3 Eingewöhnungen auf einen Streich – so geht eine Mama damit um

Zwei Mädchen mit Schulränzen auf dem Rücken
So geht unsere Autorin mit den Eingewöhnungen ihrer Kinder um.
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In diesem Sommer lauern unserer Familie drei Eingewöhnungen auf. Das zweite Kind geht bei uns in die Schule, das dritte Kind startet im Kindergarten und das Kleinste wird zum Krippenkind. Und ich wünschte, es wäre schon vorbei. Denn ich befinde mich leider eher 150 Meter unter dem nötigen Zen.

Ausnahmezustand Eingewöhnung

Wenn ich es zusammenrechne, habe ich schon drei Krippeneingewöhnungen, zwei Eingewöhnungen in den Kindergarten und einen Schulstart begleitet. Eigentlich bin ich ein alter Hase mit Erfahrung. Trotzdem habe ich nächtliche Schweißausbrüche, die mir wie Vorboten der Wechseljahre erscheinen. Jede Eingewöhnung stresst mich und überfällt mich mit Ängsten und Sorgen. Schafft mein Kind es? Findet es Freunde? Findet es gute Freunde? Ist es selber ein guter Freund? Steht es sich nicht selber im Weg? Wird es akzeptiert mit all seinen Wunderlichkeiten? Bleibt meinem Kind genug Zeit zum Spielen? Ein endloser Fragenkatalog begleitet meine Nächte und Tage.

Viele Emotionen

Selten habe ich so viele erwachsene Menschen weinen gesehen wie bei den Eingewöhnungen. Und ja, ich kenne mittlerweile beide Seiten. Unser erstes Kind hat sich sehr gut lösen können und ich war mir sicher, dass ich mit meiner Entspanntheit maßgeblich dazu beigetragen habe. Beim Anblick einer weinenden Mutter dachte ich damals: Meine Güte, die muss an sich arbeiten. Wenn man abgeklärt ist, gelingt die Trennung doch viel leichter. Aber ich bin mit meinen unterschiedlichen Kindern demütiger geworden. Denn mittlerweile kenne ich das Gefühl, wenn sich das Kind nicht gut lösen kann und man nicht weiß, woran es liegt. Und nein, es hilft in der Situation nicht, dem hilflosen Elternteil zu sagen, dass es so für das Kind nur schwerer wird. Das weiß man selber, man kann es aber nicht immer ändern.

Test für das Vertrauen

Meine Oma sagte immer: Abgegeben ist abgegeben. Das ist ein wunderbares Mantra, dem ich bei anderen Angelegenheiten gut folgen kann. Wenn es zu meinen Kindern kommt, fällt es mir schwer. Ja, ich weiß, dass die Erzieherinnen meinen Kindern wohlgesonnen gegenüberstehen. Dass sie ausgebildet sind und ihre Arbeit gewöhnlich mit Freude machen. Ich weiß aber auch, dass Kinder ganz verschiedene Bedürfnisse haben. Ist die große Einrichtung für dieses Kind besser als eine kleine Gruppe im Elternverein? Passt die Zusammensetzung der Gruppe für mein Kind? Stimmt die Chemie? Am Ende muss ich meinem Kind vertrauen, dass es die Situationen auch meistert, wenn die Bedingungen vielleicht nicht optimal sind. Und die Chemie des Kindes ist entscheidend – nicht meine mit den Erziehern oder mit den Kindern.

Die anderen Kinder

Überhaupt die anderen Kinder: Als ich mein erstes Kind zum ersten Mal alleine in der Krippe ließ, habe ich es nach einer halben Stunde wieder vom Spielplatz eingesammelt. Genau in dem Moment, als ich mein Kind gesehen habe, kam ein größeres Kind, kniff meinem Kind in beide Wangen und zog sie beherzt auseinander. Das ging blitzschnell und ebenso schnell war ein Erwachsener zur Stelle. Das Kind erkenne ich aber heute noch. Und nein, ich mag es sieben Jahre später ebenfalls nicht. Auch wenn ich meine eigenen Kinder bei ähnlich rabiaten Taten beobachten durfte.

Eingewöhnungen sind große Chancen

Bei aller Emotionalität ist mir aber klar, dass Eingewöhnungen nicht nur Abschiede sind. Sie bergen große Chancen. Jede Eingewöhnung hat mir andere Seiten von mir und meine Grenzen gezeigt. Eine Eingewöhnung kann eine nervliche Belastungsprobe sein – muss es aber nicht. Für die Kinder ist das noch einmal mehr so. Ihnen öffnet sich eine große neue Welt. Auch wenn das manches Mal dazu führt, dass sie über das Tempo enttäuscht sind. So stellte mein Sohn fest, dass er nach anderthalb Wochen in der Schule noch nicht lesen kann. Und die neue Welt mit ihren Möglichkeiten kann Angst machen. Das neue Kindergartenkind musste sich einmal rückversichern, dass sie noch immer ein bisschen klein wäre, eben groß und klein. Um dann gleich wieder loszurennen und das Klettergerüst mit der neuen Freundin zu stürmen. Ich beobachte und bin zur Rückversicherung da. Seit Kind 2 habe ich neben einem Buch immer eine Packung Taschentücher dabei.

Eingewöhnungen sind Abschiede

Eine Eingewöhnung ist ein aufregender Start voller Möglichkeiten. Gleichzeitig ist es aber auch ein Abschied. Der Abschied von einer kurzen Zeit, in der das Kind so eng mit einem verbunden ist, dass man es manches Mal kaum mehr genießen kann. Beispielsweise wenn man einfach in Ruhe alleine auf Toilette sitzen oder einmal eine Sache von vorne bis hinten am Stück erledigen möchte. Doch bei all diesen Schwierigkeiten ist diese Zeit wunderschön und besonders und im Nachhinein schnell vorbei. Klar freue ich mich sehr auf den ersten Vormittag ohne Kinder im Haus. Ruhiges Arbeiten, kein Lauschen auf ein oder mehrere Kinder und einfach durchschnaufen. Aber so ganz lassen mich meine Kinder nicht los. Und ein wenig Wehmut ist dabei. Wie sagt es ein Spruch so schön: Die Tage mit Kindern sind lang, die Jahre kurz.