Verkleidungen sind prima – oder etwa nicht?
Wenn die Narren los sind, mutieren Kinder – vom Säugling bis zum Teenie – zu liebreizenden, gruseligen oder putzigen Gesellen. Kleine Marienkäferchen, stolze Burgfräulein, tapfere Ritter und schaurige Monster laufen oder hüpfen durch die Straßen und Gassen. Ganz kleine Exemplare werden geschoben oder getragen. Ich liebe das!
Unter anderem habe ich Kinder bekommen, um sie zum Fasching in Schale zu werfen! Na gut, das war ein Witz! Aber ernsthaft: Tausende ausgefallene Verkleidungsideen spuken in meinem Kopf herum. Doch meine Kinder, diese Spielverderber, die machen da nicht mit! Mein Sohn HASST Verkleidungen abgrundtief und meine Tochter wollte bis vor kurzem jedes Jahr als Prinzessin – also mehr als unspektakulär – durch den Fasching tanzen!
Fasching = Drama pur
Das Drama begann früh. Sohnemann war acht Monate alt, da stand seine erste Faschingsfeier auf dem Programm. Ich hatte ein extrem süßes Katzenkostüm besorgt und voller Elan und mit ordentlich viel Kinderschminke machte ich mich ans Werk.
Es dauerte gefühlte zwei Sekunden, da brach Sohn in ohrenbetäubendes Gebrüll aus und ließ mich die nächsten zehn Minuten nicht mehr in seine Nähe.
Verständlich, denn ich hatte es GEWAGT Schnurrhaare in sein sensibles Gesichtchen zu malen. Unnötig zu erwähnen, dass er sich die süßen Katzenöhrchen wutschnaubend vom Kopf riss.
Tja, langer Rede, kurzer Sinn: Es war eine blöde Faschingsparty! Alle Kinder waren verkleidet, nur meines nicht. Das ganze Spektakel bereitete ihm ganz und gar keine Freude. All die verkleideten Kinder betrachtete Söhnchen mit dem Argwohn eines Babys, das sich denkt: „Was für einer Welt ist das bloß, in der ich hier gelandet bin, verdammt?!“
Meine Kinder sind Faschingsmuffel!
Die kommenden Jahre wurden nicht besser. Bald war tatsächlich klar: Ich bin mit einem absoluten Faschingsmuffel gesegnet!
- Clown? Sohn suchte schreiend das Weite!
- Handwerker? Der Werkzeuggürtel landete mit Karacho in der Ecke!
Mein Nachwuchs hasst(e) Fasching und Verkleidungen und tat das auch lautstark kund. Nach dem dritten gescheiterten Versuch ließen wir die Sache bleiben und Sohn war im Kindergarten der einzige Sonderling, der unverkleidet zum Faschingsfest kam. Krapfen und Smarties waren aber natürlich schon in Ordnung!
Von Prinzessinnen … und Prinzessinnen … und Prinzessinnen
Doch kein Problem, deshalb habe ich ja ein zweites Kind bekommen! Geniale und kreative Verkleidungen schwebten mir für Töchterchen vor. Einzigartige Modelle! So jedenfalls mein Wunschtraum…
Die traurige Realität? Das Mädchen konnte kaum noch laufen, da deutete es völlig aus dem Häuschen auf die Prinzessinnengewänder. Die sollten es sein und keine anderen! Seufz… Naja, aber wenigstens liebte es dieses Kind, sich zu verkleiden. Und es konnte ja noch besser werden… Wurde es leider nicht! Jahr für Jahr blieb der Verkleidungswunsch derselbe. Das einzige, das sich änderte, war die jeweilige Größe des abscheulichen Kleides. Tja, zähneknirschend fügte ich mich also meinem Schicksal…
Verkleiden? Die Zeiten sind vorbei!
Letzte Woche fragte ich beiläufig, wann wir das Prinzessinnenkleid besorgen sollen. Immerhin stand die Faschingsparty in der Schule an. „Ach, nein, besser nicht!“, erklang es da zu meiner Freude. Das war neu!
Vor meinem geistigen Auge tauchten wunderbare Kostüme auf – Althippie, Herzkönigin, verrückter Seestern! Die Prinzessinnenära war endlich vorbei! Mit einem Grinsen im Gesicht sah mich meine Tochter dann an und nahm mir alle Hoffnung:
„Ich mach’s jetzt so wie mein Bruder. Verkleiden ist blöd!“ Tja, so kann’s gehen…
Meine Kinder waren übrigens die einzigen ohne Verkleidung bei der Schul-Faschingsparty. Immerhin: Ich habe mir das Prinzessinnenkleid gespart! Das Geld wurde postwendend sinnvoll investiert – in Faschingskrapfen und (Kinder-)Sekt!