Embryonen vor 30 Jahren eingefroren: Zwillingsgeburt schreibt Geschichte

30 Jahre eingefroren: Zwillinge wurden geboren
Symbolbild: 30 Jahre alte Embryonen erblicken das Licht der Welt
@ Bigstock / Vad-Len

USA / Oregon – Vor 30 Jahren hatte ein anonymes Ehepaar eine In-vitro-Fertilisation durchgeführt. Dabei wurden drei Embryonen zu viel produziert und bei minus 200 Grad Celsius auf Eis gelegt, um sie zu konservieren. Seitdem warteten sie auf passende Empfänger – bis vor wenigen Monaten. Die 30 Jahre alten Embryos führten nun zu einer Zwillingsgeburt.

Möglicherweise die längste Einfrierung der Geschichte

Am 31. Oktober erblickten die Zwillinge Lydia und Timothy Ridgeway das Licht der Welt. Und zwar 30 Jahr nach ihrer Zeugung. Nach Angaben des amerikanischen National Embryo Donation Center sind die Babys möglicherweise die am längsten eingefrorenen Embryonen, die jemals zu einer Lebendgeburt geführt haben.

Die bisherige Rekordhalterin war Molly Gibson. Geboren wurde sie im Jahr 2020 aus einem Embryo, der knapp 27 Jahre lang eingefroren war.

Es ist generell möglich, dass ein älterer eingefrorener Embryo eingesetzt wird. Zwar verfolgen die US-amerikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention die Erfolgsraten und Daten im Zusammenhang mit Reproduktionstechnologien, aber nicht, wie lange die Embryonen eingefroren sind. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass ein noch älterer Embryo als im vorliegenden Zwillings-Fall jemals zu einer Lebendgeburt geführt hat.

Embryonen wurden fast drei Jahrzehnte aufbewahrt

Die Embryonen wurden mithilfe einer In-vitro-Fertilisation von einem unbekannten Ehepaar gezeugt und am 22. April 1992 eingefroren. Die Spender damals: ein Ehemann Anfang 50 und eine 34-jährige Eizellspenderin.

Fast drei Jahrzehnte lang lagerten die Embryonen auf winzigen Stäbchen, die in flüssigem Stickstoff bei fast minus 200 Grad Celsius in einem Gerät aufbewahrt wurden.

Die Embryonen wurden bis 2007 in einem Kinderwunschlabor an der Westküste aufbewahrt. Dann spendete das Paar, das sie gezeugt hatte, die Embryonen an das National Embryo Donation Center in Knoxville, Tennessee, in der Hoffnung, dass ein anderes Paar sie verwenden könnte. Die fünf Embryonen wurden über Nacht in speziell ausgestatteten Tanks nach Knoxville gebracht, so Dr. John Gordon, der Arzt der Ridgeways.

Ehepaar Ridgeway entschied sich für Embryonenadaption

Philip und Rachel Ridgeway haben zwar vier eigene Kinder zwischen zwei und acht Jahren, allerdings wollten sie sich nicht auf eine bestimmte Anzahl von Kindern festlegen. Als sie dann von der Embryonenadoption hörten, dachten beide, dass es etwas sei, was sie machen möchten.

„Wir waren nicht auf der Suche nach den Embryonen, die am längsten eingefroren waren“, sagte Philip Ridgeway. „Wir wollten einfach die, die am längsten gewartet haben.“

Ein Risiko für Mutter und Kind

Sowohl die Amerikanische Gesellschaft für Reproduktionsmedizin als auch die CDC empfehlen, jeweils nur einen Embryo zu übertragen, da bei mehreren Embryonen die Wahrscheinlichkeit für Zwillinge steigt. Das wiederum erhöhe das Risiko für Mutter und Kind.

Bei Zwillingen ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie zu früh geboren werden, zerebrale Lähmungen entwickeln, an Autismus leiden oder eine Totgeburt erleiden.

Obwohl das Risiko bestand, hielt es Rachel nicht davon ab, sich alle drei Embryonen einsetzen zu lassen. Im Gespräch mit CNN erinnert sie sich daran, dass sie Tränen in den Augen hatte und sagte: „Sie haben mir gerade ein Bild von meinen drei Kindern gezeigt. Ich muss sie alle haben.”

Embyronentransfer war erfolgreich

29 Jahre und 10 Monate nach dem Einfrieren wurden die Embryonen dann am 2.März bei Rachel eingesetzt. Bei zweien der Embryonen verlief der Transfer erfolgreich. Die gewünschten drei Kinder aus drei Embryos waren Rachel also nicht vergönnt. Studien zufolge führen 25 bis 40 % der eingefrorenen Embryotransfers zu einer Lebendgeburt.

Einige Monate später durfte dann die ganze Familie die Zwillinge Lydia und Timothy willkommen heißen. Zwei Kinder, die schon mit ihrer Geburt Geschichte geschrieben haben.

Quellen