Viele Frauen empfinden das Stillen in den ersten Tagen als unangenehm oder sogar als schmerzhaft. Die Brustwarzen sind extrem empfindlich und sie sind die neue Belastung noch nicht gewohnt. Diese anfänglichen Still-Schmerzen können bestehen bleiben oder sich verschlimmern, wenn Mama und Baby noch Probleme mit dem Anlegen und Trinken haben. Dann können schnell wunde Brustwarzen entstehen. Die sind übrigens einer der häufigsten Gründe für frühzeitiges Abstillen. Dabei kannst du wunden Brustwarzen gut vorbeugen. Wichtig ist es zu verstehen, was die häufigsten Ursachen dafür sind.
Wunde Brustwarzen zu Beginn der Stillzeit
Stillen ist natürlich. Aber dass es von Anfang an ohne Probleme klappt, ist nicht selbstverständlich. Bekommst du in den ersten Tagen oder Wochen nach der Geburt schmerzende, wunde Brustwarzen sind meist eine ungünstige Stillposition und eine falsche Anlegetechnik die Ursache.
- Falsches Anlegen
Eine falsche Anlegetechnik kann auf Dauer wunde Brustwarzen beim Stillen auslösen. Achte darauf, dass dein Baby mit seinen Lippen nicht nur die Brustwarze umschließt. Sein Mund muss einen Großteil des Brustwarzenhofs erfassen. Saugt das Baby nur an der Spitze der Brustwarze, kann sich diese durch den Druck verformen und so verletzt werden.
Tipp: “Bei gut angelegten Neugeborenen sind die Lippen meist gar nicht sichtbar, weil das Kinn in die Brust vertieft ist und die Wangen die Brust berühren”, erklärt das “Still-Lexikon”, das Infoportal rund um das Stillen von Dr. phil. Dipl.-Biol. Zsuzsa Bauer.
- Falsche Stillposition
Auch eine ungünstige Stillposition kann wunde Brustwarzen begünstigen. Hier ist es wichtig, dass dein Baby mit seinem Körper nah an deinem liegt, sodass es den Brustwarzenhof gut mit dem Mund umfassen kann.
- Zu frühes Abnehmen von der Brust
Wenn du dein Kind von der Brust ziehst, wenn es noch saugt, kann das wunde Brustwarzen verursachen. Besser: Drücke mit deinem Finger leicht in den Mundwinkel des Babys. Dadurch löst sich das entstandene Vakuum und du kannst das Kind ohne Druck von der Brustwarze lösen.
- Wunde Brustwarzen durch zu wenig Milch
Fließt zu wenig Milch, saugt das Baby stärker an der Brust und das kann wunde Brustwarzen auslösen. Anfangs musst du deinem Körper etwas Zeit geben, sich dem Bedarf des Babys anzupassen. Lege dein Kind trotzdem regelmäßig an, dass der Milchspendereflex stimuliert wird. Eine sanfte Brustmassage kann ebenfalls helfen, deine Milchmenge zu steigern.
Übrigens: Auch zu viel Milch kann die Brustwarzen beanspruchen. Dein Baby drückt dann auf die Brustwarze, um den Milchfluss zu stoppen. In dem Fall kannst du vor dem Stillen deine Brust ausstreichen.
Ein verkürztes Zungenbändchen oder Verformungen am Gaumen des Kindes können bei Mama wunde Brustwarzen auslösen.
Auch bestimmte Brustwarzen-Typen wie Hohlwarzen oder Schlupfwarzen können eher wund werden, wenn sie nicht ausreichend getrocknet werden.
Was wunde Brustwarzen außerdem verursachen kann
Wunde Brustwarzen können während deiner ganzen Stillzeit auftreten. Bestimmte Entwicklungsphasen deines Babys – wie Wachstumsschübe oder Zahnen – können hier die Ursache dafür sein.
- Gestörtes Trinkverhalten
Wenn das Baby hektisch oder unruhig trinkt, kann das wunde Brustwarzen verursachen – denn die Brustwarze wird so stärker beansprucht. Unruhiges Trinken kommt oft in der Brustschreiphase, bei einem Wachstumsschub oder einer Saugverwirrung vor.
Stillprobleme
- Das Baby zahnt
Zahnende Babys beißen ab und zu in die Brust – das verletzt die Brustwarzen und macht sie wund. Hier hilft nur, dem Baby zu verdeutlichen, dass es nicht zubeißen soll. Sobald der Zahn durchgebrochen ist, sollte das Beißen auch ein Ende nehmen.
Was hilft, wenn die Brustwarzen wund sind?
Sind die Brustwarzen wund, gibt es einige Hilfsmittel, die deine Beschwerden lindern können:
- Wollfett oder Brustwarzencreme – sie schützt und pflegt deine Brustwarze in der Stillzeit und muss vor dem Stillen auch nicht abgewaschen werden.
- Achte auf eine angemessene Hygiene (wasche deine Brüste und wechsle die Stilleinlagen regelmäßig.
- Benutze einen Brustwarzenschutz – er wird nach dem Stillen auf die Brustwarze gelegt und verhindert, dass die Kleidung deine Haut noch mehr aufreibt.
- Brustwarzen-Kompressen – du kannst Kompressen aus Schwarztee auf deine Brüste legen – diese wirken schmerzlindernd.
- Hydrogel-Pads: In der Apotheke oder der Drogerie gibt es spezielle Kühl-Pads für Brustwarzen. Sie wirken kühlend und schmerzlindernd.
- Lege etwas Heilwolle in deinen BH – nur auf trockene Brustwarzen legen, sonst kann die Holle an der Haut kleben bleiben.
- Verteile etwas Muttermilch auf der wunden Stelle und lasse sie an der Brust trocknen. (Bitte nicht machen, wenn du einen Soor hast)
Wenn du vor Schmerzen nicht stillen willst, ist es möglich eine kurze Stillpause zu machen. Dann sollte aber die Brust regelmäßig massiert und ausgestrichen werden, um einem Milchstau vorzubeugen.
Helfen Stillhütchen bei wunden Brustwarzen?
Stillhütchen sind ein ziemlich umstrittenes Mittel gegen Schmerzen beim Stillen. Das Hütchen wird beim Stillen über die Brustwarze gelegt und dann kann das Baby schon trinken. Es braucht weniger Kraft zum Saugen – das lindert die Schmerzen. Da auch kein Hautkontakt zwischen Baby-Mund und Brustwarze stattfindet, können wunde Brustwarzen gut heilen.
Hebammen und Stillberater warnen jedoch davor, Stillhütchen zu schnell zu benutzen. Erst sollten die Ursachen für die wunden Brustwarzen gefunden werden. Außerdem könnte sich das Baby an das Trinken mit Stillhütchen gewöhnen und später nicht mehr ohne trinken.
Bevor du ein Stillhütchen für deine wunden Brustwarzen benutzt, solltest du in jedem Fall mit deiner Hebamme sprechen.
Es kann vorkommen, dass die Schmerzen so stark werden, dass du gerne Schmerzmittel nehmen würdest. Hier gilt: Nie ohne vorherige Absprache mit deinem Arzt oder deiner Hebamme Medikamente einnehmen.
Risikofaktoren: Was begünstigt wunde Brustwarzen?
- Trockene Haut
Trockene Haut wird verletzlicher und reißt schneller ein – das gilt auch für deine Brustwarzen. Vermeide also Seifen oder desinfizierende Lösungen. Sie entziehen deiner Haut Feuchtigkeit und natürliche Öle. Reinige deine Brust nur mit Wasser – spezielle Cremes brauchst du bei gesunden Brustwarzen nicht benutzen.
- Zu viel Feuchtigkeit
Auch zu feuchte Haut ist nicht gut für deine Brustwarzen. Denn Feuchtigkeit weicht deine Haut auf und macht sie anfälliger für Verletzungen. Das feuchtwarme Milieu unter dem BH oder T-Shirt ist außerdem eine Brutstätte für Bakterien und Pilze. Achte also darauf, dass deine Brustwarzen trocken sind, und nutze saugfähige oder atmungsaktive Stilleinlagen.
- Auslaufsichere Stilleinlagen
Unter wasserundurchlässigen Stilleinlagen bleiben die Brustwarzen feucht. Das ist, wie oben beschrieben, ein Faktor, der wunde Brustwarzen begünstigen kann. Setze also lieber auf atmungsaktive Stilleinlagen.
Fazit
Empfindliche und wunde Brustwarzen in der ersten Zeit nach der Geburt sind meist ganz normal. Werden sie aber zu einem Dauer-Problem kann es sich lohnen, bei deiner Hebamme oder einer Stillberatung nachzufragen.