„Meine Kinder klingen wie Fremde!“

Kleines Mädchen smollt
©pablopicasso via Bigstock

Hier erzählt unsere Autorin Jenn Knott warum sie es manchmal bereut, dass sie ihre Kinder zweisprachig erzieht

Kleinkinder sind oft einfach schwer zu verstehen. Allein die hohe Tonstufe lässt sie wie Muppets klingen und die falsche Grammatik und fehlende Vokabeln sind zusätzlich verwirrend. Bei uns gibt es eine extra Herausforderung, denn wir erziehen unsere Kleinen zweisprachig: Ich spreche ausschließlich Englisch mit ihnen, mein Mann Deutsch. Die Folge ist ein komischer Brei aus beidem, mit dem ich jeden Tag umgehen muss.

 

„Sie ist den Tränen nah, als ich sie endlich verstehe.“

„Mama, hast du mein Dirndl schon ge-ironed?“ verstehe ich gerade noch und finde es sogar ziemlich niedlich. Nicht so süß ist, wenn die Mädels aus Frust wütend werden weil ich keine Ahnung habe, wovon sie reden. Die Große mit viereinhalb fragt, ob wir eine Feier bauen dürfen. Ich erkläre auf Englisch, dass man keine Feier baut, sondern veranstaltet. Sie schreit: „Nein! Ein Feier!“ „A party?“, frage ich und sie stampft mit dem Fuß und zeigt auf den Kamin.

Jetzt bin ich endgültig verwirrt: „In the wood stove?“. Sie ist den Tränen nah, als ich sie endlich verstehe. „Oh, a fire!“ Nein dürfen wir nicht, es ist Hochsommer. „Määähhh!“ Kindergeschrei hört sich in jeder Sprache gleich an.

„Ich darf raten, ob es Englisch oder Deutsch ist. Oder beides?“

Bei meiner zweijährigen Tochter ist es so: „Ngä!“ könnte hunderte Dinge bedeuten und ich darf raten, ob es Englisch oder Deutsch ist. Oder beides? „Puppe“ zum Beispiel bedeutet für sie gleichzeitig vier verschiedene Sachen: Puppe, Baby, und das Englische „poop“ (Kacka), und „butt“ (Popo). Für mich heißt „Puppe“ in die Windel schauen, die Puppe suchen oder nur wahrnehmen, dass sie gerade ein kleines Kind oder einen Arsch gesehen hat. Ich darf dreimal raten, bis das Jammern losgeht.

Manchmal frage ich mich, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass meine Kinder so fremd – nämlich wie kleine Arnold Schwarzeneggers – klingen. Hätte ich nicht einen Landsmann heiraten können? Ich bin schon neidisch auf Familien, die alle die gleiche Sprache und Kultur teilen und deshalb manche unnötige Konflikte umgehen.

 

„Ich bin schon neidisch auf andere Familien“

Auf der anderen Seite ist es klar, dass meine Kinder einen riesigen Vorteil haben. Wie viele Male habe ich mir gewünscht, dass ich mit beiden Sprachen aufgewachsen wäre? Wie mit so vielen anderen Facetten der Kindererziehung muss ich Geduld haben, Zeit investieren, und vertrauen haben.

Eines Tages werde ich aufwachen und zwei Mädels entdecken, die in bayerischer Tracht stecken und fließend amerikanisch reden. Ein komischer Traum für eine komische Familie.