Eigentlich hatte ich mir Backen mit Kindern so schön vorgestellt. Ich backe gerne, seitdem ich selber ein Kind bin. Zu Weihnachten habe ich als Jugendliche selbstgemachte Pralinen verschenkt. Mit Kindern wollte ich diese Weihnachtstradition des Backens und Verschenkens unbedingt beibehalten.
Allerdings bin ich beim Backen keine angenehme Gesellschaft. Hier kommt nämlich jeder Gramm Perfektionismus aus mir herausgeschossen. Und so sehr ich mich auch schäme, vier Kinder später bin ich beim gemeinsamen Backen leider noch immer nicht entspannt.
Tolle gemeinsame Zeit? Nun jaaaa
Es begann mit der Erwartung, eine tolle gemeinsame Zeit zu haben. Aber meine tolle Zeit ist ergebnisorientiert. Die tolle Zeit meiner Kinder ist ganz im Jetzt und jedes Ergebnis ist toll. So soll es auch sein, aber ich komme da auch mit viel Musik, Kerzen und Baldrian bei Keksen leider nicht so problemlos hin.
Am wichtigsten für meine Kinder ist das Naschen zwischendrin. „Darf ich naschen?“ „Nein, erst wenn es fertig gebacken ist.“ Sobald der Blick von mir woanders ist oder ich das erste Blech in den Ofen schiebe, landet der Teig natürlich doch im Mund. Bisher hatte keines der Kinder Salmonellen, aber viel Freude beim heimlichen – und unauffälligen – Stibitzen von Teig.
Teig abwiegen ist die leichteste Übung
Ich gebe es zu. Den Teig bereite ich oft schon am Vorabend oder am Vormittag vor. Nur bei wenigen Sorten wiegen wir zusammen ab und die Kinder kneten den Teig mit. Das Abwiegen und Umfüllen finde ich jedoch wirklich nett. Ich höre dabei gerne kitschige amerikanische Weihnachtslieder (bis auf Last Christmas mag ich in der Weihnachtszeit all diese Lieder) und singe sentimental werdend mit.
Die Kinder matschen fröhlich mit und ich ignoriere all das, was so danebengeht. Am Ende wird der Teig in eine Kugel geformt und eingewickelt in den Kühlschrank geräumt. Danach ist die erste Grundreinigung der Küche dran.
Ausrollen muss nicht gleichmäßig sein
Meine Kinder möchten ihren Teig natürlich selber ausrollen und Mehl oder Puderzucker auf dem Tisch verteilen. Sie sind dabei großzügig zu ihren Oberteilen und dem Fußboden. Selber machen und lernen finde ich theoretisch richtig gut. In der Praxis stresst es mich, wenn der Teig an einigen Stellen bereits durchsichtig ist und an anderen noch fingerdick. Wir üben gleichmäßig Druck auszuüben und nicht immer die gleiche Stelle zu rollen.
Ich erkläre in einer Sing-Sang-Stimme: „Jetzt rollst du hier einmal runter. Dann nimmst du die Rolle hoch und rollst die Bahn daneben runter.“ Im Kopf zähle ich bis 100, um die Rolle nicht aus der Hand zu reißen und das schnell selber zu machen.
Während ich mich darauf konzentriere, nicht übergriffig die Rolle an mich zu reißen, beginnt ein anderes Kind den Teig mit viel Mehl vom Tisch zu kneten. Ein anderes Kind packt das Förmchen falsch herum in den Teig und ärgert sich, wenn das nicht so gut geht. …
Dieses Jahr könnte ich zumindest Punsch trinken. Oder Rum, denn ich stille nicht und bin nicht schwanger. Vielleicht finde ich dann auch die Zuckowski-CD schöner.
Extra Blech für die abgebrochenen Teile
Backen mit Kindern ist für mich wie das Lied Die Weihnachtsbäckerei von Zuckowski in Dauerschleife. Vielleicht mit einem leichten Hängen auf der Textpassage „Macht so mancher Knilch eine riesengroße Kleckerei“. Selten putze ich unsere Küche so häufig nacheinander wie in dieser Zeit.
Umso häufiger der Teig zwischen dem Ausrollen geknetet wird und großzügig mit Mehl verfeinert wird, desto brüchiger werden die ausgestochenen Plätzchen. Da landet oft mal ein Arm oder das Geweih des Rentiers nicht auf dem Blech. Diese Teile sind mittlerweile die Naschstücke beim Keksebacken, die ganz am Ende und kürzer gebacken werden.
Sterne brauchen keine Zacken
Ich liebe Sterne und ein Zimtsterne-Rezept von mir ergibt einen Teig, der sich toll verarbeiten lässt. Er muss mit Folie oder Wachspapier zwischen der Rolle gerollt werden. Aber das finden die Kinder gut und es klappt auch gut. Die Förmchen werden nach jedem Ausstechen einmal in ein Schälchen mit Wasser getunkt und dann funktioniert das ganze prima.
Der Teig verzeiht häufiges Kneten und die Kekse sind unglaublich lecker. Vergisst man allerdings das Tunken des Förmchens in die Wasserschale, bleiben die Zackenspitzen oder auch die ganzen Zacken oft in der Form kleben. Es sind dann eher Asteroiden und nicht klassische Sterne.
Verzieren: Mehr ist mehr
Beim Verzieren der Kekse musste ich mich von meinem eigenen Motto abwenden: „Weniger ist mehr“ ist bei Kindern bei Keksglasur nicht angesagt. Meine Kinder sind erst glücklich, wenn die Schicht aus Schokolade oder Zuckerglasur mit Streuseln und Kugeln mindestens so dick wie der eigentliche Keks ist.
Und Kekse ohne Glasur sind keine Kekse – da herrscht in unserem Haushalt große Einigkeit. Wieviel Glasur Tisch und Fußboden brauchen, ist bei uns durchaus noch Teil einer lebhaften Debatte. Unser Hund Caspar wird die Diskussion gewiss lebendiger gestalten.
Leichte Rezepte sind optimale Kompromisse
Mittlerweile haben wir vier Rezepte, bei denen die einzelnen Schritte leicht genug gehen und das Ergebnis überzeugt. Aber egal, wie ich es anstelle, ich bin nach dem Backen mit meinen Kindern schweißgebadet. Die Kinder sind jedoch unendlich stolz auf ihre Kekse, die sie verschenken. Dieses Jahr versuche ich mehr auf meine Kinder zu schauen und weniger auf die Kekse. Solange sie sich freuen, ist eigentlich alles in bester Ordnung.