Anderthalb Jahre Pandemie – so geht es (meinen) Kindern!

Mama zieht Kind eine Corona-Maske an
„Glaubst du echt noch an ein Leben nach Corona, Mama?!“
© Pexels / Charles Nunes

Mittlerweile können wir fast anderthalb Jahre Pandemie retrospektiv betrachten – ein Ende ist noch nicht in Sicht. So wichtig die Maßnahmen zur Eindämmung der Fallzahlen waren und sind, bei uns allen haben sie Spuren hinterlassen. Besonders Kinder leiden darunter, dass die Normalität – so wie wir sie kannten – nicht mehr besteht. Unsere Autorin und Mama Daniela Kirschbaum hat sich so ihre Gedanken gemacht…

Gibt es ein Leben nach Corona?

Noch vor einem Jahr war es fast so etwas wie ein geflügelter Satz im Hause Kirschbaum: „Das machen wir NACH Corona!“ Fleißig schmiedeten wir Zukunftspläne für die Zeit nach dieser blöden Pandemie, die doch bald kommen würde. Oder? Endlich wieder all das tun, was einem im Moment verwehrt wurde. Dass es tatsächlich so lange dauern würde (und immer noch andauert), damit hätte im März 2020 niemand von uns gerechnet…

Im Laufe des letzten Jahres ist der Satz „Das machen wir NACH Corona!“ irgendwie immer spärlicher geworden, bis er nahezu gar nicht mehr gefallen ist. Bis letzte Woche, da ist mir dem Nachwuchs gegenüber ein beherztes: „Das machen wir NACH Corona!“ herausgerutscht (es ging um eine Urlaubsreise). Söhnchen hat mich daraufhin ein wenig mitleidig angeschaut und mit der Weisheit seiner elf Jahren erwidert: „Glaubst du echt noch an ein Leben nach Corona, Mama?!“

Da ist mir innerlich kurz die Kinnlade runtergeklappt. Der Kerl hatte es längst begriffen: „Nach Corona“ (so wie wir es kannten – unbeschwert eben) wird es so bald nicht mehr geben. Traurig, wenn Kinder plötzlich zu beinharten Realisten werden…

Keine Corona-Langeweile?

Nein, Distance Learning ist KEIN normaler Unterricht!

Distance Learning steckt uns noch in den Knochen und wir hoffen inständig, dass dieses Jahr der Schulbetrieb normal (weiter-)laufen kann. Ohne Videokonferenzen, ohne „Cyberhomework“, ohne einsam vorgetragenen Referaten vor dem Bildschirm, ohne Bildungslücken, ohne Missmut, ohne alldem eben…

Die momentan steigenden Fallzahlen trüben diese Hoffnung allerdings im Moment ein wenig. Ein neuerliches Distance-Learning erscheint mir momentan leider nicht unrealistisch…

Erst letztens hat mich meine Tochter besorgt gefragt, ob ich glaube, dass sie „bald wieder zuhause bleiben muss“. Bildschirm statt Freunde, einsam Arbeitsblätter ausfüllen statt Gruppenarbeiten, YouTube-Video statt echtem Museumsbesuch… Eben Distance Learning statt Schule! Mein Sohn hat schon verkündet, wenn das wiederkommt, dann streikt er. Stunde um Stunde vorm Laptop hat ihn – der er überhaupt nicht technikaffin ist und analog bevorzugt – echt fertig gemacht.

Alleine der Stress, wenn man nicht sofort in eine Videokonferenz hineinkommt, das Mikro nicht funktioniert oder ähnliches… Bei ihm (1. Klasse Gymnasium) hatte ich letztes Jahr tatsächlich manchmal das Bild eines vielbeschäftigten Managers vor Augen. Ein „Videocall“ jagte den nächsten. Dazwischen kaum Verschnaufpause. Erwachsene treibt das ins Burnout…

Ich bin ja auch der Meinung, dass Distance Learning eben kein normaler (i.S. von adäquat) Unterricht ist. Wenn es also wiederkommt, müssen wir wohl wirklich (ein bisschen) streiken. Dann lieber schlechtere Noten! Alleine der Psyche wegen…

Sozialleben – wie geht das noch einmal?

Einer der traurigsten Anblicke in den letzten anderthalb Jahren? Meine beiden Kinder, die nach dem zweiten großen Lockdown letzten Winter jeder einen Freund in einen großen Spieleraum eingeladen haben!

Da waren diese vier Kinder, haben miteinander gespielt und sich dabei anfangs so unsicher verhalten, dass es richtig wehtat. Kamen sie sich zu nahe, sind sie erschrocken auseinandergewichen, Berührungen haben sie tunlichst vermieden. Zu Beginn haben sie sogar überlegt, ob sie besser mit Maske spielen sollen.

Die Schrecken der Pandemie waren da – obwohl wir Eltern eigentlich alle relativ „locker“ sind – schon fest in den Köpfen der damals acht und zehn Jahre alten Kinder verankert. Zum Glück sind Kinder aber relativ flexibel und im Laufe des Nachmittags waren dann kaum mehr Berührungsängste vorhanden. Im Spiel vergisst man die blöde Pandemie dann wohl doch – zum Glück!

Zwei Jahre ohne Geburtstagsparty? Eine Ewigkeit!

Während sich bei Töchterchen noch eine Geburtstagsparty vor Ausbruch der Pandemie ausging und sie „erst“ auf eine verzichten musste, hat Söhnchen mit zwei ausgefallenen Geburtstagsfeiern den Jackpot geknackt. Geburtstagsparty im Lockdown kommt halt nicht so gut, so ehrlich muss man sein. Es wäre sehr seltsam rübergekommen in Zeiten der Kontaktbeschränkungen bunte Einladungskarten auszuteilen. Also besser keine Party!

Sein Cousin hat Söhnchen im Spaß vorgeschlagen eine „Videokonferenz-Party“ zu machen. Da sind ihm alle Gesichtszüge entgleist. Wie gesagt, er hasst virtuell und braucht analog. Dann lieber doch ein besonderes „Extrageschenk“ statt Party!

Das haben beide Kinder zwar gerne angenommen, aber kein Geheimnis daraus gemacht, dass eine Geburtstagsparty „viel, viel besser als jedes Geschenk“ gewesen wäre. Und wir Eltern? Vertrösten momentan aufs nächste Jahr – was anderes bleibt uns ja auch nicht über!

Das Leben durch die Maske

Auch nach anderthalb Jahren Pandemie habe ich mich nicht an das Bild gewöhnen können: (Meine) Kinder mit einer Maske im Gesicht! Es sieht einfach ein bisschen traurig aus, wenn sich die Zwerge ihre Maske ins Gesicht ziehen, bevor sie in den Bus steigen, den Supermarkt betreten oder in den Bus hüpfen.

So wie man früher, vor dem Verlassen des Hauses, gefragt hat: „Müsst ihr noch aufs Klo?“, „Hast du den Schlüssel eingesteckt?“, „Hast du dein Pausenbrot im Rucksack?“, fragt man heute: „Hast du deine Maske dabei?“ Irgendwie schräg… Mein Älterer musste die Maske letztes Jahr in der Schule sogar durchgehend tragen, also stundenlang…

Scheinbar ist das aber tatsächlich eher mein Problem als das meiner Kinder. Die haben sich an die Maske längst gewöhnt und bereden sie nicht groß. Sie setzen sie halt auf, wenn sie müssen und gut ist es. Aber letztens hat mich ein Gespräch mit einer jungen Mama (Kind etwa 2,5 Jahre alt) bedrückt. Sie meinte, dass das schon komisch sei. Ihre kleine Tochter kenne „Menschen ohne Maske“ gar nicht mehr. Das fand ich in dem Moment irgendwie sehr traurig und erschreckend.

Ein bisschen Optimismus muss sein…

Weil die Pandemie schon traurig und anstrengend genug ist, möchte ich den Artikel gerne mit etwas Positivem abschließen. Immerhin hat uns die Pandemie auch einiges aufgezeigt und diese Erkenntnisse sind nicht unbedingt schlecht. Zum Beispiel, dass wir „widerständig“ sind, wenn es darauf ankommt. Dass unsere Kinder ziemlich selbstorganisiert sind. Wie wichtig Sozialkontakte und Freundschaften sind.

Auf wen man sich wirklich verlassen kann „in der Krise“. Dass es die „kleinen Dinge“ sind, die einem fehlen, wenn man sie plötzlich nicht mehr selbstverständlich hat. Und nicht zuletzt natürlich auch, wie wichtig und zerbrechlich Gesundheit eigentlich ist…