Babypulver-Produktion musste gestoppt werden
In vielen Supermärkten in den USA herrscht seit kurzem Ausnahmezustand: Säuglingsnahrung — kurz “Formula” — ist beinahe überall ausverkauft. Verzweifelte Familien suchen nun überall das lebenswichtige Milchpulver und tätigen Hamsterkäufe, bestellen sich Vorrat im Internet zu überteuerten Preisen oder lassen sich Packungen aus Nachbarstaaten oder gar dem Ausland zuschicken.
Die sogenannte “Babymilch-Krise”, die sich bereits vor Monaten angekündigt hatte, findet nun ihren Höhepunkt. Ausgelöst durch eine Rückrufaktion des Milchpulver-Herstellers Abbot. In einem seiner Werke im Bundesstaat Michigan war Verdacht auf Bakterienbelastung aufgetaucht, nachdem mehrere Babys nach dem Verzehr ins Krankenhaus gekommen waren. Zwei von ihnen starben im Anschluss.
Der Verdacht wurde im Nachgang zwar ausgeräumt, doch die Nahrungsproduktion der Marke Similac musste dennoch gestoppt werden. Bis diese wieder aufgenommen werden kann, werden wohl noch einige Wochen vergehen.
Zuvor hatte unter anderem die Corona-Pandemie schon für Engpässe und Lieferschwierigkeiten gesorgt.
Das Weiße Haus unter Druck
Da in den USA nur circa ein Viertel aller Mütter ihre Babys ohne Zugabe von Milchpulver stillen, bringen die Lieferschwierigkeiten der Säuglingsnahrung viele Eltern an den Rand der Verzweiflung. Die Lieferlücke beträgt mittlerweile beinahe 40 % und ist deutlich zu spüren: Es herrscht gähnende Leere in beinahe jedem Supermarktregal.
Was anfänglich ein wenig belächelt wurde, ist mittlerweile zur nationalen Krise geworden. Den Druck spüren auch Joe Biden und das Weiße Haus deutlich. Der US-Präsident hat sich bereits mit mehreren Herstellern getroffen, um Maßnahmen gegen die Knappheit zu besprechen.
Umfragewerten zufolge kann sich Biden nach der Corona-Pandemie, der Inflation und außenpolitischen Krisen nicht auch noch eine Krise innerhalb der USA leisten.
Familien solidarisieren sich auf Social Media
Unter dem Hashtag #formulashortage wird auf Twitter und Instagram viel diskutiert und debattiert, aber sich auch gegenseitig geholfen. Wer etwas übrig oder zu viel hat, verschenkt oder verschickt Babymilchpulver oder gibt Tipps, wo noch Packungen vor Ort gefunden werden können.