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„Darum schicke ich meinen Mann mit den Kindern alleine auf den Spielplatz“

Papa und Sohn auf dem Spielplatz
Mein Mann schlägt sich da einfach besser!
© Pexels / Anete Lusina

Was ist für die meisten Mütter eine noch schlimmere Vorstellung als Bob der Baumeister in Dauerschleife oder Ratschläge von wildfremden älteren Damen? Richtig, Spielplatzbesuche! Hier erzählt unsere Autorin Daniela Kirschbaum, was sie besonders an diesen Orten hasst und welche Konsequenzen sie daraus gezogen hat.

Ich LIEBE Spielplatzbesuche!

Na gut, ertappt! Das war gelogen. Doch tragischerweise liebt unser Nachwuchs Spielplatzbesuche und das stellt einen als Mama durchaus vor Herausforderungen, die das Leben schreibt. Viele Jahre lang habe ich mein Schicksal zähneknirschend geschultert wie einen gigantischen Wickelrucksack. Kinder brauchen nun mal Auslauf und frische Luft.

Wenn sie dann beim Abholen aus dem Kindergarten mit ihren großen, braunen Kulleraugen vor einem stehen und ihr vermeintliches Recht auf Frischluft einfordern, weil Freund oder Freundin XY mit ihren Mamas eben auch dort sind (Anmerkung: der Spielplatz der Begierde befindet sich direkt gegenüber vom Kindergarten), dann sagt man eben auch nicht Nein. Und genau so nehmen Spielplatz-Schicksale ihren Lauf …

Apfelstückchen in Herzform? Hab ich nicht!

Durchschreitet man das Tor zum Spielplatz, betritt man eine unheimliche Welt. Auf der Suche nach einem geeigneten Plätzchen (die meistens schon besetzt sind, denn merke: die perfekte Mama ist mit Kind, Kegel und 3-Gänge-Menü in der Kühltasche bereits unmittelbar nach dem Mittagessen vor Ort), erkennt man sie schon: tief fliegende Helikopter über Schaukel, Rutsche und Klettergerüst. In der rechten Hand balancieren sie Tupperware-Dosen mit Apfelstückchen in Herzform (alternativ auch: Dinosaurier oder Raketen). Das Outfit ohne Flecken und Falten, die Frisur sitzt.

Ich bin eher die Fallschirmabsturz-Mama

Irgendwo am Rande, mangels Alternative einer Parkbank, gleich neben den zum Bersten mit Windeln und Bananenschalen gefüllten Mülleimern, findet man Mamas wie mich: ohne Helikopter. Eher Marke Fallschirmabsturz. Ruhebedürftig und mit Buch in der Hand. Keine geschnitzten oder ausgestochenen Apfelstückchen, dafür jede Menge Flecken und Falten.

Habt ihr keine anderen Themen!?

Ich unterhalte mich eigentlich total gerne! Sofern ich mit den jeweiligen Gesprächspartnern mehr Gemeinsamkeiten habe als Kinder im selben Alter. Ist das nicht der Fall, bevorzuge ich Einsamkeit! Vor allem dann, wenn ich ein Buch dabei habe, meine Kinder vergnügt spielen und mich auf absehbare Zeit nicht brauchen. Leider habe ich die Rechnung ohne die anderen Mütter gemacht. Die plaudern nämlich liebend gerne mit mir. Über wahnsinnig spannende Themen wie Windelinhalte, Kinderstreit, Einschlafrituale, Reitunterricht…

Und kaum dass ich dem unvermeidlichen Smalltalk entronnen bin, weil besagte Gesprächspartnerin zu ihrem Augensternchen rast, um es vor den Abgründen des Kletterturmes zu bewahren, stehen unter Garantie meine beiden Sprösslinge vor mir. Mit Kulleraugen-Blick fragen sie nach Apfelstückchen in Herzform.

Schatz, kannst du mit den Kindern auf den Spielplatz…?

Was braucht man, um dem Spielplatz-Dilemma zu entgehen? Richtig: einen Partner, dem das Ganze nichts ausmacht! Mittlerweile übernimmt mein Mann Markus schon einige Jahre Operation „Spielplatz“ mehr oder weniger erfolgreich allein.

Geduldig erträgt er dabei Gespräche über Windelinhalte, Kinderstreit, Einschlafrituale und Reitunterricht. Und wenn Sohn und Töchterlein vor ihm stehen und nach Apfel-Kunstwerken verlangen, holt er stattdessen im nahegelegenen Supermarkt Schokokekse und Eis.

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