Wie ist die Scheidenflora aufgebaut?
In deiner Scheide finden sich bestimmte Bakterien, die deine Scheidenflora regulieren. Dabei handelt es sich nicht um Krankheitserreger, sondern um gute Mikroorganismen.
Zu diesen Bakterien gehören vor allem die Milchsäurebakterien (Laktobazillen), die Zucker in Milchsäure umwandeln. In deiner Scheide zersetzen sie den Zucker, der aus Zellen der Vagina kommt, und senken so den pH-Wert.
Laut Dr. med. Norbert Ostendorf und Dr. Frank Antwerpes liegt der pH-Wert in der gesunden Scheide zwischen 4,2 und 5 – die Vagina liegt damit im sauren Milieu. Und das ist auch gut so, denn Krankheitserreger können im sauren Milieu schlechter wachsen.
Was schadet der Scheidenflora?
Es gibt verschiedene Ursachen, die deine Scheidenflora aus dem Gleichgewicht bringen können. Eine Auswahl haben wir hier für dich aufgelistet:
#1 Die Östrogenkonzentration
Die Scheidenflora ist vom Sexualhormon Östrogen abhängig. Je mehr Östrogen in deinem Körper ist, desto mehr Zucker geben die Zellen in die Scheide ab. Milchsäurebakterien können sich in einem zuckerhaltigen Milieu sehr gut vermehren.
Da die Östrogenkonzentration vom Zyklus abhängig ist, ist auch die Anzahl der Milchsäurebakterien von deinem Zyklus abhängig. Laut dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. ist die Östrogenkonzentration während und kurz nach deiner Periode besonders niedrig. In dieser Zeit ist auch deine Scheidenflora anfälliger für Störungen.
In der Schwangerschaft und in den Wechseljahren kommt es durch Veränderungen des Östrogen-Werts auch zu Veränderungen der Scheidenflora. In dieser Zeit sind regelmäßige Kontrollen deshalb sehr wichtig. Auch hier eigenen sich unsere Tipps, wie du deine Scheidenflora aufbauen kannst.
#2 Eine zuckerreiche Ernährung
Wenn du viel Zucker isst, kann es zu Pilzerkrankungen am Darm kommen. Auf der Toilette können die Bakterien dann in die Scheide gelangen und zum Beispiel einen Scheidenpilz auslösen. Wenn du häufiger einen Scheidenpilz bekommst, ist eine ballaststoffreiche Ernährung mit wenig Zucker ratsam.
#3 Falsche Intimhygiene
Sowohl zu viel wie auch zu wenig Intimhygiene kann sich negativ auf deine Scheidenflora auswirken.
- Zu wenig Intimhygiene: Bakterien aus dem Darm gelangen leichter in die Scheide, Krankheitserreger in der Scheide werden nicht durch das Waschen entfernt.
- Zu viel Intimhygiene: Intimdeos, starke Reinigungslotionen und Scheidenspülungen können den pH-Wert deiner Scheide beeinflussen und so die Scheidenflora stören.
#4 Falsche Unterwäsche
Luftundurchlässige Unterwäsche – zum Beispiel aus Kunstfasern – begünstigt ein feuchtes Klima im Intimbereich. Verstärkt wird das dadurch, dass die Unterwäsche keine Feuchtigkeit aufnimmt und nach außen abgibt. Durch das feuchte Klima können Keime besser wachsen. Auch enge Hosen können einen ähnlichen Effekt auf deine Scheidenflora haben.
#5 Antibiotika
Ein Antibiotikum greift neben den Krankheitsauslösern auch die Milchsäurebakterien in deiner Scheide an. Keime und Pilze können sich leichter vermehren und Infektionen auslösen.
#6 Hormonpräparate – zum Beispiel die Pille
Die Pille greift in deinen Hormonhaushalt ein. Dadurch kann es auch zu Veränderungen des Scheidenmilieus kommen.
#7 Ungeschützter Sex mit unterschiedlichen Partnern
Beim Sex ohne Kondom gelangen Bakterien auf dem Penis oder Schambereich des Mannes in deine Scheide. Vor allem der schnelle Wechsel zwischen vaginalem und analem Sex begünstigt eine gestörte Scheidenflora, da so Darmbakterien in deine Vagina gelangen können.
Sperma ist übrigens auch basisch – es lässt den pH-Wert in deiner Scheide auch kurzfristig steigen.
#8 Stress oder psychische Probleme
Stress und psychische Probleme können das Immunsystem und damit auch deine Scheidenflora negativ beeinflussen.
Die einzige Methode, mit der du sicher den pH-Wert von deinem Scheidenmilieu bestimmen kannst, sind vaginale pH-Teststreifen. Die Streifen kannst du in der Apotheke oder in der Drogerie kaufen. Liegt dein pH-Wert nicht im Normbereich, solltest du deine Scheidenflora aufbauen.
Meistens zeigt sich eine gestörte Scheidenflora aber erst, wenn es zu Infektionen und Krankheiten kommt:
- Bakterielle Scheidenentzündung (Vaginose): Schmerzen, Brennen und unangenehm riechender Scheidenausfluss
- Blasenentzündung (Zystitis): Brennen beim Wasserlassen, trüber Urin, Schmerzen im Unterleib und Rücken, vermehrter Harndrang
- Scheidenpilz (Mykose): Jucken und Brennen, krümeliger und gräulicher Ausfluss
Auch eine sehr trockene Scheide kann ein Hinweis dafür sein, dass du deine Scheidenflora aufbauen solltest.
Scheidenflora aufbauen: Hausmittel & Tipps
Wenn du deine Scheidenflora aufbauen und stärken willst, gibt es einige Dinge, die dir dabei helfen können. Im Folgenden haben wir ein paar Tipps für dich gesammelt:
- Trinke viel Wasser: So werden Krankheitserreger ausgeschwemmt. Deine Scheide bleibt so außerdem feucht und Intimgeruch wird vermieden.
- Präparate mit Milchsäurebakterien: Es gibt Cremes und Gels mit Milchsäure, die eine gute Wachstums-Grundlage für die Milchsäurebakterien bilden. Dein Arzt kann dich hier beraten, welche Präparate am besten für dich geeignet sind.
- Meide Zucker: Vor allem bei einer gestörten Scheidenflora solltest du deinen Zuckerkonsum im Blick behalten.
- Vermeide künstliche Hormone in deiner Ernährung: Fleisch und Milchprodukte aus Massentierhaltung enthalten oft einige Hormone. Diese können deine Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringen. Produkte aus biologischem Anbau sind hier die bessere Alternative.
- Denk bei der Einnahme von Antibiotika gleich mit: Wenn du oft Probleme mit einer gestörten Scheidenflora hast, solltest du das vor der Einnahme von einem Antibiotikum mit deinem Arzt besprechen. Vielleicht musst du während oder nach der Behandlung Präparate, Cremes oder Gels mit Milchsäure benutzen.
- Vermeide falsche Unterwäsche und enge Kleidung: Achte darauf, dass dein Scheidenmilieu gut belüftet ist. Wechsle deine Unterhose außerdem regelmäßig.
- Achte auf Intimhygiene nach dem Sex: Wasserlassen nach dem Geschlechtsverkehr wirkt gegen Blasenentzündungen und schwemmt Bakterien aus dem Intimbereich.
Wenn du oft Probleme mit der Scheidenflora hast, solltest du mit deinem Arzt sprechen. Vielleicht hast du einen Mangel an Milchsäurebakterien und musst zusätzlich ein Präparat nehmen.
Scheidenflora aufbauen mit homöopathischen Mitteln
Es gibt auch ein paar homöopathische Mittel, denen nachgesagt wird, dass sie die Scheidenflora aufbauen oder Infektionen vermeiden können. Die Wirksamkeit dieser Mittel ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt.
Wie lange dauert es bis die Scheidenflora wieder aufgebaut ist?
Nach einer Antibiotikum-Einnahme oder einer gestörten Vaginalflora willst du jetzt deine Scheidenflora wiederherstellen. Wie lange das dauert, lässt sich aber nicht pauschal sagen.
Du musst es also einfach versuchen und ein wenig abwarten.
Wenn sich nach einiger Zeit noch nichts verändert, kannst du andere Maßnahmen versuchen oder bei einem Arzt nachfragen.
Ist Joghurt gut für die Scheide? NEIN! Die Bakterien im Joghurt und in deiner Vagina sind nicht exakt dieselben. Wenn du dir einen in Joghurt getränkten Tampon in die Scheide steckst, kannst du deine Scheidenflora sogar noch mehr durcheinanderbringen.
Es gibt auch Milchsäure-Tampons, die du dir kaufen kannst. Ob und wie die wirken, ist aktuell jedoch noch umstritten.
Lass dir lieber Zäpfchen oder Präparate von deinem Arzt verschreiben – so stellst du sicher, dass du deine Scheidenflora aufbauen kannst, ohne ihr zu schaden.