Was im ersten Moment absurd klingt, ist kein Scherz. Das japanischen Pflegeheim Moyai Seiyūkai in Kitakyushu stellt Babys als neues Personal für seine Bewohner ein. Die “Babyworker” sollten zwischen 0 und 4 Jahren alt sein. Die Arbeitszeiten sind flexibel und bezahlt wird unter anderem in Babynahrung und Windeln.
Dafür werden die “Babyworker” eingesetzt
Der Job der Babys? Wenn sie auf der Arbeit ankommen, dürfen die Babys tun und lassen, was sie möchten. Eine berufliche Vorerfahrung ist gar nicht notwendig.
Sie sollen den Senioren Gesellschaft leisten und ihnen den Tag versüßen. Dafür begleiten sie die Bewohner bei Spaziergängen, essen mit ihnen zusammen oder spielen mit ihnen. Kuscheleinheiten gibt es inklusive dazu.
Die Leiterin des Pflegeheims Kimie Gondo regte die ungewöhnliche Mitarbeitersuche an. „Selbst Bewohner, die früher schlecht gelaunt waren oder die ganze Zeit mürrisch aussahen, strahlen jetzt, wenn die Babys kommen, und wirken sehr glücklich“, erklärt sie gegenüber dem Online- und Print-Magazin VICE.
Kein neues Konzept: Senioren und Kinder profitieren
Ganz neu ist die „Babyworker”-Idee nicht. Das Konzept fand schon 1991 in Seattle Zuspruch. Die Bewohner von Providence Mount St. Vincent teilten sich ihre Einrichtung mit einem Kinderheilungsprogramm für Neugeborene bis 5-Jährige.
Im japanischen Moyai Seiyūkai-Pflegeheim scheint diese Form der Verbindung ebenso gut zu funktionieren. Die Heimbewohner haben das Mini-Personal schon längst ins Herz geschlossen. „Ich sehe meine Enkelkinder nicht sehr oft, daher sind die Baby-Worker eine große Freude. Sie würde auch alles stehen und liegen lassen, wenn die Babys und Kleinkinder ankommen“, erzählte die 85-jährige Pflegeheimbewohnerin Kyoko Nakano der New York Times.
Mittlerweile zählen schon über 30 Babys zum Personal des Seniorenheims, die sich um die 120 Pflegeheimbewohner kümmern.
Japans Bevölkerung wird immer älter
Das Moyai Seiyūkai-Pflegeheim befindet sich in Kitakyushu, einer Stadt mit 940.000 Einwohnern im Südwesten von Japan. Auch dort wird deutlich, dass die japanische Bevölkerung immer älter wird. Nach Angaben der japanischen Regierung hat sich die Zahl der Pflegeheime zwischen 2005 und 2020 auf 1,8 Millionen mehr als verdoppelt. Und das Leben kann dort dann sehr einsam und langweilig werden. Schon deswegen sind die “Babyworker” ein schönes Projekt, das uns als Redaktion ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.
Verschiedene Studien konnten jedoch auch klar nachweisen, wie Senioren und Kinder gleichermaßen von dem Kontakt profitieren. Bei älteren Menschen reduziert sich das Krankheits- und Sterberisiko. Zudem kann ihnen mit Aufmerksamkeit und positiver Zuwendung ein Stück „Normalität“ zurückgegeben werden. Bei den Kindern wiederum zeigte sich, dass diese Interaktion die soziale und persönliche Entwicklung fördert.