„Darum habe ich das Stillen manchmal als Einschränkung empfunden!

Frau steht auf einer Wiese
Natürlich ist es etwas ganz Besonderes, sein Kind zu stillen - Mama Daniela hat es aber auch manchmal als Einschränkung empfunden.
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Kein Zweifel: Muttermilch ist gesund und die Verbindung zwischen Mama und Baby beim Stillen ist etwas ganz Besonderes. Trotzdem empfinden manche Stillmütter einfach eine gewisse Einschränkung. Bei unserer Autorin Daniela Kirschbaum war das manchmal der Fall. Weshalb und in welchen Situationen, das erzählt sie hier.

Stillen ist super … aber eben nicht immer!

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich habe meine beiden Sprösslinge wirklich gerne gestillt. Bis auf die anfängliche Unsicherheit und wunde Brustwarzen lief das auch immer ganz reibungslos ab. Das soll hier also gar nicht Thema sein, sondern vielmehr die Einschränkungen, die durchs Stillen zwangsläufig auftreten. Und die kann man eben nicht wegdiskutieren…

Die Sirene startet von 0 auf 100

Meine beiden Raupen Nimmersatt haben manchmal im Stundentakt getrunken. Von Rhythmus keine Spur! Gerade der Ältere war auch wenig tolerant, wenn es darum ging, auf die süße Milchmahlzeit zu warten. Wenn er Hunger hatte, dann hatte er Hunger. Und das hieß: Milch her, aber dalli! Von 0 auf 100 startete die Sirene und das in ohrenbetäubender Lautstärke. Ablenkung? Das Stillen zeitlich etwas hinauszögern? Keine Chance! Hunger bedeutete Milchbar und zwar AUGENBLICKLICH!

Egal ob Minusgrade oder der Bus – das Kind wollte JETZT trinken!

Demnach habe ich mit diesem Kind in jeder nur erdenklichen Situation zwangsläufig die Brust auspacken müssen. Im Supermarkt, im Bus, in der Umkleidekabine und – bei zehn Grad minus – im verschneiten Park auf einer Parkbank. An letzteres erinnere ich mich heute noch mit Schaudern. Im Vergleich zu ihrem Bruder war die Kleine ein wenig toleranter. Wenn sie Milchhunger meldete, konnte das Stillen noch ein wenig warten und ich hatte Zeit, mir ein geeignetes Plätzchen zu suchen…

Mama an der kurzen Leine

Beide Raupen akzeptierten ein Fläschchen mit Muttermilch nicht wirklich. Trinkfrisch aus der Quelle, so lautete die Devise! Unnötig zu erwähnen, dass mein Freizeit-Radius mit Stillkindern ein sehr überschaubarer war. Ein paar Mal habe ich probiert, mich mit Freunden zu treffen. Stets hat mich nach spätestens einem Stündchen ein völlig verzweifelter Papa angerufen, der das rotgesichtige und brüllende Bündel Mensch einfach nicht beruhigen konnte. Es brauchte eben die Brust – nicht mehr und nicht weniger!

Und ja, ich gebe es zu: Die Tatsache, dass ich nicht ab und zu ein Bier oder einen Cocktail trinken konnte, die hat mich ein bisschen genervt. Gerade im Sommer!

Wenn Mama einfach unentbehrlich ist

Am unangenehmsten fand ich aber dieses Unentbehrlichsein. Ohne Mama ging einfach nichts! Fortgehen, Fitnesscenter, ein spontaner Wochenendtrip mit Freunden – all das musste warten. Und dass mein Mann nachts nicht übernehmen konnte (ja, da wollten sie auch stündlich trinken, manchmal auch noch öfter), habe ich als große Belastung empfunden. Mit zwei miserablen Schläfern, die nachts nichts außer Mamas Busen akzeptierten, ging ich phasenweise nämlich wirklich am Zahnfleisch.

Es hat eben alles Vor- und Nachteile…

Selbstverständlich habe ich das Stillen auch genossen. Diese Intimität und Vertrautheit sind durchaus einmalig. Ganz zu schweigen vom Vorteil, die Babynahrung körperwarm immer mit dabei zu haben und nichts vorbereiten zu müssen. Trotzdem: Unabhängigkeit, für mich allein sein können und ab und zu ein Gläschen Alkohol – all das ist mir in der Stillzeit durchaus abgegangen. Und als ich mir nach dem Abstillen die mühsamen Nächte mit meinem Mann aufteilen konnte, war ich der glücklichste Mensch der Welt! Was so ein bisschen Schlaf ausrichten kann…

So ist es mit dem Stillen wie vermutlich mit allem im Leben: Zumindest für uns Mütter hat es Vor- und Nachteile gleichermaßen!