Warum Mutter sein auch einsam machen kann

Frau steht allein am Strand
©Matthew Henry via Unsplash

Unsere Autorin Purista Merk lernt gerade auch die andere Seite der Mutterschaft kennen – und fühlt sich manchmal einsam

Es ist der vierte Tag in Folge, an dem ich unsere 55 m² Wohnung nicht verlasse. Draußen regnet es in Strömen und ich kann mich nicht aufraffen, alleine mit meiner Tochter spazieren zu gehen. Die Telefonliste mit Müttern und Freunden, mit denen man sich auch unter der Woche verabreden kann, habe ich durch. Keiner hat Zeit für mich.

Also spiele ich wie jeden Tag mit meiner Tochter, räume auf, wasche eine Ladung Wäsche und scrolle mich durch die bunten, von Freiheit und Abenteuer geprägten Facebook-Profile meiner Freunde. An so einem Tag muss ich feststellen: Mutter sein ist manchmal der einsamste Job der Welt.

„Doch es gibt auch die andere, einsame Seite der Mutterschaft.“

Ich höre sie schon, die Einwände: „Ich wäre froh, ich könnte jeden Tag zu Hause bleiben. Du hast die absolute Freiheit, kannst machen was du möchtest!“ Natürlich genieße ich es, manchmal bis mittags mit meiner Tochter im Bett zu kuscheln und jeden ihrer Entwicklungsschritte mitzuerleben. Ja, ich liebe es, Zeit mit ihr zu verbringen – denn das ist alles andere als langweilig.

Doch es gibt auch die andere, einsame Seite der Mutterschaft. Die, mit der man erst langsam lernen muss umzugehen. Es gibt Tage, da fühle ich mich wie diese Menschen, denen man im Zug aus dem Weg geht, weil sie mit der Fensterscheibe sprechen. Auch ich rede tagelang nur mit mir selbst oder meiner Tochter, treffe niemanden und schaffe es nicht, zu telefonieren. Dann kommt mein Mann abends nach Hause und ich habe nichts zu erzählen. Nichts. Weil ich nichts erlebt habe.

„Jetzt ist jeder Tag ein Sonntag.“

Klar, ich habe es mir so ausgesucht. Und für nichts in der Welt würde ich diese Entscheidung rückgängig machen wollen. Stattdessen lerne ich nun, das Alleinsein nicht als Einsamkeit, sondern als Zweisamkeit mit meiner Tochter zu sehen. Da die Zeit ja bekanntlich fliegt und der Wiedereinstieg in den Berufsalltag näher rückt, genieße ich jeden Moment mit ihr voll und ganz. Und kommunizieren kann sie auch – nur eben ein bisschen anders als ein Erwachsener.

Jetzt ist jeder Tag ein Sonntag: Bei schlechtem Wetter mache ich mir eine Tasse Tee, kuschle mich mit einem Buch auf das Sofa und schaue meiner Tochter beim Spielen zu. Es könnte nicht schöner sein.