Mama kann sich nicht krankmelden

Eine erschöpfte Mutter liegt auf dem Boden
Wer umsorgt mich?
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Krank zu sein ist sowieso immer ziemlich bescheuert – aber als Mutter kann man sich nicht einfach ins Bett mummeln und die Grippe ausschlafen. Unsere Autorin Marie erzählt von einem Tag, an dem sie sich nach einer Krankschreibung auch für Mütter gesehnt hat…

Ich war einfach richtig krank

Die Nacht war der absolute Horror gewesen: Ich hatte Kopfschmerzen, mein Hals tat bei jedem Schluck weh, meine Nase war zu – ich war einfach so richtig erkältet. Nach einer Nacht mit extrem wenig Schlaf wackelte ich auf etwas schummerigen Beinen in die Küche und kochte mir einen Tee. Am liebsten wäre ich sofort wieder ins Bett gekrochen, aber das ging nicht. Ich konnte nicht einfach im Bett liegen bleiben, denn neben mir stand ein kleiner Lockenkopf, der nach seinem Frühstück krähte.

Früher hätte ich mich krankgemeldet – als Mutter geht das nicht!

Mein Mann war früh in die Arbeit gefahren, er musste ein Projekt abschließen und konnte nicht zu Hause bleiben. Meine Mutter war ebenfalls in der Arbeit und sonst war keiner greifbar. Also durchhalten, sagte ich mir selbst und stellte meiner kleinen Tochter einen Joghurt auf den Tisch. Als ich das Frühstück roch, merkte ich, wie es mich würgte. Oh bitte nicht, dachte ich nur verzweifelt, bevor ich aufs Klo rannte und mich zu übergeben.

Wunderbar, Erkältung und Magen-Darm – das konnte nur ein wirklich toller Tag werden. Früher hätte ich mich in der Arbeit krankgemeldet, wäre beim Arzt und der Apotheke vorbeigefahren und hätte mich entweder im Bad oder im Schlafzimmer verschanzt. Als Mama ging das nicht.

Wie soll ich diesen Tag nur ohne Hilfe überstehen?

Krankmelden? Keine Chance, denn egal wie es mir gerade ging, meine Tochter brauchte mich. Sie war damals erst 14 Monate alt und verstand natürlich nicht, was los war. Sie stand fragend neben mir, als ich über die Kloschüssel gebeugt im Badezimmer kniete. Nachdem ich gefühlt nichts mehr im Magen hatte und meine Kleine bereits fünf Minuten an meinem Ärmel zupfte („Mama steht gleich auf, warte bitte noch kurz!“) richtete ich mich wackelig auf.

Mir war sooo schlecht, und mein Kopf drohte zu zerplatzen. Ich musste nicht erst messen um zu wissen, dass ich auch Fieber hatte. Wie wir den Tag trotzdem überstanden, und das ohne Medikamente (ich stillte noch) oder jemanden ins Haus zu holen? Hier findest du unsere liebsten Beschäftigungen, wenn alle krank sind.

Als Mama ist alles anders – auch krank sein

Mein „Plan“: Mit einer Schüssel neben der Couch, Hühnersuppe, vielen Vorlesegeschichten und einem unglaublich verständnisvollen Kind. Und ein bisschen Hilfe vom Fernseher, denn irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Wir sahen uns einen Kinderfilm an, kuschelten und schliefen dann gemeinsam ein. Gott sei Dank kam mein Mann früher von der Arbeit und rettete mich damit in gewisser Weise.

Er spielte mit der Prinzessin, kochte mir noch einmal Suppe und ich legte mich früh ins Bett. Mama sein bedeutet eben, dass nichts mehr ist wie früher – auch krank sein nicht. Trotzdem ist eines erstaunlich: wie viel wir leisten können, wenn wir müssen. Und wie eben alles irgendwie geht, wenn es muss. Trotzdem wünschte ich mir manchmal, ich könnte mich auch beim Job als Mama einfach mal krankmelden …