge erledigt, als dir bewusst ist. Du siehst sie bloß gar nicht mehr als Erfolg an. Brotzeit machen, dein Kind umziehen, Frühstück vorbereiten, die Spülmaschine ausräumen – das und vieles mehr sind Dinge, die du meist in den ersten Stunden deines Tages erledigst, aber kaum noch als Erfolge wahrnimmst. Obwohl sie es sind. Führe dir mehrmals am Tag vor Augen, was du schon gemeistert hast.
3. Halt kurz inne und atme
Du hast es bestimmt schon tausendmal gehört, aber stoppe für eine Minute und atme kontrolliert ein und aus. In der Eile überhören wir oft unsere erschöpften Schnaufer oder unser rasendes Herz. Zum Glück haben wir in der heutigen Zeit Apps, die uns durch eine 3-minütige Atemmediation begleiten können. Du wirst dich danach entspannter und freier im Kopf fühlen.
4. Hör auf dich zu vergleichen
Du hörst von jeder Ecke was andere Mamis alles schaffen und unter einen Hut bekommen. Dazu noch die gesellschaftlichen Vorstellungen davon wie eine „ideale“ Mutter aussieht.
Jetzt mal Karten auf den Tisch: Egal ob auf Instagram oder im realen Leben. Wir alle zeigen uns so, wie wir wollen, dass uns andere sehen. Es gibt keine perfekte Mutter, deshalb hör auf dich mit anderen zu vergleichen. Weder du noch dein Kind ziehen einen Nutzen daraus. Und wir wissen doch: Das Leben ist ein Marathon und kein Sprint.
5. Mache etwas NUR für dich
Du liebst deine Familie und würdest alles für sie tun. Aber um alles tun zu können, musst du auch deine eigenen Energiereserven ab und an aufladen. Dabei hilft es etwas zu tun was dir Spaß macht und das wirklich nur für dich zu tun. Hast du seit Ewigkeiten Lust ein Rezept auszuprobieren und dabei deine Lieblingsmusik zu hören? Dann tue es. Willst du in deinem Lieblingspark joggen? An mit der Sportkleidung und los geht‘s. Nur wenn du im inneren wirklich glücklich bist, kannst du dieses innere Glück auch an deine Liebsten weitergeben.
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