„Die mentale Belastung des Mama Seins macht meine Familie kaputt“

Mama sitzt alleine an einem See
Viele Frauen spüren die mentalen Belastung des Mama Seins
© IMAGO / Cavan Images

Wer gibt schon gerne zu, dass die Mamarolle auch ziemlich anstrengend und überwältigend sein kann – aber wir sollten mehr darüber sprechen, findet Victoria Ullrich. Uns erzählt sie deshlab hier sehr ehrlich, wie sich der „Mental Load“ auch in ihr Leben geschlichen hat.

Lasst uns reden

Immer häufiger höre ich von meinen Mama-Freundinnen, wie sehr sie unter der mentalen Belastung des Mamadaseins leiden. Wenn ich diese Gespräche führe, fühle ich mich mit jedem einzelnen Wort angesprochen und identifiziert. Ein Problem, das häufig nicht ausgesprochen, nur hinter verschlossenen Türen und in vertrauten Kreisen besprochen wird.

Mamasein ist eine emotionale Achterbahn der Gefühle

Mamasein ist großartig, ich bin in kürzester Zeit sehr über mich hinausgewachsen und habe einiges über mich selbst gelernt. Das letzte Mal, wo ich so viel, so schnell dazu lernte, war womöglich als ich selbst ein Kind war. Dann diese unbeschreibliche Liebe zu den Kindern, eine Bindung, die man nur fühlen und kaum erklären kann. Seitdem meine Kinder in meinem Leben sind, macht vieles Sinn und ich bin vollkommen. Ich bin angekommen.

Es gibt Dinge, die man hassen darf

Wenn ich aber eine Sache nennen müsste, die ich am Muttersein gar nicht mag, dann ist es die „mentale Belastung“ auch bekannt als „mental load“. Es ist das ständige Sorgen machen, die kognitive Arbeit, die für niemanden sichtbar ist. Die ständige mentale Arbeit, die weder Pausen noch Feierabende kennt. Alles, was ich als Mutter tue, wird als selbstverständlich und gegeben gesehen. Noch nie bekam ich Anerkennung oder Wertschätzung für diese Arbeit. Ganz im Gegenteil – „Das habe ich mir ja so ausgesucht“.

Mutterschaft kommt mit viel Arbeit

In vielen Familien liegt die mentale Belastung bei der Mutter. Die Mutter ist die Hauptbezugsperson für die Kinder, trägt die komplette Verantwortung und die gesamte Kontrolle über Termine, Einladungen, Geschenke, Haushalt, Familien-Aktivitäten, Versorgung, Gesundheit, Hobbies, und Treffen. Mit der Entstehung einer Mutter, wird also auch ein Eventplaner, Krisen-Manager und Assistenten für alles geboren. Welche Aufgaben mit der Mutterschaft kommen, zeigt Mama Saskia in ihrem Haushaltsplan.

Manchmal brauche ich eine Verschnaufpause

Die mentale Belastung ist eben nicht nur rein körperlich. Es geht hierbei nicht nur um das in die Schule oder Kindergarten bringen und wieder abholen. Es geht um all die Listen, die mir ständig im Kopf herumschwirren, die erledigt werden müssen und die ständige Angst, etwas zu vergessen. Diese Liste ist endlos und scheint nicht zu verschwinden.

Mit jedem Kind wächst die Liste und mit ihr, die Sorgen und Ängste etwas falsch zu machen.

Die mentale Belastung ist meine Schlafbegleitung und ein absoluter Schlaftöter. Es ist aber auch eine Last, die ich tragen muss, damit meine Familie funktioniert.

An wessen Schulter lehne ich mich?

Ich bin der Felsen in der Brandung, habe keine Schulter zum Anlehnen oder ein Netz, was mich auffängt, wenn etwas nicht klappt. Mütter sind standhaft und unerschütterlich, denn wer sonst plant um oder organisiert alles von vorne, wenn etwas im Leben der Kinder mal schiefläuft. Ich finde mich oft alleine wieder, in Mitte der ganzen Verantwortung vom Haushalt bis zu Er- und Beziehung. Ich fühle mich alleinerziehend trotz Partner.

Gleichberechtigung auch in der Elternschaft

Wenn ich mich mit der mentale Belastung an Außenstehende ohne Kinder wende, wird oft mit „Dann bitte deinen Mann doch einfach um Hilfe“ reagiert. Fakt ist jedoch, dass wir uns gar nicht erst in der Situation befinden sollten, um nach Hilfe bitten zu müssen. Mutterschaft inkludiert meiner Meinung nach eben nicht die komplette Verantwortung über die mentale Last und dessen unscheinbaren Formen des Kümmerns und der Versorgung.

Meist – und ich bin mir sicher, dass es auch gegenteilige Familienbilder gibt – fällt jedoch diese Last auf die Schultern der Mütter. Ich bin oft gereizt, ausgelaugt, genervt und einfach müde. Das wiederum ist ein echter Beziehungskiller und auch bei den Kindern bin ich die Spaßpolizei. Das Ziel sollte sein, gleichberechtigte Aufteilung der Elternschaft zu schaffen. Denn davon profitiere nicht nur ich, sondern eben die ganze Familie.