Berliner Kita lebt Zwei-Klassen-Gesellschaft
Dass in vielen Kitas in Deutschland verheerende Zustände herrschen, Personal an allen Ecken und Enden fehlt und, dass Eltern mittlerweile aus Verzweiflung Vieles tun, um einen Platz für ihr(e) Kind(er) zu bekommen, ist bekannt.
Die Kita “Nanny´s Place” in Berlin nutzt diesen Zustand zu ihren Gunsten offenbar schamlos aus. Wie mehrere Medien berichten, sollen Eltern bis zu 700 € Zusatzgebühren bezahlen. Wer nicht zahlt, muss sein Kind demnach separiert betreuen lassen. In der neugebildeten Gruppe “Maulwürfe” werden die “Nicht-Zahler-Kinder“ in einem Durchganszimmer betreut. Altersgerechtes Spielzeug gibt es nicht und Essen müssen die Eltern auch selbst mitbringen.
Eine Nachricht an die Chat-Gruppe der Kita-Eltern, in der die Hintergründe zur neugegründeten Maulwurf-Gruppe dargelegt wurden, veröffentlichte die Bild-Zeitung. Darin steht: “ … ab dem 6.9.2022 wird es eine neue Gruppe geben. Die Maulwürfe. Diese gruppe ist für alle Familien, die nicht aus finanzieller Not heraus die Beiträge für den Förderverein nicht zahlen wollen.”
Die Senatsverwaltung droht mit rechtlichen Konsequenzen
Auf Nachfrage des SPIEGEL bei der Senatsverwaltung, ob das Verhalten der deutsch-englischen Kita in Ordnung sei, sagte der Staatssekretär Aziz Bozkurt: “Wir missbilligen das Vorgehen des Trägers.” Weiter sagt er, dass ein Gespräch mit dem Träger stattgefunden habe: “Darin haben wir deutlich gemacht, dass weder Eltern zu Zusatzbeiträgen von mehr als 90 Euro verpflichtet werden dürfen noch die Separierung von Kindern geduldet werden kann.”
Das Vorgehen der Kita war an die Öffentlichkeit geraten, nachdem ein behindertes Kind auf Grund der Gründung der Maulwurfgruppe zuhause betreut werden musste. Die Behörde sandte eine unangekündigte Kita-Aufsicht.
Aziz erklärte gegenüber SPIEGEL weiter: “Wir werden überwachen, dass der Träger sich rechtskonform verhält. Ansonsten kann der Prozess zum Entzug der Betriebserlaubnis führen, diesen Weg werden wir bei Bedarf auch gehen. Das sollte dem Träger bewusst sein.”
Der Träger hat sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert.