„Mit dem rede ich kein Wort“ – Vom Schreckgespenst neuer Beziehung

Mama und neuer Partner trinken zusammen Kaffee
Dating als Single-Mama? Schwierig!
© Unsplash / Chewy

Wenn die Eltern nach einer Trennung wieder zurück in die Dating-Welt gehen, haben die Kinder dazu oft eine ganz eigene Meinung – oder in Saskias Fall: Vier Kinder und vier Meinungen. Wie ihre Jungs und Mädels zu einer neuen Beziehung ihrer Mama stehen und warum es für sie selbst noch am weitesten weg ist, ist einen neuen Partner zu finden.

Ein neuer Mann für Mama

Durch den Bekanntenkreis wurde das Thema neuer Mann/neue Frau in die Vorstellungswelt meiner Kinder getragen. Die Vorstellungen und Ängste gehen sowohl unter den Kindern weit auseinander als es auch bei mir sehr andere sind.

Wenn das Thema auf eine neue Frau bei Papa kommt, sage ich, dass ich mich für ihn freue, wenn er einen Menschen findet, der ihn glücklich macht und ich ihm das von Herzen wünsche. Bestimmt wird es Situationen geben, wenn mein Kopf meinen Bauch an diesen Umstand erinnern muss, aber diese Haltung erwarte ich von mir.

Ich will nicht missgünstig sein bei jemandem, der mir so nahegestanden hat. Außerdem möchte ich nicht, dass meine Kinder dazwischenstehen. Eine neue Frau im Leben meines Ex-Partners ist nicht meine Konkurrenz, sondern im besten Fall eine Bereicherung für meine Kinder. Weil es hoffentlich ein liebevoller Mensch ist, der diese vier kleinen Menschen in all ihrer Besonderheit ins Herz schließt.

„Sowieso zu alt für Sex“

Sohn 1 vertritt eine klare Position: Es soll weder bei Papa noch bei mir eine neue Person geben. Er will niemanden neu im Haus haben und wenn jemand kommt, spricht er kein Wort mit dem Menschen. Sohn 2 mildert die Sorgen seines Bruders mit seinen Erkenntnissen aus dem aktuellen Aufklärungsunterricht ab: „Mama ist sowieso zu alt für Sex.“ – Problem eindeutig gelöst – zumindest was mich angeht.

: So will ich die Trennung nicht sehen

Win-Win-Win mit Paolo

Meine Töchter bringen in dem Punkt eine etwas größere Toleranz mit. Tochter 1 hat bereits sowohl für Papa als auch für mich passende Kandidaten in ihrem Umfeld gefunden. Für mich ist es die sehr sympathische persönliche Assistenz eines Jungen und für den Papa eine wirklich tolle Frau aus ihrem eigenen schulischen Alltag. Papa hat schon sein Veto gegen die Wahl eingelegt.

Der für mich Auserkorene ist ein sehr entspannter Typ. Freizeitpark, Zoo oder jeder andere Ausflug wären mit ihm und meinen Kindern sicher ein echter Spaß. Aber allein hätten wir wohl keine Themen und ich wäre mir sehr sicher, dass ich mich in dem Fall dem Urteil zu alt für Sex zu sein aus Gründen der Diplomatie anschließen würde. Wenn es nicht funkt, funkt es halt nicht.

Tochter 2 hat die süßeste Lösung: Ich bringe meinen absoluten Lieblingssänger Paolo Nutini mit nach Hause, weil der mich glücklich macht. Für sie singt er zum Einschlafen Lieder und mich darf er küssen. Außerdem dürfte er sie zum Kindergarten bringen und auf dem Weg singen. Sobald der Schotte mit seiner aktuellen Tour durch ist, werden wir diesen Plan definitiv umsetzen. Paolo wird begeistert sein und seine Lieder gewinnen durch die neuen Alltagserfahrungen schließlich auch neue Themen: Win-Win-Win sozusagen.

Unbeschwerte Verliebtheit

Etwas mehr als ein Jahr nach der Trennung kann ich mir vorstellen, mich zu verlieben und jemanden emotional nah an mich zu lassen. Aber es sind eben viele neue Dimensionen zu diesem Thema dazugekommen. Ich liebe den Alltag mit meinen Kindern und genieße es, jetzt viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Wenn wir in einer meiner Projektendphasen im Chaos versinken, Essen bestellen und vorm Fernseher Abendbrot essen, kann ich damit wunderbar leben. Ebenso wenn ich die sinnvolle Pädagogik außen vorlasse, weil etwas emotional wichtiger erscheint. Wie würde das mit einem neuen Partner funktionieren? Welche Rolle würde er einnehmen? Was wäre ihm gegenüber und meinen Kindern gegenüber fair?

Und dann denke ich egoistisch für mich – wenn da ein neuer Mann wäre, in den ich mich verliebt hätte, würde ich ihn dann nicht auch für mich haben wollen jenseits von allen Alltagsbelastungen? Um einfach unbeschwert und verliebt zu sein? Um sich kennenzulernen ohne die Managerpersönlichkeit, die mein Alltag oft von mir fordert? Ich möchte nicht als Mami ausgesucht werden, sondern als Frau. Und ich möchte mein Gegenüber richtig sehen und hören können, ohne parallel auf meine Kinder und ihre Befindlichkeiten zu achten.

Neue Grenzen und Anforderungen

Ich habe keinen Druck mehr in dieser Richtung – es gibt keinen unerfüllten Kinderwunsch und auch sonst keinen „Mangel“ in meinem Leben. Ich möchte mein Leben langfristig zwar gerne mit jemandem teilen, aber wenn dieses Modell anders als eine klassische Beziehung aussieht, warum nicht? Ich könnte auch im Kreise meiner Freundinnen wunderbar alt werden, ohne mich ungeliebt zu fühlen. Aktuell weiß ich schlicht noch nicht, wie so ein neues und ernstes Zusammensein mit einem Mann für mich aussehen würde.

: Date-Ideen im Alltag

Die Anforderungen an einen Mann haben sich sehr, sehr, sehr verändert seit Mitte 20 und jetzt. Auch damals war zwar ein Mann, der Kinder nicht mag, für mich nicht denkbar, aber jetzt ist so etwas wie Belastbarkeit als Kriterium dazugekommen. Wer nicht belastbar ist, geht in meinem Alltag schlichtweg unter. Empathie und Feinfühligkeit haben einen neuen Stellenwert bei einem potenziellen Partner, weil es nicht mehr nur um mich geht. Zuverlässigkeit war mir früher schon wichtig, aber jetzt umso mehr. Leere Versprechungen sind ein No-Go. Der Wille zur ehrlichen Kommunikation ist mir sehr wichtig geworden.

Verlieben kann ich mich mit Sicherheit noch völlig unvernünftig und fernab aller Kriterien, aber um in den Alltag zu kommen, müssten hier viele Punkte stimmen.

Kein neuer Papa, aber eine wichtige männliche Bezugsperson

Es erscheint mir auch nicht fair einem anderen Menschen gegenüber (und meinen Kindern), ihn in unseren Alltag hineinzuschmeißen. Die von meinem Sohn so sehr gefürchtete „Familienzusammenführung“ würde wohl meinerseits daher länger auf sich warten lassen. Wie es sich danach sortiert und zusammenwächst, lässt sich sowieso nicht planen. Vielleicht und hoffentlich können sich meine Kinder auf einen Menschen einlassen, der eine Bereicherung für ihr Leben darstellt.

Am Ende ist es so: Der neue Partner ist kein neuer Papa – den haben meine Kinder. Aber er spielt eine wichtige Rolle im Vorleben von Liebe. Es geht darum, dass meine Kinder sehen, dass wir respektvoll und liebevoll miteinander umgehen und mich diese Person glücklich macht. Nicht mehr, aber auch nicht ein bisschen weniger.