Kleinkind im 2. Lebensjahr – von wegen „alles wird leichter“
Wenn du dein erstes Kind erwartest, kriegst du es überall zu hören – von Bekannten, Freunden oder Familie. Von deiner Hebamme. Von der Frauenärztin. Nämlich diesen Satz: „Das Baby wird dein Leben völlig auf den Kopf stellen.“ Das stimmt natürlich. Die Phase als frischgebackene Mama eine Herausforderung zu nennen, wäre die Untertreibung schlechthin.
Im ersten Jahr mit Baby schläfst du kaum, stehst immer unter Strom, kannst dein Privatleben im Großen und Ganzen vergessen. Hinzu kommen die ungekannten Verlustängste um deinen kleinen Schatz, die Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Aber du fieberst mit, freust dich auf den nächsten Entwicklungsschub, das erste Lächeln, das erste bewusste Greifen und denkst dir: Ich kriege das alles irgendwie hin!
Wohl auch, weil du glaubst, dass das alles im zweiten Jahr bestimmt besser werden wird. Nur leider stimmt das nicht. Im Grunde ist das 2. Lebensjahr deines Kindes für dich sogar noch härter als das erste. Hier verraten wir dir 6 Gründe, warum das so ist.
#1 Sie sind keine Babys mehr
Dein Kind wird langsam selbstständig und wird nicht mehr komplett von dir abhängig sein, wie noch in den ersten paar Monaten. Auf der einen Seite vielleicht ganz entspannend, aber dieses ewige Kuscheln so ganz ohne Gegenwehr ist jetzt wohl auch vorbei. Die angeklebten Kaugummis an Bänken in der Stadt sind jetzt eindeutig interessanter als die ganze Zeit auf deinem Arm zu liegen und zu schlafen. Apropos: Irgendwann im 2. Lebensjahr könnte es sein, dass dein Liebling plötzlich nicht mehr schlafen will – und das, obwohl der Mittagsschlaf eigentlich noch dringend nötig wäre. Du wirst es an der Laune merken!
#2 Sie werden mobil
Am Anfang konntest du es kaum noch abwarten, bis dein Kind die ersten Schritte machen kann und du es nicht ständig tragen musstest. Und jetzt? Wünschst du dir bestimmt auch manchmal die guten alten Zeiten zurück, als dein Kind einfach nur auf dem Bauch lag und du nicht alle 10 Sekunden gucken musst, wo es ist, oder?
#3 Sie lernen „Nein“ zu sagen
„Dada“, „Mama“ und „Papa“ waren ja noch ganz süße und herzzerreißende Wörter von deinem Kleinen. Du dachtest, die Sprachentwicklung geht ewig so süß weiter. Aber dann hat dein Kind das Wort „Nein“ entdeckt. Wieso denn gleich sowas? Etwas Optimistischeres und Fröhliches hätte es doch auch getan. Und ganz ehrlich: Ein „Ja gerne“ hätte das Essen, Baden und Schlafengehen um einiges erleichtert. Aber jetzt: Willkommen in der gefürchteten Trotzphase! Du wirst jetzt auch mal ein launisches Kind erleben, das nicht hört, nicht folgt und das auch noch sehr unterhaltsam findet.
#4 Deine Mitmenschen helfen dir nicht mehr
Im ersten Jahr warst du noch die arme, hilflose Mami mit Kinderwagen, der immer die Tür aufgehalten wurde und der man immer irgendwie helfen wollte und sei es nur mit der Einkaufstüte? Tja, das wars dann leider auch schon. Denn die meisten Menschen werden denken, nach einem Jahr hat man dieses „Mutter sein“ voll im Griff. Wenn du nun also mit einem schreienden Kind in der Stadt unterwegs bist, das sich nicht beruhigen lässt, dann werden eher wenige Mitmenschen Mitleid mit dir haben.
#5 Sie sind undurchschaubar
„Aber eben hat dir das Spiel doch noch Spaß gemacht“.
„Richtig. Eben. Und wieso sollte ich jetzt noch Spaß daran haben, mit Puppen zu spielen? Die haben nämlich nicht das Kleid, das ich genau jetzt haben will!“
So, oder so ähnlich könnte eine Diskussion mit deinem Kind aussehen, wenn es denn schon reden könnte. Leider können sie es noch nicht so richtig und leider bleibt es für dich so (meistens) ein Mysterium, warum die Puppen denn auf einmal doof sind.
Ähnlich verhält es sich mit dem Fremdeln. Eben noch war der Nachwuchs ganz anhänglich mit Oma und Opa, und jetzt auf einmal fremdelt er extrem und will mit beiden nichts zu tun haben? Rennt weinend davon, wenn irgendjemand das Wort an ihn richtet? Tja, wenn man nur den Grund dafür wüsste…
#6 Sie weigern sich zu essen
Vorbei die guten, alten Zeiten, als Mamas Busen oder das Fläschchen immer gut genug waren. Jetzt wird langsam selber entschieden, was essbar ist und was nicht. Und das bedeutet: mit etwas Glück hast du ein Kleinkind vor dir sitzen, das zu wenig isst und auch zu wenig trinkt. Bei dem jeder Bissen und jeder Schluck Verhandlungssache sind. Und das irgendwann genau zwei verschiedene Gerichte auf der Speisekarte gelten lässt – mehr nicht. Wenn du davor noch nicht wusstest, was ein Picky Eater ist – jetzt weißt du es.
Aber wird es denn wirklich nie besser?
So ganz ohne Lichtstreif am Horizont wollen wir dich hier aber nicht entlassen. Denn es bleibt für Mütter nicht immer so stressig wie im ersten – und zweiten! – Lebensjahr. Tatsächlich kannst du dich irgendwann nach dem zweiten Geburtstag deines Lieblings darauf freuen, dass das Stresslevel etwas nachlässt. Vielleicht wird dein Kind trocken und die ständige Wickelei fällt weg. Vielleicht findet es einen Freund oder eine Freundin und bleibt auch mal zum Spielen dort. Vielleicht schläft es plötzlich stabil durch und du bist nachts nicht mehr gefordert. Vielleicht findet es ein erstes Hobby, das es stundenlang beschäftigt … Also: nicht aufgeben und durchhalten, es wird besser!