Was ich vermisse, seit ich Mama bin

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Unsere Autorin Marie Binder liebt ihre beiden Kinder abgöttisch, doch auch sie hat Momente, die sie als Mutter sehr vermisst.

Wer mich kennt weiß, dass Mama-Sein für mich die Erfüllung eines Traumes ist. Ich liebe es Mama zu sein, ich liebe meine Kinder und ich kann mir nichts Schöneres im Leben vorstellen. Doch auch ich habe manchmal Momente, in denen ich für ein paar Sekunden etwas vermisse, was ich so nie wiederhaben werde – zumindest, wenn ich bei meiner Lebenseinstellung bleibe.

Ich bin eine sehr anhängliche Mama. Seit meine kleine Tochter Krawalli (wie ich sie liebevoll nenne) auf die Welt gekommen ist, habe ich noch keine einzige Nacht ohne sie verbracht. Im Herbst wollen meine beste Freundin und ich ein Mädels-Wochenende machen – und ich mache mir deshalb jetzt schon Sorgen. Das ist etwas, was ich vermisse: Einfach wegfahren zu können, andere Städte zu erkunden, ohne mir Gedanken machen zu müssen

„Einfach den ganzen Tag vor dem Fernseher zu gammeln.“

Mit Kinder kann man auch verreisen, was wir auch machen, aber ich meine dieses „Nur meine Mädels und ich“ – das gibt es eben schon lange nicht mehr. Daran bin ich irgendwie auch selbst schuld, das weiß ich, denn ich klammere sehr an ‚meinem Baby‘. Und genau das ist es wohl generell, was ich manchmal vermisse: meine Freiheit.

Es war ein gutes Gefühl, nur für mich verantwortlich zu sein. Spontan sein zu können. Einfach eine Stunde länger bei meinem Pferd zu bleiben, weil niemand daheim auf mich wartet. Dinge ohne Zeitdruck zu machen, weil zu Hause der genervte Babysitter schon Überstunden macht. Kein großer Organisationsmarathon, nur weil ich abends zum Sport möchte und mein Mann noch nicht aus der Arbeit zurück ist. Ich vermisse es an manchen Tagen Party machen zu gehen – so wie früher. Oder an einem verregneten Wochenende einfach den ganzen Tag vor dem Fernseher zu gammeln.

„Ich denke, diese Momente kennt jede Mami.“

Seit ich verheiratet bin und zwei Kinder habe, fühle ich mich manchmal steinalt und so unglaublich erwachsen. Dann wäe ich am liebsten wieder 18 – frei, wild und ungebunden. Diese Momente, in denen ich das Gefühl habe, ich würde am liebsten ins Auto steigen wollen, die Musik laut aufdrehen, mir den Wind um meine Ohren pfeifen lassen und einfach davonbrausen, die gibt es in meinem Leben. Ich denke, diese Momente kennt jede Mami.

Diese Momente haben aber nichts damit zu tun, wie abgöttisch wir unsere Kinder lieben, oder dass wir irgendetwas bereuen würden. Tue ich nämlich nicht. Ich verzichte gerne auf ein Wellnesswochenende, wenn ich dafür in die Kulleraugen meiner Tochter blicken kann, während wir auf der Couch kuscheln. Und manchmal fühle ich mich erst durch meine Kinder so richtig jung und wild und frei.

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