Mein neuer Körper
Alles verändert sich mit der Geburt eines Kindes und eben auch der eigene Körper. Plötzlich lernt man nicht nur sein eigenes Kind, seine neue Rolle als Elternteil, sondern auch seinen neuen Mamakörper kennen.
Und vielen geht es ähnlich – so richtig zufrieden, bin ich aber nicht. Bei einigen sind es die Dehnungsstreifen am Bauch oder Brust, bei anderen die Schwangerschaftskilos, die nicht verschwinden und bei mir ist es die Rektusdiastase, die sich einfach nicht zurückbildet.
Natürlich hat mein Körper mir ein gesundes Kind geschenkt und ich sollte stolz auf den weiblichen Körper sein. Außerdem ist aussehen wirklich nicht alles.
Aber wieso fällt es mir dann so schwer meinen Mamakörper zu akzeptieren?
Ganz besonders bewundere ich all jene Mütter, die gerade durch die Veränderungen einer Schwangerschaft ihren Körper noch mehr genießen und sich richtig wohlfühlen in ihrer Haut.
Am Anfang meiner Schwangerschaft war ich gut eingestimmt, habe viel Sport gemacht, auf meine Ernährung und Haltung geachtet. Nach der Geburt habe ich die ersten Monate gar keinen Sport gemacht, denn ich wollte meinem Körper genügend Ruhe geben.
Nach etwa drei Monaten fing ich mit Rückbildungsgymnastik und Mama-Yoga an. Dennoch, einen großen Fehler habe ich begannen: Nichts ahnend habe ich ziemlich früh, sehr schwer getragen.
Das lag zumal daran, dass die Hausverwaltung Kinderwagen im Hausflur nicht erlaubte, wir aber auch keinen Fahrstuhl hatten und ich den schweren Kinderwagen drei Stockwerke plus Baby hoch schleppte. Nicht lange dauerte es, bis meine Hebamme feststellte, dass meine Rektusdiastase noch ungewöhnlich breit sei.
Behandlung oder Operation
Mittlerweile ist meine Tochter drei Jahre alt und durch meinen Bauchspalt passen immer noch zwei Finger. Durch den Bauchspalt wurde mein Bauchnabel länglich gezogen und sieht wirklich nicht mehr schön aus.
Auch Dehnungsstreifen und ein leichter Nabelbruch markieren meinen Bauchnabel. Bis heute fällt es mir schwer genau diesen Teil meines Körpers zu akzeptieren, obwohl genau dieser Teil meines Körpers Wunder bewirkt hat.
Es fällt mir schwer mich damit abzufinden und egal wie viel Pilates, Rückbildungsübungen und Yoga ich auch mache, der Spalt bleibt.
Experten, Ärzte, Hebammen und Personal Trainer, mit denen ich sprach, hatten alle unterschiedliche Meinungen. Einige sind hoffnungsvoll und sagen, dass jede Diastase behandelbar sei und andere sagen “Pech gehabt”.
Dann gibt es diejenigen, die behaupten, dass eine zweite Schwangerschaft, verbunden mit den richtigen Übungen, eine Rektusdiastase beheben könnte. Aber vor allem die Ärzte sind hoffnungslos und sehen nur eine Operation nach Vollendung meiner Kinderwünsche als Lösung.
Blicke und Meinungen über meinen Körper
Das Problem mit dem Bauchspalt ist, dass ich immer ein wenig schwanger aussehe, vor allem, wenn ich gegessen oder einen aufgeblähten Bauch habe. Durch den Bauchspalt stülpt sich der Darm nach vorne, der im Normalfall durch die gerade Bauchmuskulatur festgehalten wird.
Viele Sportübungen darf ich nicht durchführen, weil es starke Schmerzen verursacht und auch mein Rücken ist nicht mehr so stark, wie er einst vor der Schwangerschaft war.
Ich werde häufig aufgrund des Bauchspalts und der damit einhergehenden Begleiterscheinung von der Familie, Freunden oder Fremden gefragt, ob ich wieder schwanger bin.
Warum solche Fragen nie ok sind, schreibt sie in dieser Kolumne.
Auch die erschreckenden Blicke, die mir am Strand zugeworfen werden, wenn ich einen Bikini trage, bemerke ich und lassen mich ganz und gar nicht kalt. Ein guter Freund konnte sich die Bemerkung “Igitt, was ist denn mit deinem Bauchnabel passiert?” nicht verkneifen.
Gnadenlos ist die Wahrheit. Wenn ich in den Spiegel schaue, gefällt mir mein Bauch gar nicht. Es gibt viele Momente, die mich sehr verunsichern und auch wenn ich mir in solchen Situationen vor Augen halten sollte, dass mein Körper ein Wunder geschaffen hat, kann ich mich nicht damit nicht so leicht abfinden.
Die Bikinis wurden gegen Badeanzüge und enge T-Shirts gegen Oversize-Looks getauscht, damit der Abdruck vom Bauchnabel nicht durch das T-Shirt blitzt.
Rückblickend hätte ich mir von all den Tipps und Hinweisen, die man als frischgebackene Mami ständig ungefragt bekommt gewünscht, dass nur einer mir erklärt hätte, was eine Rektusdiastase ist, welche Einschränkungen sie körperlich, aber auch äußerlich mit sich bringt und mit welchen Begleiterscheinungen sie verbunden ist.
Bis heute ist mein – wirklich nicht schöner – Bauchnabel ein Teil von mir. An manchen Tagen blicke ich auf meinen Bauch und bin verzweifelt. Nichts daran ist schön. An anderen Tagen schaue ich ihn an und bin stolz, auf das was er geleistet hat.