PCO-Syndrom: Was das Zuviel an männlichen Hormonen bewirkt

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
PCOS: Bild einer Gebärmutter
PCOS: Symptome & Behandlung
© Bigstock/ Alena Menshikova

Haarausfall am Kopf, starke Körperbehaarung an Kinn, Brust und Bauch, fettige Haut und Akne – Frauen, bei denen diese Symptome auftreten, sind häufig vom polyzystischen Ovarialsyndrom, kurz PCOS, betroffen.

Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ist die häufigste hormonelle Störung bei Frauen. Allein in Deutschland leiden etwa 1 Million Frauen im gebärfähigen Alter an dieser Erkrankung, die auf einer Überproduktion männlicher Hormone basiert. Neben starken äußerlichen Veränderungen geht PCOS auch mit körperlichen Beschwerden bis hin zur Unfruchtbarkeit einher.

Obwohl die Erkrankung bereits im 18. Jahrhundert entdeckt wurde, ist bis heute weitgehend ungeklärt, wie es zu dem Überschuss männlicher Hormone im Blut kommt.

Mögliche Ursachen des PCO-Syndroms

Bislang ist wissenschaftlich nicht eindeutig erwiesen, wie es zu den Hormonstörungen kommen kann. Eine wesentliche Rolle bei der Entstehung des polyzystischen Ovar-Syndroms scheint eine Insulin-Resistenz zu spielen. Da die Zellen nicht auf Insulin reagieren, bleibt der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Das bringt den Hormonhaushalt durcheinander und führt zur Überproduktion männlicher Hormone. Gleichzeitig kann die Insulin-Resistenz Übergewicht begünstigen, mehr als die Hälfte der PCOS-Patientinnen ist übergewichtig

: Ein Überblick

Zudem spricht eine genetische Veranlagung für das Auftreten der Erkrankung: Leidet die Mutter an PCOS, gehen Mediziner davon aus, dass die Tochter mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ebenfalls betroffen sein wird.

Typische Symptome von PCOS

Die Symptome treten häufig erstmals in der Pubertät auf und verstärken sich mit zunehmendem Alter. Beim polyzystischen Ovar-Syndrom können folgende Beschwerden unterschiedlich stark ausgeprägt sein:

  • Zyklusstörungen mit einem verlängerten Zyklus von über 35 Tagen, vollständig ausbleibender Monatsblutung oder unregelmäßigen Zwischenblutungen
  • Hirsutismus: Männliche Behaarung auf Brust, Rücken und Beinen sowie Bartwuchs auf Kinn und Oberlippe. Die Schambehaarung kann bis zu den Oberschenkeln und dem unteren Bauch reichen.
  • Virilismus: Tiefere Stimme, Haarausfall bis zur Glatzenbildung und männliche Körperstatur mit kleiner Brust und größeren Muskeln
  • Fettige Haut und Akne
  • Übergewicht
  • Psychische Probleme
  • Verminderte Fruchtbarkeit

Wer Anzeichen bei sich erkennt, sollte eine Untersuchung beim Frauenarzt vereinbaren. Wird PCOS nicht behandelt, kann sich der Zustand verschlimmern und das Risiko für Diabetes, Schilddrüsen- und Herzerkrankungen erhöhen.

Polyzystisches Ovar-Syndrom: Diagnose

Sind die Symptome von PCOS stark ausgeprägt, ist die Erkrankung für Mediziner einfach zu erkennen. Das Syndrom kann allerdings auch bei Frauen auftreten, die z.B. nicht übergewichtig sind oder keine typisch männliche Behaarung aufweisen.

Um Erkrankungen mit ähnlichen Beschwerden auszuschließen, erhebt der Gynäkologe die Krankheitsgeschichte, untersucht die Eierstöcke im Ultraschall und ermittelt mit Bluttests unter anderem Hormonkonzentration und Blutzuckerzuckerspiegel. Für die Diagnosestellung müssen mindestens zwei der drei sogenannten Rotterdam-Kriterien vorliegen:

  • Unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutungen
  • Erhöhter Anteil an männlichen Sexualhormonen oder dadurch bedingte körperliche Veränderungen
  • Vergrößerung der Eierstöcke oder deren Befall mit vielen kleinen Zysten

Behandlung von PCOS

Entsprechend der Symptome kommen beim polyzystischen Ovarialsyndrom verschiedene Therapieoptionen infrage. Bei vielen Erkrankten reicht bereits eine Gewichtsabnahme aus. Schon die Reduzierung des Körpergewichts um zehn Prozent kann eine Normalisierung des Zyklus und eine Rückbildung der starken Behaarung herbeiführen. Die Abnahme sollte langsam auf Basis einer Änderung des Lebensstils herbeigeführt werden: Regelmäßige Bewegung und Umstellung auf eine gesunde Ernährungsweise mit wenig Zucker und Fett. Wichtig ist, dass die Patientinnen das Normalgewicht dauerhaft halten.

Zusätzlich kann der Arzt bei Frauen ohne Kinderwunsch eine hormonelle Therapie mit Ovulationshemmern (Anti-Baby-Pille) verordnen, um die Überproduktion männlicher Sexualhormone einzudämmen. Erste Behandlungserfolge stellen sich dabei meist nach sechs bis acht Monaten ein. Gegen vermehrten Haarwuchs können ergänzend kosmetische Therapien wie Epilation oder eine Haarentfernung mittels Laser in Frage kommen.

Da es sich bei PCOS um eine chronische Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen handelt, sind regelmäßige Kontrolltermine beim Arzt notwendig.

PCO-Syndrom und Kinderwunsch

Schätzungen zufolge leiden rund die Hälfte aller Frauen mit PCOS an Unfruchtbarkeit. Ursache dafür ist der unregelmäßige Zyklus und dass der Eisprung nur selten oder gar nicht stattfindet. Zudem kommt es in der frühen Phase der Schwangerschaft häufiger zu Fehlgeburten und Diabetes.

: Anzeichen und Ursachen

Bei übergewichtigen Frauen mit PCOS erhöht sich die Chance auf eine spontane Schwangerschaft bereits durch die Reduzierung des Körpergewichts. Raucherinnen wird geraten, auf Nikotin zu verzichten. Zusätzlich lässt sich der Eisprung durch eine medikamentöse Therapie auslösen. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Metformin oder Clomifen, die Behandlung kann jedoch recht langwierig sein.

Nur noch selten wird heutzutage bei unerfülltem Kinderwunsch das sogenannte „Ovarian Drilling“ durchgeführt, bei der die Zysten am Eierstock mittels Bauchspiegelung reduziert werden.

: Wann wird sie gemacht

Quellen