„Nennt mich bloß nicht Hausfrau!“

Frau sitzt vor einer Waschmaschine
Wäsche waschen, Kinder erziehen, Haushalt führen - die Aufgaben einer Hausfrau sind unendlich. Trotzdem mögen viele den Begriff nicht.
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Wenn man unsere Autorin Jenn Knott als Kind gefragt hätte, was sie werden will, wenn sie mal groß ist, hätte sie niemals „Mutter“ gesagt. Noch unwahrscheinlicher: „Hausfrau“. Hier erzählt sie, warum sie die Bezeichnung bis heute hasst.

Meine Mutter war Hausfrau und mein ganzes Leben lang bei uns. Sie hat geputzt, eingekauft, gekocht, Termine ausgemacht, uns bei den Hausaufgaben geholfen, uns gepflegt, wenn wir krank waren. Sie hat uns erzogen, geliebt und beschützt: Das sind eben die Hauptaufgaben einer Mama, und weil sie als „Hausfrau“ arbeitete, hatte sie die Zeit und Kraft, sich hauptsächlich um Kinder und Haus zu kümmern. Meine Mutter ist aber auch eine ausgebildete Krankenschwester, war schon vor den Kindern berufstätig und als wir alle selbstständig waren, ist sie in ihren Beruf zurückgegangen. Ich habe sie aber nie als „Hausfrau“ gesehen, das kam mir viel zu abwertend vor.

Warum ist der Begriff so abwertend?

Aber wieso abwertend? Was genau ist nicht wertvoll daran, Kindern ein ruhiges, sicheres, sauberes, gesundes Zuhause zu bieten? Soll man sich dafür schämen, dass man viel Mühe, Zeit, Energie, und Liebe investiert hat, damit man der Welt ein soziales, mitfühlendes, verantwortungsvolles Kind schenken konnte?

Ich sollte stolz auf mich sein!

Obwohl ich heute als zweifache Mutter, die viel Zeit zu Hause verbringt, den Wert dieser Bemühungen ganz deutlich sehen kann, mag ich die Bezeichnung „Hausfrau“ trotzdem nicht. Ich sollte stolz auf mich sein, dass ich meinen Kindern so viel von mir gebe. Ich arbeite in Teilzeit von zu Hause als freie Autorin, kann also jeder Zeit alles stehen und liegen lassen, um meine andere, mütterliche Tätigkeit auszuüben. Ich schätze meine kreative Arbeit sehr und brauche sie, um mit mir und meinem Leben zufrieden zu sein, gebe aber zu, dass „Mama“ letztendlich für mich der wichtigere Titel ist. Wie mein Vater, ein Urologe, sagte: Die größte Leistung seines Lebens ist und bleiben seine Kinder. Aber trotzdem…

Popo abwischen, Wäsche waschen, putzen…

Ich glaube ganz heimlich sehe ich das so: Als kluge, gut ausgebildete, noch neugierige Frau, ist Windeln wechseln, Popo wischen, Streit schlichten, Wäsche waschen, Wäsche aufhängen, Wäsche zusammenfalten, Geschirr spülen, Küche aufräumen UND SO EWIG WEITER eine Verschwendung meiner besten Jahren. Aber was will ich sonst machen? Vollzeit Kindermädchen oder Haushaltshilfe? Hilfe ist zwar wunderbar, aber den Hauptteil der Erziehung und der Haushaltsführung will ich schon selbst machen. Ich bin kein zartes Blümchen, das keinen Finger rührt, und außerdem ist die Arbeit zu Hause keine Zeitverschwendung: Popos gehören gewischt und meine Kinder brauchen saubere Kleidung im Schrank. Sonst würde es hier fürchterlich stinken.

Würde ich anders denken, wenn ich Geld dafür kriegen würde?

Wenn ich damit ein Gehalt verdienen würde, würde den Begriff mich immer noch so ärgern? Es ist womöglich meine persönliche Blockierung und natürlich ein Denkfehler, wenn man glaubt, nur das, mit dem man Geld macht, hat einen Wert. Sicher wäre mir der Begriff „Hausfrau“ aber sympathischer, wenn wir alle zugeben würden, dass der Job nicht nur eine hohle Beschäftigung, sondern emotional, körperlich und vor allem psychologisch extrem fordernd ist. Jeder, der einen Tag mit einem Zweijährigen verbracht hat, weiß das.

Sprache verändert das Denken!

Vielleicht könnte ich besser mit dem Begriff „Hausfrau“ umgehen, wenn wir den Ausdruck einfach nicht mehr benutzen würden. Hier sieht man, wie sehr Sprache die ganz reale Welt beeinflusst. Ich bin nicht nur eine Frau des Heims oder eine Dame, die zu Hause bleibt. Ich bin eine Mutter, die sich teilweise sehr gerne um Kinder und Haushalt kümmert, aber auch eine Frau, die interessante, intelligente erwachsene Projekte braucht, um zurechnungsfähig zu bleiben. Also: Nennt mich bitte nicht „Hausfrau.“ Ich bin mehr als das.