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So viel Perfektionsdruck muss jede Mutter täglich aushalten

Traurige Frau sitzt auf einem Bett
"Mamas, hört auf, euch mit eurem Perfektionismus selbst kaputt zu machen!"
© Unsplash / Asdrubal Luna

Mamas machen sich das Leben manchmal wirklich unnötig schwer. Der Grund? Alles muss nicht nur passen, sondern unbedingt perfekt sein. Unsere Autorin Daniela Kirschbaum erzählt, wie viel Druck dabei auf Mamas liegt – und wie sie damit umgeht.

Fühlst du dich manchmal als Mama unter Druck gesetzt, alles schaffen zu müssen? Am Ende des Artikels kannst du abstimmen und sehen, wie es anderen Mamas geht.

Perfekt durch Schwangerschaft und Geburt

Schon für werdende und gebärende Mamas liegt die Latte hoch. Fit und strahlend schiebt die Mama von heute ihren Babybauch ins nächste Geburtshaus oder bringt ihren Sonnenschein am besten gleich in den eigenen vier Wänden zur Welt. Selbstbestimmte Geburt nennt sich das! Aber eben nur dann, wenn „selbstbestimmt“ strenge Kriterien erfüllt. PDA oder gar ein Wunschkaiserschnitt harmonieren mit „selbstbestimmt“ nicht sonderlich gut. Verurteilende Blicke sind dann nämlich garantiert. Ich frage mich: Wieso eigentlich? Schließlich hat frau doch auch hier selbst bestimmt!

Mama + Baby = pure Perfektion

Weiter geht’s durch Babys erstes Jahr. Natürlich wird so lange wie möglich gestillt. Pre-Milch? Böse! Die folgende Beikost ist selbstverständlich bio. Am besten wird aus dem eigenen Schrebergarten geerntet und der Brei mit vorfreudig gurgelndem Baby im Tragetuch lächelnd zubereitet.

Das Kind stundenweise abgeben? Bloß nicht! Selbst ist die Mama, lautet die Devise! Immer! 24 Stunden, sieben Tage die Woche! Schlafen, duschen, essen, in Ruhe aufs Klo gehen oder auch einmal ein wenig Zweisamkeit mit dem Partner genießen? Wer das will, muss ich Vorwürfe anhören, noch nicht reif genug für ein Baby zu sein, wenn man all das vermisse oder gar brauche. Die perfekte Mama? Muss da jetzt durch!

Für das soziale Wohl des Sprösslings ist gesorgt

Im Wahnsinn, der sich Alltag nennt, bringt man selbstverständlich mindestens zwei Kurse unter, die man gemeinsam mit seinem Knirps besucht. Ob der will oder nicht! Schließlich gehört sich das so! Babyschwimmen und Pekip zum Beispiel. Oder musikalische Früherziehung und Babyturnen. Vielleicht auch Babymassage und Baby-Yoga. Angebote gibt es wie Sand am Meer. Der Sprössling braucht nämlich ganz, ganz dringend soziale Kontakte. Am besten schon im Mutterleib!

Schlaf? Braucht die perfekte Mama nicht!

Parallel dazu wird vorbildlich Rückbildungsgymnastik eingeschoben. Und selbstverständlich sieht die Mama von heute spätestens zwei Monate nach der Geburt figurtechnisch so aus wie davor. Gelingt den Promis doch auch mit spielender Leichtigkeit! Wie Mama das schafft? Na ganz einfach: Statt sich das bisschen Schlaf zu gönnen, das irgendwo zwischen stillen, stillen, stillen und Windel wechseln übrigbleibt, wirft sie sich ins Sportdress und gibt alles. Schlaf wird sowieso überbewertet! Auch regelmäßige Besuche bei Friseur, Kosmetik und im Nagelstudio sind angezeigt. Und der Partner bekommt natürlich ebenso die Aufmerksamkeit, die er verdient. Schließlich ist man immer auch Paar, nicht bloß Eltern!

Haushalt und Mama? Strahlen um die Wette!

Und zwischendurch, wenn etwas Zeit übrig ist? Da wird natürlich geputzt! Schließlich muss das traute Heim vorzeigbar glänzen. Für den Besuch, der sich regelmäßig ansagt! Denn selbstverständlich bleibt man als junge Mama mit Baby gesellig wie eh und je. Die Gäste werden nach allen Regeln der Kunst bewirtet. Kosten oder Mühen scheut Mama dabei natürlich nicht!

Kindergarten und Schule? Auf Mama kann man sich verlassen!

Auch währen der Kindergartenzeit und später, wenn der Sprössling in der Schule kommt, glänzt die perfekte Mama durch Anwesenheit! Neben Fulltime-Job, Haushalt, Alltag und Fitness, absolviert sie top-gestylt und stets freundlich lächelnd Bastelnachmittage, Buchstabentage und gemütliche Weihnachtsfeiern. Zwischendurch werden leckere Muffins und köstliche Kuchen gebacken. Dass sie im Elternverein engagiert ist, das versteht sich von selbst!

Die Wahrheit über Perfektionismus?

Natürlich war diese Schilderung etwas überspitzt – aber das sollte sie auch sein. Schließlich ist es genau diese Art von Erwartungshaltung, mit der sich Mamas tagtäglich konfrontiert sehen. Diese Erwartungshaltung führt zu einem Perfektionismus, der alles andere als gesund ist! Und wer stellt all diese Erwartungen an uns Mamas? Medien, die Gesellschaft und nicht zuletzt leider andere Mütter! Was folgt, ist von der glänzenden Fassade häufig hübsch verdeckt: Überforderung, Verdruss, im schlimmsten Fall gar ein deftiges Burnout.

Jeder versucht sein bestes, auch ich – aber ich bin nicht perfekt!

  1. Ich habe meine Kinder im Krankenhaus bekommen. Beim ersten bin ich sogar für ein paar Tage dort geblieben. Freiwillig! Ich schwöre es!
  2. Stillen war bei mir ein Selbstläufer. Wäre es anders gewesen, weiß ich nicht, was ich getan hätte! Ich ziehe meinen Hut vor Mamas, die sich da durchquälen, ganz ehrlich! Sehe ich ein Baby, das ein Fläschchen bekommt, denke ich mir übrigens absolut gar nichts! Genährt und geliebt müssen die Zwerge werden! So einfach ist das!
  3. Beikost war bei uns BLW und bio. Ich stehe auch dazu, dass mir Ernährung wichtig ist.
  4. Dafür haben meine Kinder und ich keinen einzigen Babykurs besucht. Ich war froh, wenn ich so wenig Stress wie möglich hatte, wenn ich ehrlich bin. Trotzdem sind meine Sprösslinge zu recht sozialen Wesen geworden, glaube ich…
  5. Schlaf hätte ich ganz, ganz dringend gebraucht. Und ab und zu eine ruhige Minute, um zu duschen oder aufs Klo zu gehen. Woran ich im ersten Jahr keine Sekunde lang gedacht habe: Friseur, Kosmetik, Nagelstudio oder Sport!
  6. Rückbildungsgymnastik habe ich gemacht! Ist absolut wichtig!
  7. Haushalt? Bei uns kann man vom Boden essen, man findet immer etwas! Ich bin übrigens wirklich froh, dass wir eher selten spontanen Besuch bekommen!
  8. Bastelnachmittage, Buchstabentage und Weihnachtsfeiern? Die meiste Zeit schicke ich meinen Mann!
  9. Elternverein? Bei der Suche nach einem Elternvertreter mache ich mich immer ganz klein. Bisher hat’s zum Glück auch immer geklappt!

Gerade frischgebackenen Mamas fällt die Abgrenzung schwer

Dass sich Mamas leicht verunsichern lassen und versuchen, Erwartungen zu erfüllen, kommt nicht von ungefähr. Denn egal wie tough und im Leben stehend frau ist: Sobald sich das erste Baby ankündigt, ist sie eben absolute Beginnerin. Und das macht unsicher! Nur allzu rasch lässt man sich dann etwas aufzwingen. Authentisch ist das nicht! Und notwendig ebenso wenig! Man lebt schließlich nur einmal und sollte das deshalb so tun, wie man selbst es möchte, nicht, wie andere sich das vorstellen! Aus genau diesem Grund habe ich dem Perfektionismus mittlerweile so ziemlich abgeschworen. Und damit fahre ich ganz gut!

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