Das Wichtigste in Kürze:
- In Tierversuchen hat die EMA nachgewiesen, dass das in Fencheltee enthaltene Estragol krebserregend sein kann
- Der Estragol-Inhalt in Fencheltees kann stark schwanken, deshalb rät die EMA dringend vom Verzehr ab
- Kinderarzt Dr. Ralf Brügel betont aber, dass Eltern nicht in Panik verfallen müssen
Estragol ist krebserregend und schädigt die Leber
Fencheltee gilt als beliebtes und bewährtes Hausmittel gegen Bauchweh, Husten und andere Wehwehchen bei Babys und Kleinkindern. Daher dürfte die Mitteilung der europäischen Arzneimittelagentur EMA viele Eltern überraschen: das unter anderem in Fenchel enthaltene Estragol ist genverändernd und krebsfördernd. Auch soll es die Leber schädigen.
Estragol verleiht dem Fencheltee seinen süßen Anisduft – ist aber besonders für Babys und Kleinkinder gefährlich.
Kein Fencheltee für Kinder unter 4 Jahren
Ganz neu ist die Erkenntnis tatsächlich nicht, die EMA hat sie nur noch einmal bestätigt. In Tierversuchen mit sehr hohen Dosen wurden durch Verzehr von Estragol schädigende Wirkungen nachgewiesen. Der in Fencheltee enthaltene Anteil von Estragol kann stark schwanken. Daher gibt die EMA folgende dringende Empfehlungen ab:
- Kinder von 0 bis 4 Jahren sollten überhaupt keinen Fencheltee zu sich nehmen
- Kinder von 4 bis 12 Jahren nur in sehr geringen Dosen
Obwohl Fencheltee von Kinderärzten seit Jahren als wirksames Mittel gegen Blähungen und Bauchweh bei kleinen Patienten empfohlen wird, ist die negative Wirkung von Estragol seit langem bekannt. Schon 2007 empfahl das “Committee on Herbal Medicinal Products” (HMPC) der EMA den Verzicht auf Arzneimittel auf Fenchelbasis unter vier Jahren.
“Extremst geringe Wahrscheinlichkeit” eines Schadens bei Kindern
Dennoch dürfte die nun offiziell ausgesprochene Warnung der EMA vor Fencheltee viele Eltern schockieren. Haben sie ihr Kind etwa vergiftet, indem sie ihm Fencheltee verabreicht haben?
Hier rät Kinderarzt Dr. Ralf Brügel, Experte im Hallo:Eltern-Team, zu Ruhe und Besonnenheit: “Ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit, dass da im Alltag irgendwas passiert ist, extremst gering ist.”
Wer nur ab und zu Fencheltee verabreicht habe, müsse sich keine sorgen machen. Es sei zwar theoretisch möglich, dass ein Kind Dosen zu sich nimmt, die gefährlich werden könnten – dafür müssten Eltern es aber mit stark aufgebrühtem Fencheltee “mästen”, so Dr. Brügel.
Experte: Fencheltee-Verbot ist richtig
Dennoch hält der Arzt das Verbot von Fencheltee durch die EMA für in Ordnung und betont: “Wir müssen das den Eltern jetzt einfach beibringen: Lasst die ersten vier Jahre den Fencheltee auf jeden Fall weg.”
Nach Ansicht von Dr. Brügel benötigen Kinder keinen Fencheltee als Wunderwaffe gegen Bauchweh oder Blähungen. Bei dem, was oftmals unter diesen Begriffen diagnostiziert wird, handele es sich ohnehin oft um Regulationsstörungen. “Vielleicht hilft die Aufregung um den Fencheltee also, dass man über das Thema Regulationsstörungen mehr spricht und erfährt”, so der Kinderarzt.