Appell an Bundesregierung: Werbung für ungesundes Essen nur noch nachts

Schokoriegel und Süßigkeiten
Firmen sollen nur noch nachts für Süßigkeiten werben dürfen - fordert ein Bündnis (Symbolbild)
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Verschwindet Werbung für Süßigkeiten und Junkfood bald ins Nachtprogramm? Ein breites Bündnis appelliert an die Bundesregierung, Kinder und Jugendliche besser vor Werbung für ungesunde Lebensmittel zu schützen. Dazu gehört auch eine Bannmeile für Plakatwerbung vor Schulen und Kitas.

Breites Bündnis fordert Eindämmung von Junkfood-Werbung

Der Appell, der dem RedaktionsNetzwerk Deutschland exklusiv vorliegt, stammt von einem breiten Bündnis von etwa 40 Organisationen. Dazu zählen unter anderem Foodwatch, das Kinderhilfswerk, der Bundeselternrat, die Verbraucherzentrale sowie die großen Krankenkassen. Gemeinsam wollen sie die Bundesregierung dazu bewegen, an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel zu verbannen.

Zum Beispiel ins Nachtprogramm: Im Fernsehen, im Radio und auf Streamingdiensten soll Werbung für Junkfood, Süßigkeiten und andere Dickmacher nur noch zwischen 23 und 6 Uhr zu sehen sein.

Bannmeile für Werbung rund um Kitas, Schulen und Spielplätze

Außerdem schlägt das Bündnis eine Bannmeile für Werbeplakate vor. Im Umkreis von 100 Metern rund um Kitas, Schulen und Spielplätze soll keine Werbung für ungesunde Lebensmittel mehr gezeigt werden dürfen.

In dem Brief heißt es, dass Werbung „nachweislich die Präferenzen und das Essverhalten“ von Kindern beeinflusse. Schon jetzt seien laut Foodwatch rund 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht betroffen. Die Folge könnten später Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme sein.

Beschränkungen bei der Werbung seien ein wirksamer Weg, um Kinder und Jugendliche vor zu viel Zucker, Fett und Salz zu schützen.

Großbritannien hat Werbebeschränkung beschlossen

Zu den Unterzeichnern des Appells gehört auch der britische Starkoch Jamie Oliver, der in Großbritannien schon seit Jahren für ein weitreichendes Gesetz kämpft. Mit Erfolg: Ab 2024 soll es jenseits des Ärmelkanals umfassende Werbebeschränkungen geben. Laut RND plant auch Spanien ähnliche Schritte.

Laut Koalitionsvertrag will die Ampel-Regierung auch für Deutschland ein Gesetz, das an Kinder gerichtete Reklame für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt zumindest eindämmen soll. Konkret soll sie in Sendungen verboten werden, die sich an unter 14-Jährige richten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft arbeitet zurzeit das Gesetz aus.

Doch dem Bündnis gehen diese Pläne nicht weit genug. Ein Werbeverbot nur in Kindersendungen würde „ihr Ziel verfehlen“, heißt es in dem Brief, den laut RND-Bericht auch die Spitzen von SPD, Grünen und FDP erhalten haben. Es müssten umfassendere Schritte her – eben die Verbannung von ungesunder Lebensmittelwerbung ins Nachtprogramm und eine Bannmeile.

Adipositas-Studie liefert erschreckende Zahlen

Dass Kinder zu viele Süßigkeiten essen, ist seit Jahren bekannt. Erst vor wenigen Tagen sorgte eine Studie der Kaufmännischen Krankenkasse KKH für Aufsehen. Die Zahlen belegen, dass der Anteil an krankhaft übergewichtigen Kindern stark ansteigt. Corona hat das Problem demnach sogar noch verschärft.

Wie es nach dem flammenden Appell des Bündnisses weitergeht, ist offen. Eine Reaktion aus der Politik steht noch aus.

Quellen