„Mama, ich kann nicht einschlafen!“ – „Musst Du auch nicht.“

Kind liegt im Bett und kann nicht schlafen
Meine Tricks für hellwache Kinder.
© Unsplash / Annie Spratt

Das kennt ihr doch bestimmt auch: Es ist schon recht spät, und die Kinder sollen (endlich!) schlafen? Und ihr möchtet gern – allein oder als Paar – den Abend mit noch etwas Zeit für euch ausklingen lassen? Unsere Autorin Anja kennt das auch – und berichtet, wie sie es schafft, ihre beiden Jungs trotzdem zum Schlafen zu bewegen.

Es könnte so schön sein

Ihr hattet euch das auch schon so schön ausgemalt: ein Glas Wein, ein guter Film, Musik hören, vielleicht basteln, ein spannendes Buch lesen, abwechslungsreicher Sex (!?), was auch immer … hach, herrlich. Und dann steht da plötzlich euer kleiner Sonnenschein und kann „einfach nicht schlafen!“?

Ich erinnere mich noch genau daran, wie es war, als ich selbst noch ziemlich klein war und einfach nicht einschlafen konnte – na oder eben ganz einfach nicht einschlafen wollte. Zu viele Gedanken waren da, die noch in meinem Köpfchen umherschwirrten: der heutige Schulstoff, der nachhallt, Streit mit der Freundin, spannende Abenteuer mit Freunden.

Und es rattert und es dröhnt und es spult zurück und vor und wieder zurück … Und es will einfach keine Ruhe einkehren. Ich bin ein kleines Mädchen, und ich habe viel erlebt. Und jetzt soll ich einfach so … schlafen?! (Euer Ernst, frage ich gedanklich meine lieben Eltern?!)

: Große und kleine Abenteuer

„Bist du schon wieder hinter dem Grammophon?“

Unser Kinderzimmer – ich teilte es mir mit einer meiner Schwester, der acht Jahre jüngeren nämlich – grenzte direkt ans Wohnzimmer. Und oft waren daraus interessante (manchmal auch seltsame) Geräusche zu vernehmen, die aus dem Fernseher stammten – und auch das Flimmern war bis zu uns Kindern ins Nachbarzimmer hin wahrnehmbar. Die Türen waren bei uns immer nur angelehnt … (Das Elternschlafzimmer grenzte übrigens ebenfalls an der anderen Seite an … Was wir an den Wochenenden morgens so zu hören bekamen … *bitte Grinsen einfügen* Naja, immerhin führte dies dazu, dass wir Mädchen alle sexuell in „wilder, ungezwungener Freiheit“ groß wurden.)

„Cindy, oh Cindy …!“

(Nein, es ist nicht so, wie ihr jetzt vielleicht denkt.) „A., ksss, schläfst Du?!“ Doch meine kleine Schwester reagiert nicht. Pennt die?? Naja, die ist ja auch noch klein, und die Lütten brauchen halt mehr Schlaf. Aber iiich bin schon groß und möchte natürlich ganz genau wissen, was meine Eltern und meine ältere Schwester A. (ja, unsere Vornamen beginnen alle mit A.) da zu später Stunde noch so treiben.

Ich bin sooo neugierig und schleiche barfuß zur Tür. Gleich im Eingangsbereich des Wohnzimmers steht ein verschnörkeltes, dunkelbraunes, wunderschönes, altes Grammophon aus den „Goldenen Zwanzigern“. Darauf sind meine Eltern sehr stolz, und ich lege manchmal nach der Schule ein paar Platten auf. „Cindy, oh Cindy …“ Ich schweife ab. Hinter diesem Gerät jedenfalls kann ich mich prima verstecken. Ich bin etwa zehn Jahre alt.

„Ab ins Bett!“

Und entweder meine Mutter oder mein Vater: Eine(r) von beiden erwischte mich immer. „Ab ins Bett!“. Und dann lag ich wieder da, in diesem Doppelstockbett, unten. „Eingesperrt“ irgendwie. Und konnte noch immer nicht einschlafen … Ich schwor mir damals: Sollte ich einmal selbst Kinder haben, „müssen“ die garantiert nicht schlafen! Sie dürfen wach bleiben, so lange sie wollen und spielen bis in die Puppen (mit den Puppen, haha)!

Jetzt bin ich selbst Mutter und finde: Etwas Abend für mich selbst wäre schon ganz schön. Zumal der Papa der Jungs viel unterwegs und wenig zu Hause ist. Heute kann ich meine Eltern also ein bisschen (zugegeben: ein bisschen viel) verstehen. Wir Eltern leisten Großartiges und brauchen eben auch mal eine Pause.

Und natürlich brauchen auch die Kleinen ihren Schlaf. Wie viele Stunden Schlaf Kinder in welchem Alter brauchen, liest du hier.

„Mama, ich kann nicht schlafen!“

Manchmal, wenn einer meiner beiden fast zehn und fast sieben Jahre alten Söhne einen schönen oder anstrengenden, auf jeden Fall aber langen Tag hatte, liegt er in meinem Arm und dreht und wendet sich. „Mama, ich kann nicht einschlafen.“ Das kann ich verstehen, es war ja auch total viel los. Ich mache also fast immer, wenn das passiert, folgenden Vorschlag: „Du musst ja auch nicht schlafen. Wenn Du nicht kannst, kannst Du eben nicht. Lass uns beide doch noch ein bisschen quatschen.“ Dieser Vorschlag wird von beiden im Grunde immer sehr dankbar angenommen.

„Du schläfst doch nicht etwa schon?!“

Und so reden wir denn, das heißt, eigentlich rede fast nur ich, denn von dem ganzen „Gelaber“ werden meine Söhne ziemlich schnell ziemlich müde. Und noch ehe ich meine nächste Story aus der Kindheit überhaupt zu Ende erzählen kann, sind sie auch schon eingeschlafen … Und auf meine Frage „Ey! Schläfst Du etwa!?“ folgt nur noch ein missmutiges Knurren.

Na dann: Gute Nacht!