80-fache Dosis an Vitamin D3
Binnen drei Wochen hat ein sieben Monate altes Baby sieben Prozent seines Körpergewichts verloren. Weil es zudem stark apathisch war und kaum noch reagierte, wurde es ins Krankenhaus gebracht und sofort auf der Intensivstation behandelt. Das geht aus einem Bericht der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (Akdä) hervor.
Die Ärzte konnten schnell feststellen, dass der Elektrolythaushalt des Kindes stark aus dem Gleichgewicht geraten war. Wird das nicht rechtzeitig erkannt, kann das lebensgefährlich werden.
Als es zum Gespräch zwischen Ärzten und Eltern kam, stellte sich heraus, dass das Baby seit Monaten eine viel zu hohe Dosis Vitamin D3 bekommen hatte.
Zur Vitamin-D3-Prophylaxe von Säuglingen wird eine Tagesdosis von ca. 12,5 Mikrogramm pro Tag (500 IE/d internationalen Einheiten) empfohlen. Ein geeignetes Präparat wurde den Eltern auch vom Kinderarzt verschrieben.
Allerdings stiegen die Eltern auf Anraten von Freuden auf ein hochkonzentriertes Vitamin-D3-Präparat aus dem Internet um. Laut der Akdä gaben die Eltern ihrem Säugling davon täglich 40 Tropfen. Das entspricht einer Tagesdosis von 1000 Mikrogramm pro Tag (40.000 IE/d).
Das ist also die 80-fache Dosis von dem, was Ärzte für Säuglinge empfehlen!
Wie geht es dem Baby jetzt?
Die Verabreichung von Vitamin D3 wurde auf der Stelle von den Ärzten gestoppt. Der Zustand des Babys verbesserte sich schnell nach der Behandlung auf der Intensivstation und drei Woche nach der Entlassung liegt der Elektrolythaushalt wieder im Normalbereich.
Vorsicht vor hochdosierten Mitteln aus dem Internet
Generell wird Babys im 1. Lebensjahr eine Vitamin D3-Prohylaxe empfohlen. Hier ist jedoch die richtige Dosis entscheidend und es ist wichtig, dass die Anwendung ausschließlich unter ärztlicher Überwachung erfolgt.
Das Problem ist, dass Nahrungsergänzungsmittel wie du sie in der Drogerie oder dem Internet kaufen kannst, in jeder Dosierung frei verfügbar sind. Werden sie als Arzneimittel verkauft, sind sie ab einer Tagesdosis von über 25 µg verschreibungspflichtig.
Daher betont die Akdä: „Auch vermeintlich harmlose, freiverkäufliche Vitamin-D3-haltige Nahrungsergänzungsmittel können Risiken bergen, insbesondere bei hoher Dosierung/hoher Konzentration.” Es kann leicht zu einer Überdosierung kommen. Davor warnt auch die Stiftung Warentest: Gerade durch die mitgelieferten Pipetten, kann die empfohlene maximale Tagesdosis schnell überschritten werden.
Was kann bei einer Überdosierung von Vitamin D passieren?
Wie auch bei dem aktuellen Fall der Akdä, erhöht eine Überdosierung mit Vitamin D3 den Kalziumspiegel. Anfangs kann es zu vermehrten Urinausscheidungen, sowie Durst und Übelkeit führen. In einem fortgeschrittenen Stadium können Schäden im Nierengewerbe oder unter anderem auch Nierensteine entstehen.