Selbstversuch: So reagieren Leute auf eine stillende Mutter und auf eine leicht bekleidete Frau

Eine stillende Mutter neben einem Model in Hotpants und tiefem Ausschnitt: Wie reagieren Passanten auf die beiden Frauen? YouTuber Joey Salads hat ein soziales Experiment gestartet. Spoiler-Alarm: Das Ergebnis ist unfassbar. Aber sieh selbst:

Sexy vs. Öffentliches Stillen

Die Idee dieses Selbstversuchs ist eigentlich ganz einfach erklärt: Man nehme ein Model in Hotpants und tiefausgeschnittenen Shirt und eine Mutter in Jeans, T-Shirt und Cardigan. Beide Frauen werden zuerst nacheinander eine Stunde lang auf eine Bank in einem Einkaufszentrum gesetzt, danach setzen sie sich nebeneinander. Das Model schaut sich nur um. Die Mutter stillt ihr Baby.

„Das ist ekelhaft.“

Doch die Reaktionen könnten unterschiedlicher kaum sein: Während die junge Frau mit dem tiefen Ausschnitt anerkennende und anzügliche Blicke erntet, muss sich die Mutter beschimpfen lassen.

„Das kannst du auch woanders machen. Sowas gehört sich einfach nicht!“ oder „Das ist ekelhaft!“ sind nur die Highlights der erschreckenden Reaktionen. YouTuber Joey Salads lässt das allerdings nicht unkommentiert und konfrontiert die Passanten mit ihren Aussagen.

„Also, das ist in Ordnung, weil es sexy ist. Aber das ist nicht in Ordnung, weil es etwas völlig Natürliches ist und du es deshalb ekelhaft findest?!“

Öffentliches Stillen: Noch immer ein Tabu

Ok, zugeben: Das Video wirkt doch sehr gescriptet. Man kann sich also streiten, wie echt es wirklich ist. Trotzdem greift es ein wichtiges Thema auf. Besonders in den USA ist öffentliches Stillen immer noch ein Tabuthema. Hier in Deutschland ist Stillen in der Öffentlichkeit zwar generell erlaubt, man hört aber trotzdem immer wieder Geschichten von Müttern, die aus Restaurants geworfen werden, weil sie ihr Kind gestillt haben. Und das ganz legal, denn hier gilt das Hausrecht.

In Zahlen ausgedrückt, sieht das so aus: Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung stillen zwei Drittel der befragten Mütter zumindest gelegentlich in der Öffentlichkeit und sechs Prozent hatten dabei eine negative Erfahrung. 25 Prozent der Deutschen stehen dem Stillen in der Öffentlichkeit zwiespältig oder ablehnend gegenüber.

Besonders erstaunlich ist diese Empörung, weil wir in der Öffentlichkeit eigentlich jeden Tag mit der nackten weiblichen Brust konfrontiert werden. Werbung, Fernsehen oder die Oben-Ohne-Kultur im Freibad: Daran hat sich die Gesellschaft offensichtlich längst gewöhnt. An stillende Mütter nicht.

In Deutschland muss also noch einiges an Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das es anders auch geht zeigen Australien, Großbritannien und Irland. Hier können Café- und Friseurbesitzer ihren Betrieb mit einem Aufkleber als stillfreundlich kennzeichnen. Für mehr Stillräume sorgt auch die Schweiz. Hier können Mütter mit der App „mamamap“ Stillorte in ihrer Nähe finden.