Die skurrilsten Ängste unseres Nachwuchses

Kind schaut ängstlich in die Kamera
Gefühle – gerade ängstliche – lassen sich nicht wegdiskutieren.
© Pexels / Antoni Shkraba

Kinder entwickeln ja oft die kuriosesten Ängste. Ob Panik vor dem Klomonster, klopfenden Heizungsrohren, engen Kellertreppen oder dem Schleudergang der Waschmaschine – es gibt nichts, das es nicht gibt. Unsere Autorin und Mama Daniela teilt heute die skurrilsten Ängste ihrer Kinder mit uns.

Angst liegt im Auge des Betrachters

So viel vornweg: Selbst wenn sich viele Kinderängste – auch die unserer eigenen Sprösslinge – zunächst einmal lustig anhören, muss man sie natürlich ernst nehmen. Das tun wir selbstverständlich auch!

Zwar sind wir hier mit jeder Menge (schwarzem) Humor gesegnet und können über die eine oder andere panische Anwandlung durchaus lachen, vor den Kindern passiert das aber natürlich nicht. Immerhin ist Angst etwas Individuelles und liegt im Auge des Betrachters.

Gefühle – gerade die ängstlich-skurrilen – lassen sich nun mal nicht wegdiskutieren. Außerdem: Waren wir nicht alle einmal klein und haben unsere kindlichen Ängste mit uns herumgeschleppt? Eben!

: Tipps + Tricks

#1: „Tu sie weg! Tu sie weg!“

Es ist noch gar nicht lange her, da hab ich aus dem Badezimmer panische Schreie vernommen.

Alles klar, eine Spinne, hab ich mir gedacht (ja, Töchterchen hat ein Problem mit Krabbeltierchen – der Klassiker) und wollte schon einen Becher holen, um Itsy Bitsy Spider in den Garten zu befördern. Da ist mir gedämmert, dass das ja gar nicht die Stimme meiner Jüngeren ist, sondern Söhnchen da wie irre durch die Gegend kreischt.

Ja, meine Kinder hören sich verdammt ähnlich an, wenn sie in Aufruhr sind… Ein Krabbeltierchen konnte also fix nicht das Problem sein.

Herr Sohn, ein erklärter Umweltfreund, schafft sämtliches Getier völlig furchtlos und eigenhändig nach draußen. Also habe ich zur Sicherheit einen kurzen Blick ins Bad geworfen.

Da standen beide Sprösslinge vor dem Waschbecken – Töchterchen eifrig damit beschäftigt, Seifenreste von den Händen ihres Bruders zu entfernen. Ja, richtig gehört, SEIFENRESTE.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt und vielleicht die eine oder andere Pandemie im Verdacht hat, seltsame Ängste auszulösen. Aber sehen wir es positiv: Panik vor Seife ist fast besser als Panik vor Viren! (Und die kuriose Seifenangst ist mir danach nicht mehr begegnet, dürfte wohl eine einmalige Sache gewesen sein…)

: Hab' keine Angst

#2: „Was, wenn ihr unser Haus verkauft?“

Schlaf und Söhnchen waren schon immer zwei Dinge, die sich nicht miteinander vertragen haben. Noch als Kleinkind hat der Kerl nicht und nicht in den Schlaf gefunden und uns so manches an Nerven und Lebenszeit gekostet…

Es gab aber eine kurze Phase, so mit vier oder fünf Jahren, da war die Qualität plötzlich eine andere. „Ich kann nicht schlafen, ich hab so Angst!“ wiederholte er mantramäßig, ohne näher ins Detail zu gehen.

Alle möglichen (und unmöglichen) Ängste sind wir mit ihm durchgegangen – Fehlanzeige! Er wollte oder konnte es uns scheinbar nicht sagen. Bis dann eines Nachts das angestaute Schlafdefizit den Durchbruch brachte.

Im Halbschlaf murmelte der Kerl plötzlich vor sich hin: „Wenn ihr unser Haus verkauft, hab ich ja kein Bett mehr!“ Ja, tatsächlich war DAS des Rätsels Lösung.

Bis heute wissen wir nicht, was ihn zur Annahme gebracht hat, dass wir unser Haus verkaufen könnten (das stand nie zur Debatte) und er sein Leben ohne Bett fristen muss. Als wir die Sache aber geklärt hatten, waren die Einschlafängste wie vom Erdboden verschluckt – und das ist ja das Wichtigste!

#3: Die Angst vor Buchstaben

Dann war da noch Töchterchen, das sich in den ersten Schulwochen ihres Lebens standhaft weigerte auch nur irgendeinen Buchstaben zu schreiben, geschweige denn zu lernen, weil ihr Buchstaben ja SOOOLCHE Angst machen. Sämtliches gute Zureden war für die Katz, dieses Kind hat eben einen eisernen Willen.

Lehrerin, Mama, Papa, der große Bruder – alle haben wir uns die Zähne ausgebissen. Lesen und Schreiben lernen? „Könnt ihr echt vergessen! Vor Buchstaben fürchte ich mich!“

Bis Weihnachten hat sie das durchgezogen, bevor sie endlich mit der Sprache herausgerückt ist. Wenn sie jetzt lesen lernt, hat sie gedacht, lesen wir ihr nicht mehr vor. Tja, so kann‘s gehen! Töchterchen hat dann übrigens relativ schnell lesen gelernt und ihre Gute-Nacht-Geschichten haben wir ewig lange gemeinsam gelesen.

#4: Von Zuckerwatte und Darmverschluss

Die letzte Anekdote betrifft zur Abwechslung keines meiner Kinder, sondern einen kleinen Gast, der uns zu Söhnchens siebtem Geburtstag die Ehre erwies. Wir haben mit den Kindern Zuckerwatte gemacht – ein echtes Highlight. Eifrig versuchten die Geburtstagsgäste mit ihren Holzspießen so viele süße Wattefäden wie nur möglich aufzuwickeln. Die Stimmung war gigantisch.

: Entwicklungspsychologie

Nur ein Kind – nennen wir es Paul – beäugte die ganze Aktion mit angstgeweiteten Augen und war nicht und nicht zum Mitmachen zu bewegen. Irgendwann hat er mich dann zur Seite genommen und mich mit zittriger Stimme wissen lassen:

„Man kann einen Darmverschluss kriegen, wenn man Kaugummi schluckt. Für Watte gilt das sicher auch!“

Zwar haben wir unser Bestes gegeben, doch die Angst vor einem internistischen Notfall haben wir Paul an diesem Nachmittag nicht mehr nehmen können. Wenn er Glück hat, ist das aber mittlerweile seinen Eltern geglückt. Wäre schade um all die Zuckerwatte, die er verpasst!